HAWLIK GERGINSKI Architekten ZT unter der Leitung von Andreas Hawlik und Evgeni Gerginski zählt zu den führenden Architekturbüros in Wien – worin liegen Ihre Stärken, was zeichnet Sie aus?
Andreas Hawlik: Unsere Stärke liegt in der lösungsorientierten Arbeit. Wir sind keine Problemdenker, sondern bieten unseren Kunden die richtigen Antworten auf Ihre Fragen.
Evgeni Gerginski: Was unsere Auftraggeber an uns schätzen ist, dass wir Ihnen genau zuhören und mit Ihnen partnerschaftlich die Aufgabe kompetent abwickeln, auch wenn viele Herausforderungen zu bewältigen sind.
Worauf sind Sie spezialisiert, was sind Ihre Leistungsschwerpunkte?
Andreas Hawlik: Traditionell betreut unser Büro Kunden aus dem Bereich Gewerbe und Industrie durch alle Leistungsphasen als Generalplaner. In den letzten 10 Jahren hat sich das Aufgabengebiet stark um den großvolumigen Wohnungsbau erweitert.
Evgeni Gerginski: In den letzten Jahren haben wir uns immer mehr zu einem Generalisten entwickelt, der ein Projekt gesamthaft von der Umwidmung bis zur Schlüsselübergabe planen und koordinieren kann.
Das Motto von Hawlik Gerginski lautet “Eins+Eins=Drei” – was ist darunter zu verstehen?
Evgeni Gerginski: So wie aus dem harmonierenden Zusammenspiel einer Frau mit einem Mann ein kleines Wunder entstehen kann, so entsteht auch beim gemeinsamen Tun mit dem Kunden etwas Neues, das zum Leben erweckt wird.
Andreas Hawlik: 1+1=3 wird auch in der Zusammenarbeit mit den anderen Projektbeteiligten gelebt. Eine stimmige Integrale Planung mit einem guten Konsulenten, z.B. Tragwerksplaner, ergibt einen Mehrwert.
Was ist für Sie bei der Planung eines Projektes am wichtigsten?
Andreas Hawlik: Über Allem steht unsere Vision, bessere Lebensräume zu schaffen. Das klingt nach einem hehren Ziel, ist aber tatsächlich bei jeder auch noch so kleinen Aufgabe unsere Maxime. Jedes Objekt das wir planen, muss für den Nutzer einen Vorteil und damit eine Verbesserung bringen.
Evgeni Gerginski: Die Ideen und Bedürfnisse des Auftraggebers zu verstehen und diese effizient in Form und Funktion zu gießen, die miteinander in Einklang stehen sowie die dabei notwendige Flexibilität, um auf geänderte Umstände reagieren zu können.
Wie gelingt es Ihnen – angesichts unserer sich rasant verändernden Welt – heute etwas zu planen/zu errichten, das auch morgen noch seine Berechtigung hat?
Evgeni Gerginski: Eine hohe Wertigkeit bei der Planung erhalten die diversen Kriterien zur Nachhaltigkeit, von der Energieeffizienz über die Ressourcenschonung bis zur sozialen Nachhaltigkeit. Die Gebäudehülle muss frei sein von modischen Erscheinungen und kurzweiligen Einflüssen.
Andreas Hawlik: Die Bedürfnisse im Bereich Wohnen verändern sich deutlich langsamer als in anderen Sektoren. Geborgenheit, Licht und Grünbezug bleiben konstante Bedürfnisse. Anders ist das im Gewerbebau. Hier muss die Architektur eine flexible Klimahülle sein, die Veränderungen aufnehmen kann. Es ist interessant zu sehen, dass einige unserer Gebäude im Intervall von 20 Jahren schon mehrfach modifiziert wurden und immer wieder neu und gut funktionieren.
Wie hat sich Covid-19 auf Ihr Business ausgewirkt?
Andreas Hawlik: Glücklicherweise gehört unsere Branche zu jenen, die keine wirtschaftlichen Einbußen erleben musste. Unsere größte Herausforderung ist die Kommunikation mit den Behörden, die sich vielerorts eingeigelt haben. Die Baupolizei in Wien hat sich buchstäblich verbarrikadiert, das führt zu Verzögerungen bei den Genehmigungsverfahren. Abstimmungen mit unterschiedlichen Dienststellen werden zum Hindernislauf.
Evgeni Gerginski: Wir waren auch vor der Pandemie digital schon sehr gut aufgestellt und viele Mitarbeiter hatten bereits einen Zugang von zu Hause auf ihre Rechner im Büro. Es war eine Arbeit von einem Wochenende bis dann auch wirklich alle über einen Arbeitsplatz zu Hause verfügten. Wir haben allerdings ein sehr schönes Büro im 1. Bezirk und nicht alle freuen sich, im Homeoffice sitzen zu müssen, da bei uns der persönliche Austausch im Vordergrund steht. So gut die digitalen Tools auch sind, sie werden real kommunizierende Menschen nie ersetzen können.
Welche Immobilien-/Architektur-Trends werden sich aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren manifestieren?
Evgeni Gerginski: Ein Fokus wird jedenfalls auf energie- und umweltschonende Bauweise gelegt, zudem werden Grün- und Freiräume in der Stadt besser geschützt und ausgebaut werden. Ich bin aber gespannt, ob sich der Holzbautrend halten wird. Jedenfalls sehe ich die stärkere Rückbesinnung zur Natur als etwas Dauerhafteres.
Andreas Hawlik: Gebäude werden immer stärker zu dezentralen Energiegewinnern und -speichern werden. Thermische solare Gewinne, Erdwärme, Photovoltaik und Energiespeicher werden in Zukunft zur Erhöhung der Autarkie der Gebäude beitragen.
Woran machen Sie „Schönheit“ (die ja im Auge des Betrachters liegt) bei den modernen, im Vergleich zu Gründerzeithäusern, schmucklosen Gebäuden fest?
Andreas Hawlik: Ästhetik hat mit Proportion, Rhythmus, Plastizität und Detail zu tun. Wenn diese Aspekte mit funktionellen Elementen gepaart werden, dann entsteht zeitlose Eleganz – auch hier wieder 1+1=3. Dass wir die Gründerzeit als „schön“ empfinden, hat mit unserer kulturellen Prägung zu tun. Der Stuck der Gründerzeitfassaden ist uns vertraut, da fühlen wir uns beheimatet, in unserer Kultur verbunden. Heute wird eine Neoklassizistische Fassade von uns kritischen Architekten als Kitsch bezeichnet – also als funktionsloses Behübschen. Das kann vordergründig „schön“ wirken, ist jedoch kurzlebig.
Was heute oft verloren geht, ist das funktionelle Detail. Wenn man auf ein neues Gebäude zugeht, dann sollte man mit jedem Schritt der Annäherung etwas Neues erkennen können – ein Gebäude braucht Qualität bis ins Detail um als hochwertig erkannt zu werden. Diese Hochwertigkeit kann aber auch im Minimalismus liegen und nicht im Dekor.
Evgeni Gerginski: Wenn man sich die Kunst der letzten Jahrzehnte ansieht, dann wird man unweigerlich feststellen, dass Objekte nicht mehr dekoriert oder angemalt werden müssen, um als „schön“ erachtet zu werden. Spätestens seit der Gründung der Kunstschule „Bauhaus“ in Weimar 1919, gibt es eine Reduzierung auf das Wesentliche in allen Gestaltungsanwendungen – Mode, Produktdesign, Architektur, Malerei, Bildhauerei, etc. Dabei wesentlich ist nicht die Dekoration des Objektes bzw. seiner Teile, sondern der Umgang mit dem Material und der Form an sich. Ausgeklügelte Befestigungstechniken, das haptische Empfinden, das Spiel mit dem Licht, die Integration von Pflanzen und spannende Aus- und Durchblicke sollen die standardisierten Dekorationselemente der Gründerzeithäuser ablösen. Enden darf es natürlich nicht in langweiligen Styropor-Putzfassaden, die leider derzeit unser Stadtbild in Österreich oft prägen.
Was war Ihr bisher außergewöhnlichstes Projekt?
Evgeni Gerginski: Zu den außergewöhnlichsten Projekten zählt ein Totalumbau eines Studentenheimes zu mondänen Wohnungen im dicht verbauten Stadtgebiet. Dabei haben wir eine Garage unter dem Bestand errichtet, teilweise zwei neue Stockwerke daraufgesetzt, die Erschließung umgedreht und einen ganzen Trakt zwecks Vergrößerung des Innenhofes bis auf das Erdgeschoß abgerissen. Allein die Unterfangung des gesamten Biedermeierhauses, um das Loch für die Garage darunter zu graben, war spektakulär.
Andreas Hawlik: Ganz außergewöhnlich für uns ist sicher die eben fertiggestellte Bebauung entlang des Kirschblütenparks. Hier wurden für zwei Bauherren insgesamt 8 Wohnhäuser mit in Summe ca. 700 Wohnungen (33.500m²) in einen neuen Stadtteil eingebettet. Die Bewältigung dieser Dimension ist für uns ein besonderer Schritt gewesen.
Wir würden Sie gerne auch als Privatpersonen etwas näher kennenlernen, abschließend daher noch ein paar persönliche Fragen:
Hatten auch Sie ein Vorbild, von dem Sie sich Dinge abgeschaut haben?
Andreas Hawlik: Meine drei großen Idole sind Renzo Piano, Richard Rogers und Norman Foster. Besonders Rogers, der leider kürzlich verstorben ist, und Piano haben großartige Gebäude geschaffen, die Funktionalität mit Ästhetik zu einem perfekten Ganzen verbinden. Ihr gemeinsames Werk, das ihnen zum internationalen Durchbruch verhalf, das Centre George Pompidou, ist mein absoluter Favorit.
Evgeni Gerginski: Die Vorbilder wechseln je nachdem, welche Ziele ich mir gerade stecke. Es gibt sehr viele Persönlichkeiten, vor denen ich großen Respekt habe, weil sie ein, zwei Sachen sehr gut gemacht haben, aber ansonsten nicht sehr brilliert haben. Einer ist gut im Umgang mit Menschen, ein anderer ein exzellenter Sportler. Es gibt auch solche, die einfach wissen, wie sie sich verkaufen müssen. Das ist auch zu bewundern!
Faszinierend sind für mich jedoch immer Menschen, die ganz einfache Dinge erfinden, die jeder Mensch braucht. Dinge, bei denen man sich am Ende denkt „Eh klar, dass es sowas geben muss.“
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Evgeni Gerginski: Über die weitere Verbarrikadierung der Wiener Baupolizei, wobei ein Handwerker die Glasscheibe der ehemaligen Einlaufstelle mit Packpapier gerade abzukleben versuchte, damit auch der wenige Kontakt zu den Parteien unterbunden werde. Davor stand eine Einwurfbox mit jeder Menge Formularen und aufgepickten Anleitungen.
Im Nachhinein hat mich das aber dann doch eher traurig gestimmt.
Andreas Hawlik: Über die bestochenen griechischen Ärzte, die Impfverweigerern statt der vereinbarten Salzlösung, in den Impfstraßen den echten Impfstoff injiziert haben. Wie eigenartig ist unsere Spezies doch – mit viel Humor lässt sich das gut ertragen.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Andreas Hawlik: Lebe, wie Du, wenn Du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben.
(Christian Fürchtegott Gellert)
Evgeni Gerginski: Gib niemals etwas auf, wenn du denkst es lohnt sich, darum zu kämpfen.
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Evgeni Gerginski: Wenn eine aussichtslose Situation am Ende für alle doch gut ausgeht.
Andreas Hawlik: Erfolgreich ist der Architekt, wenn er ein erfolgreiches Projekt geschaffen hat, ein Projekt, das die Nutzer glücklich und zufrieden macht. Glücklich macht auch ein Passant, der sich über ein von uns geplantes Haus freut.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Andreas Hawlik: Simon Sinek
Evgeni Gerginski: Rem Koolhaas
Sie können EIN globales Problem lösen – welches wäre das?
Evgeni Gerginski: Den Egoismus.
Andreas Hawlik: Den Super-Akku erfinden, damit wäre Solarenergie für alle und alles umsetzbar.