Wer ist innovativer – ChatGPT oder MBA-Studierende?

Nikolaus Franke, wissenschaftlicher Leiter des MBA Entrepreneurship & Innovation, überprüfte, gemeinsam mit Studierenden, ob KI auch in strategischen und innovativen Bereichen überlegen ist.
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Wer ist innovativer - ChatGPT oder MBA-Studierende?
Nikolaus Franke, wissenschaftlicher Leiter des MBA Entrepreneurship & Innovation der WU Executive Academy.

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Künstlicher Intelligenz (KI) sind mittlerweile kaum noch Grenzen gesetzt: Sie erstellt in kürzester Zeit anspruchsvolle Texte, analysiert Finanzdaten oder beantwortet automatisiert Kundenanfragen – und das in verblüffender Qualität. Zahlreiche „White-Collar“ Berufe stehen deshalb gerade auf dem Prüfstand und viele Menschen haben Angst davor, ihre Jobs zu verlieren.

Aber kann KI auch Innovation? Wie sieht es mit unternehmerischen Leistungen wie etwa dem Erstellen einer Innovationsstrategie aus?

Untersuchungskriterien

Wir haben 21 MBA-Studierenden der Spezialisierung Entrepreneurship & Innovation eine Aufgabe gegeben, die unternehmerische Kreativität erfordert. Wie reagiert man, wenn man als kleines Unternehmen eine herausragende Innovationsidee hat, sie aber nicht schützen kann?

Der historische Fall des Unternehmers Robert Taylor diente als Aufgabe. Er hatte per Zufall eine vielversprechende Innovation gefunden. Die Spaghetti-Test-Strategie bezeichnet das Vorgehen, dass man sehr viele Ideen testet und ausprobiert, welche am besten funktioniert – so wie nur eine oder wenige Spaghetti kleben bleiben, wenn man sie an die Wand wirft.

Ablauf der „Challenge“
Die Studierenden bekamen 5 Minuten Zeit, um einen individuellen Vorschlag zu erstellen. Die Zeit war so knapp bemessen, dass sie im Grunde sofort losschreiben mussten – für jedes Wort hatten sie nur eine gute Sekunde Zeit. Nachdenken und Überlegen war im Grunde kaum möglich. Der Grund für diese extreme Zeitbeschränkung war, dass wir den Studierenden ähnliche Bedingungen wie ChatGPT geben wollten. Natürlich wären mit mehr Zeit auch komplexere Lösungen möglich gewesen.

© PantherMedia / SIphotography
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ChatGPT erledigte die Aufgabe erwartungsgemäß sehr schnell. Allerdings musste mehrfach nachgefasst werden:

Die erste Antwort war mit 340 Worten deutlich länger als erlaubt. Als ich nochmals betonte, dass 200 Worte das Maximum darstellen würde, lieferte ChatGPT frech 233 Worte. Nach einer ernsten Ermahnung reagierte die künstliche Intelligenz dann jedoch sehr menschlich und lieferte kleinlaut eine mit 135 Worten deutlich kürzere Lösung als nötig. Doch ChatGPT verarbeitete die Zurechtweisung schnell. Auf meine wohlwollende Klarstellung, dass es doch ruhig 200 Worte nutzen könne, brachte es erneut eine zu ausführliche Lösung von 216 Worten. Erst die fünfte Fassung (183 Worte) kam in die Nähe der erlaubten Wortzahl.

Bewertungskriterien
Zur Beurteilung wurden die Lösungen an zwei Wissenschaftler mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich Entrepreneurship und Innovation gegeben. Die Lösungen waren anonymisiert, d.h. es war nicht zu erkennen, ob sie von Studierenden oder ChatGPT kam.

Wer ist innovativer - ChatGPT oder MBA-Studierende?

Außerdem kannten die beiden evaluierenden Wissenschafter den Kontext der Studie (Vergleich zwischen Mensch und KI) nicht. Sie lieferten unabhängig voneinander eine quantitative Bewertung nach fünf Kriterien.

Ergebnis

Das Ergebnis wurde auf Basis einer 5er-Skala (1 = sehr gut, 5 = sehr schlecht) beurteilt und fiel eindeutig aus:

  • Obwohl die MBA-Studierenden sehr unterschiedliche Strategien vorschlugen – mal fokussierten sie sich auf ein konsequentes Branding als Innovator, mal schlugen sie ein schrittweises Vorgehen zunächst in Marktnischen vor, um von dort aus den Hauptmarkt zu attackieren (Beachhead Strategy), mal empfahlen sie eine Kooperation mit einem Handelsunternehmen –, waren ihre Lösungen der künstlichen Intelligenz klar überlegen. Die MBA-Strategien wurden durchschnittlich mit 2,4 bewertet.
  • Die Strategie der künstlichen Intelligenz war eine etwas diffuse Mischung aus allen möglichen Strategieelementen und wurde daher mit 4,5 äußerst mäßig bewertet.

Auch in den einzelnen Kriterien ergaben sich deutliche Unterschiede:

Die MBA-Studierenden produzierten eine spezifische, deutlich besser auf die Situation zugeschnittene Strategie (MBA Studierende: 2,1, ChatGPT: 5,0), ihre Strategie basierte auf realistischeren Annahmen (MBA Studierende: 3,2, ChatGPT: 4,0), hatte eine größere Erfolgswahrscheinlichkeit (MBA Studierende: 3,1, ChatGPT: 4,0) und auch der mögliche Erfolg erschien größer (MBA Studierende: 3,1, ChatGPT: 4,5).

Fazit

Alles in allem lieferte jeder der 21 MBA-Studierenden eine bessere Strategie ab als ChatGPT, und ihre Lösungen waren nach jedem der fünf Kriterien überlegen. Und dies, obwohl ChatGPT fünf Anläufe nahm und die Studierenden unter unrealistisch harten Bedingungen sehr spontane Antworten liefern mussten.

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Die unternehmerische Intelligenz der MBA-Studierenden ist der künstlichen Intelligenz eindeutig überlegen.

Die beste MBA-Lösung Because the main threat is the big competition and small entry barriers in a simple product, a good strategy would be to partner with one or more distribution chains like retail companies, big enough to take as much of the market as soon as possible before the competition has time to react and brand it as much as possible as the original and innovate product in the market. Then when competition starts they can still hold a big % of the market because their brand is already well known.

ChatGPTs Lösung Minnetonka Corporation’s winning innovation strategy should encompass several key elements: Continuous Innovation: Prioritize rapid product development and improvements to stay ahead of imitators. Customer-Centric Focus: Tailor products to customer needs and preferences through active feedback channels. Strategic Alliances: Form partnerships with non-competing companies to expand distribution and leverage their resources. Robust Branding: Invest in branding and marketing efforts to create a unique identity and build customer loyalty. Product Diversification: Expand into related personal-care product categories to reduce risk and broaden the customer base. Digital Presence: Establish a strong online presence, including e-commerce capabilities, to reach customers directly. Operational Efficiency: Streamline operations to maintain competitive pricing. Legal Protection: Utilize trademarks, trade secrets, and other legal measures to safeguard unique formulations. Sustainability Initiatives: Embrace eco-friendly practices to appeal to environmentally conscious consumers. Market Agility: Stay vigilant about market trends and adapt strategies swiftly to changes in the competitive landscape. By implementing these strategies, Minnetonka can navigate patent challenges, deter imitation, and compete effectively with stronger competitors while achieving sustainable growth in the personal-care products market.

Spiel auf Zeit

Robert Taylor hatte mehr Zeit als die MBA-Studierenden – und es ging für ihn auch um deutlich mehr. Seine damalige Strategie war eine Art „all in“. Ihm war bewusst, dass die etablierten Unternehmen zögern würden.

Um genug Zeit für die Etablierung seiner Brand zu schaffen, verlängerte er dieses Zeitfenster, indem er in einer Art waghalsigen Wette alle Pumpspender weltweit aufkaufte. Als sich der überlegen Erfolg seiner Innovation zeigte, konnten die Big Player ihn schlicht und einfach nicht kopieren. Er verkaufte sein Unternehmen erfolgreich und wurde zum Multi-Millionär.

KI dennoch von hoher Bedeutung für Entrepreneure

Das schwache Abschneiden im direkten Vergleich mit Entrepreneuren darf allerdings nicht falsch interpretiert werden. Generative AI wie ChatGPT ist eine fundamentale Innovation von disruptivem Potenzial und entsprechend von höchster Bedeutung auch und gerade für Entrepreneure.

Zahllose Teilaufgaben im unternehmerischen Prozess lassen sich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz besser, schneller und fehlerfreier erledigen.

https://executiveacademy.at

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