Vor wenigen Jahren waren sie das Schlagwort in der Talentsuche, die sogenannten „Fringe Benefits“. Darunter werden Zuwendungen und Vergünstigungen unterschiedlichster Natur verstanden. Früher waren Dienstwagen und -handy das Nonplusultra, heute sind es eher Jahreskarten für die Öffis. Aber oft unterschätzt in ihrer Wirkung werden „steuerfreie Arbeitgeberleistungen“. Dabei bieten gerade diese, sagt Steuerberaterin Claudia Rieckh-Rupp von Deloitte in Tirol, ganz neue Chancen: „Viele Betriebe gewähren ihren Mitarbeiter:innen Vergünstigungen zusätzlich zu Lohn und Gehalt – als Ausdruck der Wertschätzung, zur Motivationssteigerung und um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Für die Mitarbeiter sind diese Zuwendungen unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei – und damit ein interessanter Mehrwert zur reinen Entlohnung.“ Allerdings, so Rieckh-Rupp, müssen viele Benefits, um steuerfrei zu sein, allen Mitarbeiter:innen oder ganzen Mitarbeitergruppen gewährt werden. Individuelle Belohnungen sind steuerfrei nur selten möglich. Und da sind Mahlzeiten und Getränke am Arbeitsplatz bzw. auch über Lieferdienste, die der Arbeitgeber freiwillig gratis oder verbilligt zur Verfügung stellt, besonders beliebt. Mit dem Essenszuschuss können Beschäftigte von einer staatlich geförderten Mahlzeit profitieren, auch ganz ohne Kantine. Bis zu acht Euro der Verpflegungskosten können dabei täglich vom Arbeitgeber übernommen werden. Kaum jemand weiß dazu besser Bescheid als die Profis von Edenred.
Digitale Gutscheinlösungen liegen im Trend
Seit 10 Jahren bietet Edenred elektronische Prepaid-Geschenkkarten, seit 2018 auch eine digitale Möglichkeit der Mittagsverpflegung. Sie können für Online-Shopping rund um die Uhr, aber auch im stationären Handel benutzt werden. Die Zahlung erfolgt über Mastercard Terminals, mit NFC und mobiler Zahlung sind auch kontaktlose Transaktionen möglich. Diese Lösungen kommen gut an im Markt, Edenred kann auf eine Reihe bekannter Namen aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung verweisen. Edenred-Geschäftsführer Christoph Monschein zählt beispielsweise A1, waterdrop, Eloop, Österreichische Staatsdruckerei, Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV), Energie AG OÖ, Iglo Österreich oder Deloitte zu seinen Kunden. Sie profitieren von den vielfältigen Edenred Karten und Gutscheinen – freiwillige Sozialleistungen, die MitarbeiterInnen von ihrem Arbeitgeber erhalten und die unter entsprechenden Voraussetzungen von den Lohnnebenkosten und der Sozialversicherung befreit sind.
Verstärkte Nachfrage seit der Pandemie
„Es gibt einen starken Trend zu unserem Geschäft und unseren Leistungen“, sagt Monschein, „das liegt auch an den neuen steuerlichen Rahmenbedingungen: Ein steuerfreies Mittagsessen ist für Mitarbeiter:innen nun bis zu 8 Euro am Tag – statt wie bis zum Jahr 2020 bis zu 4,40 Euro täglich – möglich. Ein weiterer Vorteil: Man kann auch kumuliert konsumieren oder am Wochenende sowie sogar auch Einladungen aussprechen. Ich kann also, um ein Beispiel zu geben, Gutscheine sammeln und dann um 200 Euro mit meiner Familie essen gehen.“
In der Corona-Pandemie hat das Geschäftsmodell neuen Schwung erhalten. „Wir können die Produkte digital anbieten und abwickeln, es braucht keine Zahlscheine mehr, auch App-Einbindung ist möglich. Damit decken wir auch Essensbestellplattformen ab“, meint Monschein. Gerade in der Pandemie hätten Arbeitnehmervertreter auf neue Lösungen in der Mitarbeiterverpflegung gepocht. „Da kam viel Druck seitens der Belegschaftsvertretung“, sagt Monschein, „weil ja beispielsweise die Kantinen über Monate geschlossen hatten. In den letzten Monaten wurden unsere Leistungen noch einfacher, besser und vor allem breiter einlösbar. Mit unseren neuen Lösungen können wir auch optimale Reichweite im Bereich des Homeoffice anbieten.“
Monschein sieht den wachsenden Markt für steuerbegünstigte Mitarbeiterverpflegung auch als Ausdruck des Willens, ein guter und attraktiver Arbeitgeber zu sein. „Ich muss meinen Leuten Gutes tun, Cash allein reicht nicht. Die Arbeitnehmer haben mehr Wahlmöglichkeiten und sozusagen Macht, Stichwort: Talentsuche“, erklärt Monschein.
Rasantes Wachstum
Edenred selbst hat in Österreich rund 40 Beschäftigte, das Unternehmen wächst rasant und verfügt aktuell über 12.000 Einlösestellen je nach Produkt. Mittagsgutscheine werden in 8.000 Restaurants plus 4.000 Supermärkten, Bäckereien und Fleischereien akzeptiert, im Handel und verstärkt über die vorhin genannten Essensplattformen: „Seit wir mit mjam kooperieren, ist das Geschäft fast durch die Decke gegangen“, lächelt Monschein, „da ist die Nachfrage gewaltig. Auch der Lebensmittel-Lieferdienst Alfies ist sehr gefragt.“
Über 3.000 Unternehmen vertrauen bereits auf die Edenred-Kompetenz, und es werden täglich mehr: „Wir wollen auch heuer wieder um 50% wachsen“, gibt Monschein die Marschrichtung vor. Die Produktwelt sei einfach und hochattraktiv, wobei am attraktivsten wohl die Mittagessen-Lösung sei: „Ich kann so 8×220 Arbeitstage oder umgerechnet 1.760,- Euro steuerfrei erhalten bzw. als Unternehmen an die Mitarbeiter:innen geben. Das ist noch sehr viel attraktiver als steuerfreien 186 Euro für Weihnachtsgeschenke und entspricht fast dem 10fachen Wert. Daher liegt das Wachstum auch beim Mittagessen-Angebot.“
Enormes Marktpotenzial
Das Marktpotenzial ist jedenfalls beachtlich: In einer FOOD-Barometer-Befragung zeigte sich, dass 66% der Teilnehmer:innen Essensgutscheine als praktische Lösung für die Mittagspause erachten. Und jede/r zweite Befragte hätte ohne Essensgutscheine die Angebote von Restaurants weniger in Anspruch genommen. 24% der Befragten sind sogar der Meinung, sie würden sich dank der Gutscheine gesünder und ausgewogener ernähren. Daher spricht aus Sicht der Beschäftigten viel für diese Lösungen.
Und die Unternehmen? Waren es bisher vor allem große Konzerne oder mit der öffentlichen Hand assoziierte Unternehmen, die ihren Beschäftigten mit Kantinen oder Gutscheinen Vergünstigungen anbieten, so sieht Monschein nun eine ganz andere Zielgruppe: Klein- und Mittelbetriebe. „Wir haben eine Umfrage unter 1.000 Manager:innen in ganz Österreich vor zwei Jahren gemacht“, sagt Monschein, „dabei stellte sich heraus, dass viele Unternehmen einfach nicht wissen, welche Vorteile aus freiwilligen Sozialleistungen für beide Seiten – Firma und Beschäftigte – entstehen können. Da wollen wir aufklären. Vor allem bei den KMU sehe ich große Chancen – auch unter dem Aspekt der Mitarbeiterrekrutierung und -bindung.“
Dank des „gigantischen Wachstums bei den Zustelldiensten“ (Monschein), aber auch einem immer größerem Einlösenetz, wird auch das Angebot immer breiter. „Wir können bei jedem Geschäft, das Mastercard akzeptiert, andocken“, meint Monschein, „damit werden unsere Gutscheine auch in kleinere Dörfer getragen und die Mitarbeiter:innen können im Homeoffice beispielsweise beim regionalen Bäcker oder Gasthaus konsumieren.“
Weiter auf Wachstumskurs
Welche Pläne hat Christoph Monschein für das Unternehmen selbst? „Edenred ist heute die Nummer 2 im Markt, es gibt uns bereits über 30 Jahre, aber wir geben seit 1,5 Jahren richtig Gas in Österreich. Im Vergleich zum Mitbewerb fokussieren wir ausschließlich auf Kooperationen mit Einlösepartnern und betreiben keine eigenen Restaurants oder Kantinen.“
Edenred ist Weltmarktführer im Bereich von Transaktionslösungen für Unternehmen, Arbeitnehmer:innen und Handelspartner und verwaltete im Jahr 2021 ein Geschäftsvolumen von fast 30 Mrd. Euro, das zu 86% digital abgewickelt wurde. In Österreich will Monschein die Digitalisierung vorantreiben, u.a. mit einem webkompatiblen Gutschein, aber auch mit weiteren Lösungen zu den bisher bestehenden Apps wie Apple Pay, Google Pay und Edenred Pay. „Und wir wollen in unsere eigene Arbeitgeberattraktivität investieren, mit einem neuen Standort, einer Mitarbeiteroffensive und neuen Ideen“, betont Christoph Monschein, „wir sind ein Start-up im Edenred-Konzern, weil wir exponentiell wachsen. In den nächsten Jahren wollen wir uns verdreifachen – und da liegen wir gut auf Kurs.“
Mehr Bewusstsein für Gesundheit und Ernährung
Eine verstärkte Nachfrage stellt man auch bei Sodexo fest. Das Unternehmen ist österreichischer Marktführer, wenn es um freiwillige betriebliche Sozialleistungen geht.
Sodexo kann als einziger Marktteilnehmer Unternehmen ganzheitlich aus einer Hand mit Verpflegungslösungen unterstützen – vom Mitarbeiter:innen-Restaurant bis hin zur flexiblen Verpflegung mit dem Restaurant Pass bzw. dem Lebensmittel Pass, der bundesweit im Sodexo-eigenen Akzeptanzpartner-Netzwerk eingesetzt werden kann. Dadurch können sich Arbeitnehmer:innen ganz flexibel nach eigenem Geschmack verpflegen, was für eine „Gleichbehandlung“ der Beschäftigten an Filialstandorten mit den Mitarbeiter:innen an kleineren Standorten ohne Betriebsrestaurant sorgt.
Stärkung der Arbeitgeberattraktivität
Gerade durch die Pandemie hat das Thema Verpflegung an Bedeutung gewonnen, ist man bei Sodexo überzeugt: Zum einen ist das Bewusstsein für gesunde und abwechslungsreiche Ernährung auch während der Arbeit zu Hause gestiegen, zum anderen spüren viele Beschäftigte die Belastung im Homeoffice, u. a. durch gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise. Daher setzen fürsorgende Arbeitgeber:innen den Restaurant Pass bzw. Lebensmittel Pass aktuell noch gezielter zur Motivation und Gesunderhaltung der Beschäftigten ein und stärken dadurch die eigene Arbeitgeberattraktivität.
Insgesamt sieht Sodexo im Zuge der Rückkehr zum „new normal“ am Arbeitsplatz – einen Trend zur Kombination aus Gutscheinkartenlösungen und Vor-Ort-Angeboten wie Work Cafés und Netzwerkmöglichkeiten, wobei Themen wie Sicherheit und Hygiene weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. Betriebliche Zusatz-Benefits zur Unterstützung der Belegschaft werden noch wichtiger und sich noch mehr als heute an den individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten ausrichten. Um die Work-Life-Balance und die betriebliche Gesundheit der Beschäftigten zu verbessern, werden Arbeitgeber allen Mitarbeitenden einen festen Mix betrieblicher Sozialleistungen anbieten.
Auch bei „givve Lunch“ freut man sich über steigende Nachfrage: Ursprünglich gegründet und entwickelt, um den Essenszuschuss zu digitalisieren, wurde das Unternehmen zu einem bedeutenden Player in der Mitarbeiterverpflegung. Heute ist man Teil der französischen Groupe Up, die in 30 Ländern vertreten und ein internationaler Experte im Bereich Loyalty- und Benefit-Programme ist.
Autor: Harald Hornacek