Medienkompetenz: Was ist das wirklich?

Ganz ehrlich: Jede:r spricht darüber, aber haben wir sie auch?
© Marija Kanizaj
Markus Mair: Die Welt ist ein Dorf – „Global“ gibt es nicht ohne „regional“
Die TOP LEADER-Stimme der Medien: Markus Mair.

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Medienkompetenz ist ein weites Feld, das wir fassen müssen, um es richtig und nachhaltig bearbeiten und entwickeln zu können. „Medienkompetenz ist die Fähigkeit, die Medien zu nutzen, die verschiedenen Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten sowie selbst in vielfältigen Kontexten zu kommunizieren.“ So steht es auf Wikipedia, als oft zitierte Definition dieses Terminus, der uns in jüngster Zeit begleitet. Doch was ist dahinter, was heißt das für die Praxis, was für unsere Gesellschaft, für eine Demokratie, für unser aller Leben und für unsere Zukunft? Als Medienunternehmen muss man sich zudem fragen: Was heißt das für unsere Arbeit, für unser Tun?

Klar ist: Die oben zitierte Definition ist zweifelsohne klug, doch wird nicht greifbar, was tatsächlich damit gemeint ist. Wenn wir uns also ganz auf das Wort konzentrieren und „Medium“ und „Kompetenz“ betrachten, so wirft das neue Perspektiven auf. Kompetenz – im Verständnis von Sachverstand und Fähigkeit. Und Medium – als vermittelndes Element, im heutigen Sprachgebrauch als Kommunikationsmittel zu verstehen. Die wechselhafte Geschichte des Begriffs „Medium“ unterscheidet primäre, sekundäre und tertiäre Medien. Gemeint ist in dieser Entwicklung die Zunahme von Geräten, die es für die Kommunikation braucht. 

Primäre Medien benötigen keine technischen Geräte. Es sind Sprache und Mimik des Menschen. Sekundäre Medien brauchen Geräte aufseiten des Senders, etwa Schriftzeichen auf Papier. Tertiäre Medien benötigen Geräte auf beiden Seiten, bei Sender und Empfänger, wie Telefon, Telegramm und E-Mail. Anno 2022 sprechen wir aufgrund des großen technologischen Fortschritts mancherorts gar von quartären Medien: Gemeint sind das Internet und sämtliche Technologien, die damit in Verbindung stehen.

© PantherMedia/VadimVasenin
Medienkompetenz: Was ist das wirklich?

Soweit die Theorie und die Geschichte des Begriffs. Zurück zur Medienkompetenz: Sie befasst sich vor allem mit der Frage, wie diese Medien sinnvoll genutzt werden können. Und nach meiner Auffassung eben auch, wer sich dafür als zuständig erachtet und danach handelt. In der Medienbranche liegt dieses Sich-zuständig-Fühlen und das Zuständig-Sein schon in den Geschäftsfeldern selbst. Besonderes Gewicht haben hier unsere Marken mit ihren Geschäftsmodellen. Allen voran der Zeitungsjournalismus, aber auch Radio und Agenturen. 

„Der Mensch will verstehen und fähig sein, zu handeln. Dazu braucht er Information“, steht etwa in der Herleitung der Vision der Styria Media Group, um ein Beispiel aus unserer Praxis zu nennen. Die Vision, „verlässliche Information, nahe am Menschen“ zu bieten, stellt die Bedürfnisse des Publikums und damit den Dienst an der Gesellschaft in den Mittelpunkt unseres täglichen Tuns. All das meint nicht zuletzt die Stärkung der Demokratie, die Weiterentwicklung und Befähigung der Gesellschaft, Zukunft zu gestalten. Gerade dafür ist Medienkompetenz also unerlässlich. 

Doch warum ist Medienkompetenz so wichtig? Wir erkennen, dass die Grenzen zwischen Massenmedien (Presse, Rundfunk) und Individualmedien (Telekommunikation) sowie den Mischformen der Sozialen Netzwerke mit wachsender Technologie zunehmend verschwimmen. In der Fachsprache nennt man das Medienkonvergenz, allgemein könnte man das auch schlicht Multimedia nennen. Aus dieser Vielfalt an Möglichkeiten, an Informationen (und auch Fehlinformationen) zu kommen, in all den Verlockungen des Entertainments, in all den verschiedenen Richtungen, Meinungen, Stimmungen das herauszufinden, was wahr ist, was Qualität hat und Bestand, das muss Medienkompetenz sein. Ich muss wissen, mit welchem Medium ich es zu tun habe, wenn ich es kritisch beurteilen oder auch für meine weitere Kommunikation – wenn ich vom Empfänger zum Sender werde – nutzen will. Diese kritische Urteilsfähigkeit bildet den Kern von Medienkompetenz. Es gilt für alle, die Mechanismen der Medienlandschaft zu verstehen. Etwa, welche Rolle redlicher Journalismus für die Demokratie einnimmt, wie man Fakten von Fake News und Wahrheit von Halbwahrheiten unterscheiden kann, warum jede:r für die eigenen Posts verantwortlich ist, was es mit Urheberrechten auf sich hat, was das Metaverse ist usw. 

© PantherMedia/ra2studio
Medienkompetenz: Was ist das wirklich?

Man ahnt es schon: Medienkompetenz und die Ansprüche daran sind stark mit der Fähigkeit der Differenzierung verbunden, mit Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit, mit Awareness – und nehmen klarerweise im Kindesalter ihren Anfang bzw. in weiterer Folge auf der persönlichen Bildungslaufbahn Fahrt auf. Als Medienunternehmen wollen wir Medienkompetenz nach Kräften fördern: Demokratie und Journalismus, aktive Mediennutzung und Bildung, Medien als Wirtschaftsfaktor, Recht, IT und Medien, Medienkritik, Medienphilosophie, Ethik – um nur einige Bereiche zu nennen, die uns hier als Arbeitsfelder wichtig sind. Nicht zu vergessen die Medien-Medienethik, also die Medienkompetenz von Medienmacher:innen selbst. Denn die Entwicklung neuer Möglichkeiten der Kommunikation geht rasant weiter, sie wird noch lange nicht Halt machen. 

Für all diese vielfältigen, dringenden Themen braucht es eine Drehscheibe: seriöse Medienhäuser, die mit Partnern wie Bildungseinrichtungen und -plattformen und weiteren innovativen Feldern der Wissenschaft zusammenkommen. Für künftige Medien-Bildungs-Produkte, für die weitere Förderung von Medienkompetenz in allen Alters- und Gesellschaftsgruppen. Immer nahe am Menschen. Denn Medienkompetenz braucht ständigen Austausch und ein lebendiges Format kommunikativen Lernens. Wie dieses Format aussehen kann, daran arbeiten wir.

Autor: Markus Mair

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