„Die Fahrzeugindustrie ist eine Leitbranche in Österreich und Motor für Innovation, Wachstum, Arbeitsplätze, Wohlstand und Lebensqualität in unserem Land“, postuliert IV-Präsident Georg Knill. „Der Erfolg dieser Unternehmen und ihrer Beschäftigten auf den internationalen Märkten muss daher in unser aller Interesse sein – und dafür braucht es planbare, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und einen Automotive-freundlichen Standort, der auch im Ausland als solcher wahrgenommen wird.“
Dies gelte angesichts des massiven Wandels – angetrieben durch die digitale und grüne Transformation – umso mehr. Die Fahrzeugindustrie – von der Entwicklung und Herstellung von Autos, Motorrädern und Nutzfahrzeugen bis zu den damit verbundenen Dienstleistungen – sichert 355.000 Arbeitsplätze. Jeder zwölfte Euro, der österreichweit erwirtschaftet wird, lässt sich auf diesen Wirtschaftssektor zurückführen. „Zudem leistet die Branche viel für die individuelle Freiheit und die Bedürfnisse der Menschen“, meint Knill.
Zu hohe regulatorische Belastungen
Eine massive Bürde für die Zukunft des heimischen Automotive-Standorts seien ständig zunehmende regulatorische Belastungen und steigende Abgaben. Österreich gehöre bereits jetzt zu den am höchsten besteuerten EU-Ländern im automotiven Bereich.
„Die Fahrzeugindustrie ist weltweit tätig und trifft Investitions- und Standortentscheidungen zutiefst rational“, erklärt Günther Apfalter, President Magna Europe & Asia. „Hohe Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes ist essenziell für Volkswirtschaften, die auf Wertschöpfung und Beschäftigung durch die Automobilbranche bauen wollen.“
Helmut List (geschäftsführender Gesellschafter der AVL List GmbH) verweist auf die Innovationskraft der Branche: Der Anteil der Mobilitätsindustrie an den gesamten unternehmensinternen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich beträgt 10,3 Prozent. Diese Stärke dürfe nicht durch voreilige Festlegung auf eine Zukunftstechnologie beeinträchtigt werden. „Wann und ob sich in Richtung Klimafreundlichkeit eine Antriebstechnologie durchsetzen wird, ist aus heutiger Sicht noch offen“, meint List. „Untersuchungen zeigen: Österreich verliert Bruttowertschöpfung bei einer überhasteten und nicht technologieoffenen Umstellung auf die Antriebsarten der Zukunft.“
Die Industrie plädiert bei den Antriebstechnologien für einen ausgewogenen Mix und einen Pfad in Richtung Klimaziele, der sich die Stärken der verschiedenen Antriebssysteme zunutze macht. Die Fahrzeugindustrie sehe die Klimaschutzziele als Chance für Innovation und Wachstum.
Dauerproblem Fachkräftemangel
Eine massive Herausforderung bleibt für die Mehrheit der Unternehmen in der Fahrzeugindustrie der Fachkräftemangel. „Wir beobachten mit Sorge, dass das öffentliche Schlechtreden des Automobils junge Menschen von den klassischen Studienrichtungen der Fahrzeugbranche zusehends fernhält“, klagt F. Peter Mitterbauer, CEO der Miba AG. „Hier müssen wir dringend gegensteuern. Denn die Job- und Verdienstmöglichkeiten sind gerade hier überdurchschnittlich.“ Die Industrie übernehme hier Verantwortung. „Nach wie vor hat die Lehrlingsausbildung einen sehr hohen Stellenwert in den Unternehmen“, so Mitterbauer. Unter anderem plädiert die Industrie für verstärkte Berufsorientierung, konkret eine bessere Abstimmung zwischen Schulen (v.a. HTL) bzw. Hochschulen und der Fahrzeugindustrie, um Aktualität und Zukunftsrelevanz der vermittelten Bildungsinhalte sicherzustellen.
Knill: „Wir müssen heute die Weichen für ein erfolgreiches Fahrzeugland Österreich stellen. Dabei müssen die Unternehmen beim digitalen und grünen Wandel bestmöglich durch die Öffentlichkeit und Politik begleitet werden. Denn es geht um sehr viel: Arbeitsplätze, Wohlstand, Lebensqualität und Zukunftschancen.“