Es ist viel in Bewegung in der Welt, das ist etwas, was TOP LEADER freuen kann. Denn Bewegung vermittelt auch immer Gestaltungsspielraum. Dazu einige Gedanken aus meiner Sicht.
1. Recovery works
Die Wirtschaft erholt sich wesentlich schneller als gedacht. Natürlich gibt es noch immer einige Problemzonen, die unsere Unterstützung verdienen. Aber generell ist Europas Wirtschaft im Aufwind, die Beschäftigungszahlen steigen, die Betriebe sind optimistisch. Dennoch dürfen wir nicht übersehen, dass die Wachstumsraten in der USA und in China doppelt so hoch sind als bei uns in Europa und dass dieses Wachstum Rohstoffe beansprucht, die Europa über höhere Preise mitbezahlen muss. Europa muss darüber hinaus seine Chance nützen, Innovation Leader auf bestimmten Gebieten zu sein. Die ganze Circular Economy gehört dazu, ist ein Megathema der Zukunft und bietet unseren Betrieben viele Chancen. Ich freue mich, dass wir als Eurochambres auch in Gesprächen mit verschiedenen Kommissaren immer wieder auf diesen Punkt hinweisen und von dort volle Unterstützung erhalten.
2. Wirtschaftsrelationen USA – Europäische Union
Nach den Trump-Jahren wird hier von der Biden-Administration ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wechselseitiges Verständnis bei aller Bedachtnahme auf eigene Interessen ist nunmehr viel stärker spürbar als früher. Das bietet für die europäische Wirtschaft große Chancen und wir sollten uns bemühen, einen Beitrag zu leisten, dass auch mit China auf Basis fairer Spielregeln wirtschaftliche Konflikte vermieten und konstruktive Zusammenarbeit verstärkt wird.
3. Fair Taxation
Nunmehr haben auch die weitaus überwiegende Zahl der OECD-Mitglieder die Prinzipien einer Fair Taxation beinhaltet: Transparency, Minimum-Tax and Beseitigung der Benachteiligung des stationären Sektors gegenüber dem elektronischen Sektor. Als Eurochambres haben wir immer eine Fair Taxation gefordert, um gerade unseren kleinen und mittleren Unternehmen keine Wettbewerbsnachteile gegenüber den Großen zu geben. Kleine Unternehmen haben es ohnedies schwerer (Bürokratie, Access to finance etc.), daher dürfen sie nicht weiter steuerlich diskriminiert werden. Ich freue mich, dass es Eurochambres gelungen ist, hier ein wenig mitzuwirken, wenngleich mir auch klar ist, dass zwar eine große Mehrheit, aber nicht alle Mitglieder damit einverstanden sind.
4. Unsere Betriebe tragen soziale Verantwortung
Mit Commissioner for E-Quality, Helena Dalli, konnten wir darstellen, wie viele Unternehmen von Frauen geführt werden und was die Wirtschaftskammerorganisation tut, um diesen Frauen ihre unternehmerische Tätigkeit zu erleichtern. Viele Erfahrungen und Vorschläge wurden dabei diskutiert, auch auf die Einbeziehung von disabled persons as entrepreneurs and employees wurde hingewiesen sowie Beispiele für Ersatzunternehmer in persönlich bedingten Lebensphasen (Elternschaft) angesprochen. Auch wurde unsererseits die Frage nach verfügbaren Fachkräften (Skills) angesprochen und der Vorschlag unterbreitet, alle junge Menschen im Alter von 13 oder 14 Jahren einen Berufsorientierungstest zu ermöglichen und die folgende Ausbildung darauf abzustimmen. Die Kommissarin hat dies alles mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, vor allem jedoch, dass in Österreich schon 46 % der Unternehmensgründer weiblich sind.
5. Eurochambres unterstützt Kommission bei Umweltzielen
Im Gespräch mit Kommissar Timmermans brachten wir es wieder einmal auf den Punkt. Wenn die Ziele der Kommission bis 2050, Klimaneutralität zu erreichen und darüber hinaus Circular Economy zu etablieren, verwirklicht werden sollen, bedarf es mehr als politischer Beschlüsse. Es bedarf eines systematischen Stufenplans, mit jährlichen Teilzielen, unter Einbindung aller Beteiligten, insbesondere der Wirtschaft, der Wissenschaft, aber auch der Konsumenten. Wenn das erfolgt, gelingt es, aus gewünschten Zielen durch Professionalität Realität zu erzeugen. Ein wichtiges Anliegen ist uns als Wirtschaftsvertreter dabei einerseits die Technologieneutralität und andererseits den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmungen, wenn sie höhere Umweltziele als andere Mitbewerber erfüllen müssen.
6. Großer Erfolg für DIHK (Deutsche Industrie- und Handelskammer)
Viele Diskussionen gab es in den letzten Monaten um die Fragen der Aufgaben, Stellung und Wirkungsweise des DIHK. Dies ist nunmehr beendet, DIHK wird in Zukunft public low based mit obligatorischer Mitgliedschaft aller deutscher Handelskammern sein. Ich gratuliere zu diesem Erfolg, der zugleich ein Erfolg für die deutsche Wirtschaft und damit auch für die europäische Wirtschaft ist. Es ist dies aber auch eine Stärkung des gesamten Kammersystems und seiner Akzeptanz in der Politik und im gesellschaftlichen Umfeld. Gerade an dieser Akzeptanz müssen wir aber ständig arbeiten. Immer wieder müssen wir aufzeigen, was wir für den Erfolg unserer Betriebe und damit unserer Länder tun: beschäftigen, aus- und weiterbilden, Service vermitteln zum Beispiel im so wichtigen Bereich der Digitalisierung oder notwendige Handelsbeziehungen aufzubauen.
Ein spannendes erstes Halbjahr liegt hinter uns, ein ebenso herausforderndes liegt vor uns. Hoffen wir, dass die schwierigsten Phasen der Pandemie nun wirklich vorüber sind und arbeiten wir weiter an: Rescue, Recovery and Rebuilding!