WKO – Brauchen neue Prioritäten

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, über die digitale Entwicklung und die in ihr steckenden Potenziale.

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Menschliche Organe aus dem 3D-Drucker; vollkommen neue Varianten in der Werkstofftechnik; Software, die auf Basis künstlicher Intelligenz individuelle Röntgenbilder sekundenschnell mit Millionen von Bildern vergleicht und so wertvolle Diagnosehilfen anbietet – die digitale Entwicklung ist rasant und schafft eine enorme Menge neuer Möglichkeiten. Das ist aber erst der „Gruß aus der Küche“, und was folgen wird, ist kein 3-gängiges Menü, sondern ein 5-, 7-, 8- oder 10-gängiges Menü.

Mancher mag denken: Umbrüche und technologische Innovationen hat es immer schon gegeben. Aber noch nie zuvor waren die Veränderungen so massiv, über alle Wertschöpfungsketten und alle Branchen hinweg, und haben in so einem kurzen Zeitraum stattgefunden.

Die neuen Technologien bieten große Chancen, die Lebensqualität rund um den Globus zu steigern. Man denke nur an die Bereiche Medizintechnik, Life-Science und Umwelttechnologie. Für Unternehmer bieten sich großartige Geschäftsmöglichkeiten und für Länder, die sich im Bereich Innovation und Innovationsführerschaft engagieren, beachtliche volkswirtschaftliche Potenziale. Und damit auch die Möglichkeit, diesen strukturellen Wandel, der über viele Branchen hinweggehen wird und viele Bevölkerungsschichten betreffen wird, auch erfolgreich zu meistern.

Doch um diese Chancen auch zu nutzen, braucht es einige zentrale Veränderungen und ganz andere Prioritätensetzungen:

Das beginnt beim Zustand der Europäischen Union und der (Selbst-)Beschäftigung mit „nicht-kriegsentscheidenden Fragen“. Wir befassen uns in Europa sehr stark mit uns selbst und übersehen oft die großen geopolitischen Fragen der Machtverschiebung im Bereich der Innovation, der Machtverschiebung im Bereich des Kapitals und damit der Machtverschiebung, was unsere Zukunftsmöglichkeiten betrifft. Die Fokussierung auf diese Fragen ist aber ganz entscheidend, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit unseres europäischen Standortes und damit auch von stark exportorientierten Nationen wie Österreich geht.

Ebenso entscheidend: eine bedingungslose Innovationsorientierung. Wir werden auf den Weltmärkten nur weiter erfolgreich sein, wenn wir in die Gruppe der Innovationsführer aufschließen. Österreich punktet nicht durch besonders günstige Lohnnebenkosten, durch geringe Energiekosten, wir punkten damit, dass unsere Betriebe bedingungslose Qualitätsorientierung bei ihren Produkten leben.

Um diesen Innovationszyklus anzutreiben, bei dem Qualität und Exzellenz immer wieder verbessert und aufs Neue erfunden werden müssen, braucht es neben weniger Regularien auch mehr Strukturstraffung im Bereich des Inputs. Und wir müssen, ganz selbstkritisch, unser Output-Problem lösen. In den letzten Jahren hat Österreich ganz massiv in die Forschung investiert. Europaweit sind wir bei den Forschungsinvestitionen die Nummer zwei hinter Schweden. Wir stecken sehr viel öffentliche und private Gelder in diesen Bereich, dank der forschenden Industrie und des zum Teil forschenden Mittelstands. Aber der Output, die ökonomische Verwertung in diesem Bereich, ist optimierbar.

Deshalb benötigen wir wesentlich mehr Spinoffs von unseren Universitäten und Forschungseinrichtungen. Deshalb müssen wir diejenigen unterstützen, die mit Leidenschaft und Motivation gründen wollen, egal ob als Hightech-Start-up oder als Gründer in einem anderen Bereich. Die sagen: Ich will unternehmerisch tätig sein, ich will mein Ding machen!

Eine weitere zentrale Frage ist die der digitalen Infrastruktur. Dabei geht es um Super-Highspeed-Glasfaser und auch die Chance, bei 5G, dem nächsten Mobilfunk-Standard, ganz vorne mit dabei zu sein. Wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters, das unglaubliche Möglichkeiten bietet. Nutzen wir sie gemeinsam, um Österreich weiter voranzubringen.

Wir müssen diejenigen unterstützen, die mit Leidenschaft und Motivation gründen wollen.

Harald Mahrer

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