„Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie“

Verena Riedler, Geschäftsführerin und Chief Impact Aficionada bei klimja, berichtet, in einem Interview, über Ziele der Investment Plattform, welche Projekte im Fokus liegen oder ob Anleger:innen risikoaffin sein sollten.
© Climate Lab
„Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie“
Verena Riedler, Geschäftsführerin und Chief Impact Aficionada bei klimja.

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Als Social Enterprise möchte die Investment Plattform klimja andere Menschen und Organisationen zu einer Art des Wirtschaftens inspirieren, die unsere Lebensgrundlage erhält und wieder aufbaut. Ökologisch, sozial und finanziell sollen sich Investments in die Projekte der nachhaltigen Plattform auszahlen. Mit 29 finanzierten Projekten und über 6 Millionen investierten Euros konnten bisher knapp 30.000 Tonnen CO2 eingespart und 3,4 MWh erneuerbarer Strom produziert werden.

Verena Riedler ist mehrfache Impact-Unternehmerin. Neben ihrer Rolle als Geschäftsführerin und Chief Impact Aficionada bei klimja führt sie ein Beratungsunternehmen mit Fokus auf nachhaltige Transformation und ist Gründerin der Initiative SteadySteps.

Was macht klimja?

Wir wenden uns an alle Menschen, die finanziell etwas zum Klimaschutz beitragen wollen und bieten ihnen in Form von Investments, in ausgewählte Projekte, genau diese Möglichkeit.

In welche Projekte kann man bei klimja investieren?

Klassische Beispiele sind Energiewendeprojekte – wir finanzieren mit unserer Community große Photovoltaik oder Windkraft-Anlagen. Außerdem achten wir darauf, möglichst viele Projekte mit hohem sozialem Nutzen im Angebot zu haben.

Ungefähr 50 Prozent unserer Projekte sind im globalen Süden angesiedelt. Wenn man Strom in Gegenden bringt, wo vorher kein oder wenig Strom vorhanden war, verändert man damit das Leben der Menschen. Eine solarbetriebene Wasserpumpe ersetzt nicht nur den Diesel-Generator, sondern bewirkt, dass Kinder nicht länger jeden Tag kilometerweit Wasser holen müssen. Stattdessen können sie einfach pünktlich zur Schule erscheinen.

Bei einem anderen Projekt ging es um die Finanzierung von 2 Rammmaschinen. Für Photovoltaik-Freiflächenanlagen gibt es in Österreich schlicht zu wenige davon. Mehr Rammmaschinen bedeuten allerdings eine höhere Frequenz an fertiggestellten Photovoltaik-Anlagen.

Das bedeutet, man investiert bei euch direkt in ein Projekt und nicht in ein Unternehmen?

Es gibt beide Möglichkeiten. Wichtig ist uns immer, dass da wirklich ein erprobtes Geschäftsmodell dahintersteht.

„Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie“
© PantherMedia / SergeyNivens

Wir finanzieren jetzt nicht „Daniel Düsentrieb“ mit einer großartigen Idee, sondern es muss eine Unternehmensstruktur geben und es müssen auch wirklich Einnahmen da sein – ansonsten wäre das Risiko für unsere Anleger:innen viel zu hoch.

Es kann sein, dass das Unternehmen ein ganz bestimmtes, klar abgegrenztes Vorhaben hat, für das Kapital benötigt wird – wie eben bei den Rammmaschinen.

Es kann auch sein, dass das Unternehmen eine Lösung entwickelt hat und diese bereits erprobt hat. Zum Beispiel hat ein Betrieb in Ghana eruiert, wie sich Getreideverluste im zweistelligen Prozentbereich, durch schlechte Lagerung, einfach minimieren lassen. Wenn man das dann in andere Länder skaliert, dann geht es wirklich um Wachstum des Unternehmens.

Wirtschaftliche, gewinnorientierte Investments mit einem Geschäftsmodell also?

Genau! Wobei wir den Gewinn in drei Dimensionen sehen:

Ein ökologischer Anteil, also ein wirklich messbarer Mehrwert für Klimaschutz. Eine Sozialrendite, die wir daran messen, für wie viele Leute sich das Leben durch das Projekt maßgeblich verändert hat sowie eine solide finanzielle Rendite.

Sind das dann tatsächlich drei Zahlenwerte, die man da erhält?

Man kriegt mehr als nur drei Zahlenwerte zurück. Es gibt jedes halbe Jahr einen umfassenden Bericht über den Fortschritt des Projektes und welche Rendite schon erreicht wurde. Man erfährt ebenso, was für so und so viele Menschen schon erreicht wurde, wie viel Tonnen CO2 Äquivalente bereits eingespart und wie viel Kilowattstunden Strom produziert wurden. Solche Kernmessgrößen haben wir über alle Projekte.

Dies erinnert sehr an das Prinzip der Gemeinwohlökonomie, oder?

Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie. Wir sprechen miteinander über konkrete Kooperationen und wir überlegen auch, für unser eigenes Unternehmen einen Gemeinwohlcheck zu erstellen.

Du hast gerade auch das Anleger-Risiko angesprochen. Haben eure Produkte ein niedriges oder eher hohes Risiko?

Unsere Angebote sind klar auf der hohen Risiko-Seite. Das Instrument, mit dem wir arbeiten, umfasst die Möglichkeit, dass man 100 Prozent des eingesetzten Kapitals verliert.

„Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie“
Verena Riedler (klimja) und Markus Palzer-Khomenko (Climate Lab).
© Climate Lab

Das passiert dann, wenn eine Auszahlung des Kapitals zur Insolvenz des Unternehmens führen würde. Deshalb sollte man nicht das ganze eigene Vermögen in ein Projekt auf unsere Plattform investieren, sondern diversifizieren.

Wenn jemand sagen wir 5.000 Euro für Veranlagungen und Investments zur Verfügung hat, dann würden wir vorschlagen, einen Anteil von bis zu 10 Prozent in Nachrangdarlehen zu investieren und diese 10% auch auf 5 Projekte aufzuteilen. Wir haben das Mindestinvestment für neue Projekte auf 100 Euro gesenkt, damit man auch mit wenig Budget das Risiko streuen kann.

Hohes Risiko, hohe Rendite?

Genau, das Risiko wird über einen hohen Zinssatz abgegolten – wobei bei uns die Rendite, wie gesagt, nicht nur finanziell, sondern auch sozial und ökologisch ist.

Wie läuft das aus Sicht der Unternehmer:in, wenn man ein Projekt mit klimja finanzieren möchte?

Auf unserer Website beschreiben wir, nach welchen Kriterien wir die Projekte auswählen. Wir achten auf die ökologischen, finanziellen sowie wirtschaftlichen Kriterien und wir schauen natürlich auch auf das Soziale. Es gibt auch Ausschlusskriterien, also Projekte, die wir nicht finanzieren.

Zunächst schickt man uns Unterlagen, damit wir uns ein Bild machen können. Danach ist es im Grunde ein Dialog mit dem Projektentwickler. Am Ende geht es in die detaillierte Due Diligence. Dafür haben wir einen ganzen Pool von externen Experten:innen, die uns je nach Themenstellung helfen, dies gut einzuordnen und zu qualifizieren. Manche Projekte wirken auf den ersten Blick super mit vielen Benefits. Gleichzeitig kann es aber unerwünschte Nebenwirkungen geben und das müssen wir natürlich einschätzen und genau hinschauen, ob der positive Nutzen wirklich deutlich überwiegt. Wenn die Due Diligence positiv ausgeht, schließen wir einen Projektvertrag.

Wie geht es dann weiter?

Dann kommen die ganzen regulatorischen Prozesse. Wir haben die Möglichkeit, in Deutschland und in Österreich tätig zu sein und Anleger:innen anzusprechen. Dafür brauchen wir zwei unterschiedliche Genehmigungsläufe.

„Wir teilen sehr viele Werte und Zielsetzungen mit der Gemeinwohlökonomie“
© PantherMedia / ArturVerkhovetskiy

In Deutschland muss man bei der BaFin einreichen, in Österreich gibt’s den Prozess gemäß Alternativ-Finanzierungs-Gesetz. Das ist unsere Kernkompetenz, die wir den Projekten anbieten. Dann bereiten wir gemeinsam die Kampagne vor, damit das Projekt griffig und transparent ist.

Wie läuft die Rückzahlung?

Die Rückzahlung erfolgt jährlich – es ist also ein ganz klassisches Darlehen mit Zahlungsplan. Man weiß vorher genau, worauf man sich einstellen kann, welche Laufzeit vorgesehen ist, wann man das Kapital zurückerhält sowie welche Zinsen anfallen.

Ihr selbst finanziert euch über einen Anteil am Investment?

Genau. Das ist einfach ein bestimmter Prozentsatz, den wir einbehalten.

Von welchen Projektvolumen sprechen wir da eigentlich?

Die Untergrenze liegt bei 250.000 Euro. Darunter stehen die Kosten für die Plattform und die ganzen Transaktionen eigentlich in keinem Verhältnis. Die Obergrenze sind 2 Millionen Euro – das hat rechtliche Gründe.

Wie viele Projekte habt ihr im Portfolio?

Insgesamt haben wir bis jetzt 29 Projekte gemacht. Derzeit kann man in 3 davon investieren.

Wann habt ihr mit klimja begonnen?

Das Unternehmen ist 2015 aus einem Forschungsprojekt von ÖGUT und Energy Changes entstanden. Man hat sich damals angesehen, wie man solche Themen finanzieren könnte und dann beschlossen, ein Unternehmen dafür zu gründen.

Wie hat euch die Climate Lab Community bisher geholfen?

Im Climate Lab haben wir schon den einen oder anderen Experten getroffen, den wir ansprechen können, wenn es um spezielle Fragen geht – das ist schon mal sehr hilfreich. Im Bereich der Bewusstseinsbildung arbeiten wir auch mit Hallo Klima zusammen. Die Klimaschutzakademie ist da auch ein wichtiger Player.

Wir wollen Allianzen schmieden, um gemeinsam den öffentlichen Diskurs zum Thema „nachhaltige Geldanlage“ mitzugestalten.

Was sind die nächsten Schritte und was ist die Vision bis 2030?

Unsere Vision ist ein gutes Leben für alle auf einem gesunden Planeten. Unser Motto ist „impact first“.

Wir wollen, dass möglichst viele Menschen darüber nachdenken, was ihr Geld bewirkt. Wenn Geld auf dem Sparbuch liegt, entscheidet jemand anderes darüber, was damit finanziert wird. Wenn in 3 Jahren 2 Millionen Österreicherinnen zu ihrer Bank gegangen sind und nachgefragt haben, was da mit ihrem Geld passiert, und daraus konkrete Veränderungen resultieren – dann sind wir mit dem Impact zufrieden.

Nähere Informationen zu klimja finden Sie hier.

https://climatelab.at

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