Eigenheimfinanzierung und einhergehende veränderte Voraussetzungen

Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstand bei cfp, nennt zentrale Fragen, die man sich vor dem Erwerb stellen sollte.
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Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied beim Österreichischen Verband Financial Planners.

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Ein Eigenheim ist nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch eine langfristige Investition und ein bedeutendes finanzielles Engagement. In Österreich haben sich die Voraussetzungen für die Finanzierung in den letzten Jahren stark verändert.

Die jüngsten Entwicklungen im österreichischen Immobilienmarkt haben für Konsumenten neue Herausforderungen geschaffen. Strengere Kreditvergaberegeln und die damit einhergehende sinkende Nachfrage haben den fortlaufenden starken Preisanstieg bei Immobilien allmählich gebremst.

Mehr als eine Investition

In einer sich ständig verändernden Immobilien- und Finanzlandschaft kann der Prozess der Eigenheimfinanzierung sowohl aufregend als auch entmutigend sein. Es lässt sich nicht leugnen, dass es sich bei der Immobilienfinanzierung um eine komplexe Angelegenheit handelt, bei der zahlreiche Faktoren beachtet werden müssen.

Immerhin ist ein derartiges Investment immer an einen hohen Betrag gebunden, der zumeist in den sechs- oder siebenstelligen Bereich hineinreicht. Vor diesem Hintergrund nennt Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied beim Österreichischen Verband Financial Planners, vier wichtige Punkte, mit denen sich Konsument:innen auseinandersetzen sollten, bevor sie das Vorhaben angehen.

1. Entscheidungsfindung – Bau oder Kauf?

Die Entscheidung, ob man ein Haus kauft oder baut, hängt in hohem Maße von der persönlichen Situation und den individuellen Präferenzen ab. Der Bau eines Hauses bietet zwar mehr Kontrolle und Anpassungsmöglichkeiten in Bezug auf die Gestaltung, erfordert aber auch mehr Planung und verursacht potenziell höhere Kosten.

© PantherMedia / Tiko0305
Eigenheimfinanzierung und einhergehende veränderte Voraussetzungen

Der Kauf einer bestehenden Immobilie ist weniger aufwendig und möglicherweise kostengünstiger, bietet aber weniger Flexibilität. In beiden Fällen erfordert die Finanzierung eines Eigenheims eine umfassende Vorplanung.

„Es ist wichtig, dass man sich frühzeitig Gedanken macht, wie man wohnen will und auch Eigenmittel dafür aufbaut. Hierbei sollte man die eigenen finanziellen Möglichkeiten realistisch einschätzen und Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben planen. Dabei darf nicht in Vergessenheit geraten, dass neben den eigentlichen Kosten für das Haus oder die Wohnung auch Nebenkosten wie Notargebühren, Grunderwerbsteuer und Maklerprovisionen anfallen können. Diese betragen rund 10 Prozent des Kaufpreises“, erläutert Sonja Ebhart-Pfeiffer.

2. Wohnkredit – Fixer oder variabler Zinssatz?

Die Entscheidung für das richtige Zinsmodell ist beim Aufnehmen eines Wohnkredits von großer Bedeutung. Man kann einen Fixzinssatz vereinbaren oder einen variablen Zinssatz wählen. Beide Varianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile.

Fixe Zinsen bieten Planungssicherheit und erlauben eine genaue Kalkulation der monatlichen Kreditrate und des Haushaltsbudgets über längere Zeit.

Variable Zinsen hingegen unterliegen starken Schwankungen. In einem Wirtschaftsabschwung können sie teurer sein, doch bei niedrigeren Leitzinsen sind sie oft günstiger.

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Eigenheimfinanzierung und einhergehende veränderte Voraussetzungen

Fixzinssätze über einen längeren Zeitraum sind üblicherweise höher als die variablen Zinsen, was zu höheren Kreditraten führt. Derzeit haben wir jedoch eine Ausnahmesituation: die Zinskurve ist invers, das bedeutet die langfristigen Zinsen sind niedriger als die aktuellen Marktzinsen. Daher ist beispielsweise ein 20-jähriger Fixzinssatz aktuell niedriger als die variablen Zinsen, die wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren auch noch etwas ansteigen werden.

„Jeder der jetzt einen Immobilienkredit aufnimmt, sollte einen langen Fixzinssatz anstreben und Pönale-freie Sondertilgungen vereinbaren“, rät Sonja Ebhart-Pfeiffer. Eine Kombination aus beiden Modellen, also eine Teilung des Kreditvolumens auf zwei Kreditverträge, kann je nach persönlicher Risikoneigung und Markteinschätzung eine attraktive Option sein.

3. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Immobilienkauf?

Die jüngsten Entwicklungen im österreichischen Markt haben neue Herausforderungen geschaffen. Seit Inkrafttreten der sogenannten KIM-VO (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) dürfen Wohnbaukredite nicht mehr länger als 35 Jahre laufen, der Eigenmittelanteil muss mindestens 20 Prozent betragen und die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen.

Dies hat vor allem zu einem Einbruch bei der Neuvergabe von Immobilienkrediten geführt. In Kombination mit der Inflation und steigenden Zinsen, haben die geänderten Rahmenbedingungen jedoch dem Preisanstieg von heimischen Immobilien einen Dämpfer verpasst.

© PantherMedia / SIphotography
Eigenheimfinanzierung und einhergehende veränderte Voraussetzungen

„Ob durch das Abflachen der Preise Immobilien auf lange Sicht wieder leistbarer werden, ist noch offen. Natürlich ist der richtige Zeitpunkt auch von der individuellen Lebenssituation und den finanziellen Zukunftsplänen abhängig. Es ist jetzt aber wichtiger denn je, sich gründlich zu informieren und möglichst früh mit dem Eigenkapitalaufbau zu beginnen“, konstatiert Sonja Ebhart-Pfeiffer.

4. In welchem Bereich sollte ich nach Unterstützung suchen?

Eine professionelle Finanzberatung bietet bei der Finanzierung des Eigenheims eine große Unterstützung, um die verschiedenen Optionen zu verstehen, den Überblick über die Finanzen zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ein guter Berater bietet nicht nur Unterstützung bei der Finanzierung eines Eigenheims, sondern berät auch ganzheitlich in puncto Versicherungen. Denn eine Immobilie sollte auch gegen elementare Risiken durch eine Gebäudeversicherung abgesichert werden. Außerdem empfiehlt es sich, eine Haushaltsversicherung abzuschließen, um auch die beweglichen Gegenstände im Haus gegen Schaden und Diebstahl abzusichern. Bei der Auswahl des passenden Beraters ist es wichtig, auf Zertifizierungen zu achten. Diese lassen auf Qualität und Seriosität schließen. Für viele Menschen ist das Eigenheim ein Lebensziel. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung kann dieser Traum Wirklichkeit werden.

„Die Wahl der richtigen Finanzierungsstrategie kann den Unterschied zwischen einem finanziell sicheren Eigenheim und einem finanziellen Desaster ausmachen. Eine professionelle Finanzberatung kann dabei helfen, Risiken zu minimieren und das Beste aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu machen“, betont Sonja Ebhart-Pfeiffer abschließend.

https://www.cfp.at

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