Alles hängt am Wind

Windenergie ist ein Gebot der Stunde. Soeben wurde ein Windpark mit einer Leistung von 143 MW projektiert, der rund 90.000 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen soll. TOP LEADER hat sich die Hintergründe angesehen.
© Siemens
Das Bewusstsein der Konsumenten für ökologisch richtiges Verhalten muss daher entsprechend entwickelt werden.

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Österreich möchte bis 2030 – also innerhalb des nächsten Jahrzehnts – 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in der Vergangenheit bereits wichtige Schritte in Form von Ausbau und Erneuerung (Repowering) von Windparks gesetzt. Eines dieser Repowering-Projekte befindet sich im Burgenland in den Gemeinden Gols und Mönchhof.

Die Bauarbeiten hierzu haben im Herbst 2019 begonnen und werden voraussichtlich Ende 2021 abgeschlossen sein. Der gesamte Windpark wird über eine Leistung von 143 Megawatt verfügen und rund 90.000 Haushalte mit Strom aus erneuerbarer Energie versorgen. Mit 26 Turbinen gehört das Projekt zu einem der größten Windparks in Österreich. Betrieben werden die Anlagen vom burgenländischen Familienunternehmen Püspök Group.

Vorreiter Burgenland

Das Gesamtvolumen an Fremd- und Eigenkapital der geplanten Investitionen in den Windpark beläuft sich auf beachtliche 143 Millionen Euro. Die Europäische Investitionsbank stellt im Rahmen des Fremdkapitals von insgesamt 107,4 Millionen Euro ein Direktdarlehen in Höhe von 71,6 Millionen sowie einen über die UniCredit Bank Austria durchgeleiteten Kredit in Höhe von 35,8 Millionen Euro bereit. Das Direktdarlehen der EIB ist durch eine Garantie des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) besichert, das Kernstück der Investitionsoffensive für Europa. Dabei arbeiten die EIB und die Europäische Kommission als strategische Partner zusammen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu steigern.

„Österreich verfolgt mit Nachdruck den Wechsel zu einer nachhaltigen, wettbewerbsfähigen und sicheren Energieversorgung“, sagt der für das Geschäft der EIB hierzulande zuständige Vize-Präsident Andrew McDowell. „Dem Ausbau der Windkraft kommt bei dieser Energiewende eine wichtige Rolle zu. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Püspök Gruppe und den Bau eines neuen Windparks im Burgenland, das unter den Bundesländern in der Windkraft eine Vorreiterrolle innehat. Der Wechsel hin zu erneuerbaren Energieträgern zählt für uns als EU-Klimabank zu unseren absoluten politischen Kernzielen und ist ein vorrangiger Finanzierungsbereich.“

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind …

„Die Europäische Union bestätigt mit der Transaktion erneut ihr Engagement zur Förderung erneuerbarer Energien in Österreich sowie ihre Unterstützung zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele des Landes“, meint der für Wirtschaft zuständige EU-Kommissar Paolo Gentiloni. „Mit Projekten wie diesem werden wir die Ziele des Europäischen Green Deal umsetzen und bis 2050 Klimaneutralität erreichen.“

Summa summarum zeigt das aktuelle Repowering-Projekt durch die Verdreifachung der Stromproduktion auf der gleichen Fläche, welche technologischen und wirtschaftlichen Fortschritte die letzten zwei Jahrzehnte in der Windkraftnutzung gebracht haben. „Es stellt einen Meilenstein auf dem Weg zur Erreichung der österreichischen Klimaziele dar“, meint Geschäftsführer Lukas Püspök. „Für die Bewältigung der Klimakrise braucht es auch weiterhin große Anstrengungen. Langfristig positive Rahmenbedingungen für den Ausbau der ‚Erneuerbaren‘ müssen endlich Realität werden.“

Hinter den Kulissen

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Sie vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen. Die Investitionsoffensive für Europa ist eine der wichtigsten Maßnahmen der EU zur Stärkung der Investitionen für mehr Wachstum und Beschäftigung. Dazu werden neue und vorhandene Finanzierungsmittel intelligenter genutzt. Die EIB-Gruppe spielt eine zentrale Rolle in der Investitionsoffensive. Dank Garantien aus dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) sind die EIB und der Europäische Investitionsfonds in der Lage, einen größeren Teil des Projektrisikos zu übernehmen. Das erleichtert es privaten Geldgebern, sich ebenfalls an den Projekten zu beteiligen. Ziel der EIB-Gruppe war es, bis Ende 2020 zusätzliche Investitionen von 500 Milliarden Euro anzustoßen. Dieses Ziel hat sie bereits im Juli erreicht und übertroffen (!) Die im Rahmen des EFSI bisher genehmigten Projekte und Vereinbarungen dürften Investitionen von rund 524 Milliarden Euro mobilisieren und rund 1,4 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen in der gesamten Europäischen Union zugutekommen.

Die Püspök Gruppe beschäftigt sich seit 1997 mit der Entwicklung, der Errichtung und dem Betrieb von Windparks. Nach Umsetzung des aktuellen Ausbaus betreibt das familiengeführte Unternehmen Windkraftanlagen mit einer Leistung von in Summe rd. 400 Megawatt. Damit werden rund 260.000 österreichische Haushalte mit sauberem Strom versorgt. Die aktuellen Repowering Projekte (die Erneuerung von Kraftwerken), der WindparkPannonia-Gols sowie der Windpark Mönchhof, bei denen in Summe 25 Altanlagen zur Gänze abgebaut wurden und 30 Neuanlagen aufgebaut werden, liegen in den nordburgenländischen Gemeinden Gols und Mönchhof und sollen bis Ende 2021 fertiggestellt sein.

Für die Beratung der kompletten Finanzierung, Due Diligence und die Finanzdokumentation zeichnet Wolf Theiss verantwortlich. „Nachhaltige Energieversorgung, digitale und soziale Infrastruktur sowie Umwelttechnologien sind Standortfaktoren, die für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Region unerlässlich sind”, fordert der federführende Wolf Theiss Partner Andreas Schmid.

Ein Blick übers Land

Selbstverständlich weht der Wind nicht nur im Burgenland. So hat beispielsweise die Windkraft Simonsfeld in Ernstbrunn im niederösterreichischen Weinviertel mit einer Öko-Stromproduktion von 577 Gigawattstunden für rund 144.000 Haushalte 2019 ihre bisher größte Elektrizitätsmenge erzeugt – mehr als in jedem anderen Jahr ihrer Firmengeschichte seit 1996. Zurückzuführen ist das Rekordergebnis zum einen auf das außergewöhnlich gute Wind Jahr 2019, zum anderen auf den Vollbetrieb von 13 im Jahr 2018 neu errichteten Windkraftwerken. Diese Propeller haben erstmals ein volles Betriebsjahr zur Gesamtproduktion an elektrischer Energie beigesteuert.

Nach der Energie Burgenland Windkraft und der EVN Naturkraft ist die Windkraft Simonsfeld der drittgrößte Windenergieerzeuger in Österreich. Die Firma, die 1996 als GmbH gegründet worden war und 2009 in eine AG umgewandelt wurde, betreibt im Inland 84 Windkraftanlagen und zwei weitere in Bulgarien. Im Geschäftsjahr 2019 hat die Windkraft Simonsfeld einen Umsatz von 42,9 Millionen Euro erwirtschaftet – ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber 2018 und der bisher höchste Erlös der Firmengeschichte. Das Privatunternehmen steht im Eigentum von mehr als 2.000 Aktionären, viele von ihnen kommen aus dem Weinviertel.

Relevant ist das „himmlische Kind“ u.a. auch für die börsennotierte Vienna Insurance Group (VIG), die seit 2007 ununterbrochen im internationalen Nachhaltigkeitsindex FTSE4Good gelistet ist. Der FTSE4Good wurde vom globalen Indexanbieter FTSE Russell ins Leben gerufen, um die Leistung von Unternehmen zu messen, die starke Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken (ESG) aufweisen. Die FTSE4Good-Indizes werden von einer Vielzahl von Marktteilnehmern verwendet, um verantwortungsvolle Investmentfonds und andere Produkte zu schaffen und zu bewerten. „Als börsennotiertes Unternehmen eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen, bildet eine wichtige Bewertungsbasis, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im FTSE4Good-Index kontinuierlich vertreten zu sein, der zu den größten und bedeutsamsten Nachhaltigkeitsindizes weltweit zählt, ist für uns sehr wertvoll. Wir intensivieren bewusst unsere Maßnahmen im ESG-Bereich“, erklärt Elisabeth Stadler, Generaldirektorin der Vienna Insurance Group.

Im Umweltbereich sieht beispielsweise die von der VIG im Vorjahr veröffentlichte Klimawandelstrategie einen schrittweisen Rückzug aus Investitionen im Kohlesektor und den sofortigen Stopp von neuen Versicherungsverträgen für Kohlekraftwerke bzw. -minen vor. Die VIG hat zudem beschlossen, den Anteil an umweltfreundlichen Investitionen zu erhöhen. „Allein 2019 haben wir deutlich mehr als 150 Mio. Euro in Green Bonds investiert und das Volumen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Damit unterstützen wir gezielt Projekte wie Windparks“, so Stadler.

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