Trotz wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten sowie tiefgreifender Veränderungen im Konsumverhalten bleibt der Luxusmarkt stabil. Der weltweite Umsatz der Branche wird 2025 voraussichtlich rund 1,44 Billionen Euro erreichen.
Unter der Oberfläche zeigt sich jedoch ein tiefgreifender Wandel: Luxus wird zunehmend über Erlebnisse definiert, nicht mehr allein über Besitz. Die Kundschaft rund um den Globus bevorzugt inzwischen „erlebnisorientierten Genuss“ statt „demonstrativem Konsum“ und setzt neue Statussymbole in Bereichen wie Wellness und Selbstbelohnung.
Luxuserlebnisse – von Hotellerie über Kreuzfahrten bis hin zur Gourmetküche – treiben folglich das Marktwachstum voran, während klassische Segmente wie Luxusautos stagnieren.
Das hat die aktuelle „Luxury Goods Worldwide Market Study“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company und des italienischen Luxusgüterverbands Fondazione Altagamma ergeben.
Luxusindustrie im Wandel
Der Markt für persönliche Luxusgüter bleibt 2025 mit einem erwarteten Volumen von rund 358 Milliarden Euro weitgehend stabil – nach 364 Milliarden Euro 2024 und 368 Milliarden Euro 2023. Die Nachfrage der Superreichen stützt weiterhin das obere Segment, während sich das Segment der sogenannten erschwinglichen Luxusgüter insgesamt zurückhaltender entwickelt.
Für die Branche beginnt nun eine Phase qualitätsorientierten Wachstums.

„Nach einer Ära des Kaufrauschs haben sich Erlebnisse und Emotionen zum zentralen Wachstumsmotor der Luxusindustrie entwickelt. Der Markt zeigt sich weiterhin robust, bleibt jedoch nicht unberührt von makroökonomischen Herausforderungen und bewegt sich in einem fragilen globalen Gleichgewicht. Die Expansion wird sich künftig auf weniger, aber wirkungsvollere Standorte konzentrieren – ein Wandel hin zu einem bewussteren, erlebnisgetriebenen Modell“, erklärt Bain-Partnerin und Branchenexpertin Marie-Therese Marek.
Rückenwind für Gourmetgastronomie und Reisen
Mit Blick auf die einzelnen Marktsegmente zeigt sich ein uneinheitliches Bild:
Der Bereich Luxusautos verzeichnet rückläufige Volumina über alle Preisklassen hinweg – stabil bleibt lediglich das oberste, sportorientierte Segment. Yachten und Privatjets bleiben hingegen wichtige Wachstumstreiber. Der Markt für Fine Art stagniert. Auch edle Weine und Spirituosen entwickeln sich insgesamt eher verhalten, wobei sich, laut Studie, insbesondere Premium-Schaumweine und italienische Rotweine positiv abheben.
Ein deutlicher Aufschwung ist hingegen in der Gourmetgastronomie zu beobachten – vor allem in Asien, dem Nahen Osten und exklusiven Ferienregionen, getragen von einer jüngeren, erlebnisorientierten Generation.
Darüber hinaus definieren neue Erlebnisfelder wie Reiseaktivitäten, Safaris und exklusive Sportarten den modernen Luxus neu – mit einem klaren Fokus auf unmittelbare Exklusivität und persönliche Erfahrung.
Persönliche Luxusgüter
Der Markt für persönliche Luxusgüter dürfte 2025 insgesamt weitgehend stabil bleiben, steht jedoch vor makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten – und damit an einem Wendepunkt, da die Performance im vierten Quartal maßgeblich sein wird, um das Jahr erfolgreich abzuschließen. Innerhalb dieses Marktes führt der Schmuckbereich das Wachstum an – mit einem erwarteten Plus von 4 bis 6 Prozent.
Treiber sind eine stabile Nachfrage, die emotionale Bindung der Kundschaft sowie der Trend hin zu individualisierbaren Designs.

Das Beauty-Segment bleibt stabil, wobei Parfums die dynamischste Unterkategorie darstellen. KI-gestützte Personalisierung gewinnt weiter an Bedeutung, während Premium-Hautpflege und Make-up unter einer zunehmenden Leistungspolarisierung zwischen den Marken leiden.
Der Uhrenmarkt zeigt laut der Studie eine wachsende Zweiteilung: Während hochwertige Modelle florieren, befeuern Zölle und Preisdruck den Wiederverkaufsmarkt.
Im Modesegment erholt sich der Bereich des sogenannten erschwinglichen Luxus – getragen vom Erfolg jener Marken, die es verstehen, die preisbewusste, aber markentreue Kundschaft anzusprechen, Stammkundschaft zu reaktivieren und die Generation Z gezielt zu gewinnen.
Regionale Unterschiede – Naher Osten als Wachstumstreiber
Auf regionaler Ebene zeigt sich der globale Luxusmarkt 2025 von ungleichen Entwicklungen und veränderten Verbraucherdynamiken geprägt.
In China dürften die Luxusausgaben 2025 (zu konstanten Wechselkursen) um 3 bis 5 Prozent zurückgehen, da sich Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend lokalen, erschwinglicheren Marken und erlebnisorientierten Kategorien zuwenden.
In Japan schwächt sich das Wachstum nach einem starken Jahr 2024 ab – vor allem infolge eines rückläufigen Tourismus.
Auch Europa steht vor einer Abkühlung: Der Luxusmarkt dürfte 2025 um 1 bis 3 Prozent sinken, gebremst durch nachlassende Touristenzahlen, einen starken Euro und anhaltende geopolitische Spannungen.
Die amerikanischen Märkte bleiben stabil mit einem erwarteten Wachstum von 0 bis 2 Prozent. Treiber sind die belebte Nachfrage in den USA sowie der Ausbau des Luxusangebots in Mexiko und Brasilien.
Der Nahe Osten zeigt sich als die dynamischste Wachstumsregion mit einem Plus von 4 bis 6 Prozent, gestützt vom starken Tourismus in Dubai und Abu Dhabi sowie einer anhaltenden Nachfrage in Saudi-Arabien. Zudem entsteht eine neue Welle aufstrebender Märkte, die das globale Luxusgefüge verändert. Der Nahe Osten, Lateinamerika, Südostasien, Indien und Afrika erreichen 2025 zusammen ein Marktvolumen von rund 45 Milliarden Euro – vergleichbar mit der Größenordnung von Festland-China.
Kundenbasis und Kaufverhalten
Auch die Luxuskäuferbasis wandelt und differenziert sich weiter. Ihre Zahl sank von 400 Millionen im Jahr 2022 auf rund 340 Millionen im Jahr 2025. Die Neukundengewinnung ging zwischen 2024 und 2025 um etwa 5 Prozent zurück, während das Interesse am Luxuskauf spürbar nachließ:
Der Anteil aktiver Käuferinnen und Käufer fiel von 60 Prozent im Jahr 2022 auf aktuell nur noch 40 bis 45 Prozent der potenziellen Zielgruppe.
„Parallel verändert sich das Konsumverhalten: Kundinnen und Kunden kaufen seltener, aber gezielter und bevorzugen kleinere Belohnungen sowie Rabattkanäle. Der Fokus verschiebt sich neben Erlebnissen zunehmend hin zu erschwinglicheren Alternativen und dem Wiederverkauf – ein Zeichen für die strukturelle Neuausrichtung des Luxuskonsums“, meint Marie-Therese Marek.
Das Ausgabenniveau der „Big Spender“ bleibt hingegen stabil: Ihr Marktanteil stieg von 30 Prozent (88 Milliarden Euro) im Jahr 2019 auf 45 Prozent (165 Milliarden Euro) im Jahr 2024 und verharrt 2025 bei rund 46 bis 47 Prozent.

Profitabilität sichern und Markenfokus schärfen
Die Luxusgüterbranche steht derzeit unter Margendruck, wodurch ihre Rentabilität spürbar zurückgefallen ist.
Hauptursachen sind gestiegene Betriebskosten und Schwierigkeiten, das Umsatzwachstum nachhaltig zu sichern. Die EBIT-Margen (Gewinn vor Zinsen und Steuern) ausgewählter Marken im Bereich persönlicher Luxusgüter, die 2012 mit 23 Prozent ihren Höchststand erreichten, dürften 2025 bei nur noch 15 bis 16 Prozent liegen.
Dieser Margenrückgang hat in den vergangenen zwölf Monaten in der Branche zu einem geschätzten Verlust von rund 100 Milliarden Euro beim gesamten Unternehmenswert geführt.
„Luxusmarken erweitern ihre Reichweite, indem sie in neue, niedrigere Einstiegskategorien vordringen – über klassische Linien wie Sneakers oder Kleinlederwaren bis hin zu Gastronomie und Wellness“, so die Expertin.
Mit steigenden Preisen und wachsendem Interesse stehen sie vor zwei Herausforderungen: markenaffine Kundschaft zurückzugewinnen und ihre Expansion glaubwürdig zu gestalten.
„Zukunftsfähig sind Marken, die zu einer zielgruppenspezifischen Ansprache übergehen, Trends aktiv prägen sowie Ethik, Nähe und Glaubwürdigkeit fest in ihr Wertversprechen integrieren“, führt Marie-Therese Marek weiter aus.
Ausblick
Mit Blick nach vorn kommt die Studie zu dem Schluss, dass ein jährliches Wachstum von 4 bis 6 Prozent im Markt für persönliche Luxusgüter weiterhin realistisch ist. Dieses stützt sich vor allem auf eine erneut steigende Konsumentenbasis und eine anhaltend stabile Nachfrage. Bis 2035 dürfte das Marktvolumen in diesem Bereich weltweit zwischen 525 und 625 Milliarden Euro liegen, während der Gesamtmarkt auf 2,2 bis 2,7 Billionen Euro zulegen könnte.
„Die Luxusbranche steht an einem Wendepunkt. Regionale Ungleichgewichte, Preisdruck und fragmentierte Konsumentenstrukturen fordern die Branche heraus. Um profitabel zu bleiben, müssen Marken operative Exzellenz mit KI-gestützter Effizienz verbinden – ohne dabei an Begehrlichkeit zu verlieren. Die Zukunft des Luxus liegt auch in einem klaren Werteverständnis – Ethik, Emotion und Erlebnis werden zu den entscheidenden Treibern nachhaltigen Erfolgs“, ergänzt Marie-Therese Marek abschließend.
