Markus Mair: Was wurde eigentlich … aus dem Begriff der Transformation?

Besser gesagt: Was von dem, was wir tagtäglich tun, hält diesem Ursprungsbegriff Stand?
© Marija Kanizaj
Markus Mair: Die Welt ist ein Dorf – „Global“ gibt es nicht ohne „regional“
Die TOP LEADER-Stimme der Medien: Markus Mair.

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Fragt man Wikipedia, so wird klar, dass der Terminus der Transformation in vielen verschiedenen Bereichen – seien es Genetik, Linguistik, Naturwissenschaften – gebraucht wird. Nirgends aber, so darf man getrost feststellen, ist er in jüngster Zeit so oft gebräuchlich wie in der Betriebswirtschaft, in Unternehmen.

Wir alle – ganz unabhängig von der Branche, zu der wir gehören – sind auf der Suche nach neuen Lösungen. Neue Lösungen für Aufgabenstellungen, die wir mancherorts noch gar nicht klar definiert haben. Genau das ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen: In dieser Nicht-mehr-VUCA- und vielleicht auch Noch-nicht-ganz-BANI-Welt (Akronym für Brittle/Brüchig, Anxious/Ängstlich, Non-linear/Nichtlinear und Incomprehensible/Unverständlich) einen individuell oder zumindest auf das eigene Unternehmen bezogenen smarten Weg zu finden, erfolgreich zu bleiben.

Und auch hier müssen wir viel gebrauchte Begriffe bemühen: Digitalisierung, Innovation, Nachhaltigkeit – all das und noch viel mehr prägt unser Leben und Wirtschaften in Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft.

Transformation?

Zurück zur Transformation, die Wikipedia wie folgt definiert: „Transformation (lateinisch trans, „über, hinweg“ und lateinisch formare, „bilden, gestalten“) ist in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein Prozess der wesentlichen Zustandsänderung vom aktuellen Ist-Zustand zu einem angestrebten Ziel.“

Genau das unterstreicht die Problematik: Wir brauchen ein Ziel – und dann vor allem einen Weg, um es zu erreichen. Wer diesen nicht kennt, muss zwangsläufig scheitern. Wir tun gut daran, uns mit den großen Strömungen unserer Zeit vertraut zu machen, sie wann immer es geht mitzugestalten oder zu begleiten.

© PantherMedia / aoo3771 (YAYMicro)
Markus Mair: Was wurde eigentlich … aus dem Begriff der Transformation?

Bei all dem nützt es nichts, wenn man dies im Elfenbeinturm, auf Management-Ebene konzipiert. All das benötigt dringend eine umfassende kulturelle Transformation, also das „Commitment“ der Menschen, die gemeinsam an diesen Zielen arbeiten sollen. Nur wenn diese den Sinn erkennen und mit Motivation bei der Sache sind, kann Transformation gelingen. Nun ist es aber so, dass allein der Gebrauch des Begriffes der Transformation vielerorts Unbehagen auslöst. Warum? Weil Transformation als etwas so Großes, Überwältigendes, von der und dem Einzelnen nicht Steuerbares interpretiert und wahrgenommen wird.

Transformation spielt in alle Bereiche eines Unternehmens hinein – von technologischen bis hin zu sozialen grundlegenden Veränderungen, die schlichtweg notwendig erscheinen. Kulturwandel ist auch so ein Schlagwort, das mit dem der Transformation meist untrennbar verbunden ist. Wir ahnen gemeinhin, was damit gemeint ist – aber wie kann genau das gelingen?

Transition statt Transformation

Wir müssen dem Terminus der Transformation seine Wucht nehmen, ihn in kleineren Teilen leichter verständlich und praktisch „handlebar“ machen. Transition statt Transformation: Transition bedeutet so viel wie „Übergang“, legt also nahe, dass das, was wir gemeinhin als Transformation empfinden und viele teils fürchten, kein großes, allgemeingültiges Ziel darstellt. Sondern dass es vielmehr ein Weg ist, den wir alle gemeinsam gehen, weil ja auch die Welt sich ständig weiterdreht und mit ihr alle technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

© PantherMedia / j.dudzinski
Markus Mair: Was wurde eigentlich … aus dem Begriff der Transformation?

Genau davon hängt unser Erfolg schlussendlich ab – nicht von dem einen großen Wurf, mit dem wir uns transformieren. Sondern von vielen kleinen, aber effizienten Schritten, durch die wir uns verändern und entwickeln hin zu einem zukünftigen Modell, das uns wettbewerbsfähig bleiben lässt. Das funktioniert allerdings nur über Trial-and-Error, mit dem Mut, bei manchen kleinen Schritten nicht vorwärtszukommen. Gerade traditionelle Unternehmen in bislang über Jahrzehnte etablierten Branchen tun sich damit naturgemäß schwer. Doch wer in seine eigene Unternehmensgeschichte blickt, erkennt schnell: Bereitschaft zu Transition war und bleibt zu jeder Zeit notwendig, um erfolgreich zu sein.

Klaren Kopf bewahren

Nun ist das aus der Retrospektive einfach zu beurteilen, wie gut diese Transition (auch wenn man sie wohl noch nicht so genannt hat) in der Wirtschaftsgeschichte gelungen ist. Doch wie wird man auf das, was wir heute leisten, einst zurückblicken? Womit werden wir es geschafft haben, uns erfolgreich den Strömungen der Zeit anzupassen? Wo haben wir uns besonders erfinderisch – also innovativ – verhalten? Und wo haben wir – nachhaltig – etwas geleistet, das längere Zeit Bestand haben wird?

Vielleicht ist in all der Schnelllebigkeit, der rasanten Entwicklung unzähliger Möglichkeiten, die uns allen sekündlich offenstehen, gerade dieser Moment entscheidend: in dem man innehält und einen kleinen Schritt zurücktritt, um wieder klarer zu sehen.

Gutes Management bedeutet in dieser Hinsicht vor allem, einen klaren Kopf zu bewahren und so auch viele kleine Schritte der Transition zu schaffen, bis wir vielleicht irgendwann von Transformation, also von einem großen Wandel, werden sprechen können. Eines muss uns allen bewusst sein: Stillstand, also ein Ende der Entwicklungsnotwendigkeit, wird es niemals geben. Und das ist gut so. Bleiben wir bereit.

Autor: Markus Mair

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