Allein der Bau neuer Gebäude ist für rund 40 Prozent der menschengemachten Emissionen verantwortlich. Angesichts dieser Zahlen wird deutlich: Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, braucht es einen stärkeren Fokus auf die Verlängerung des Lebenszyklus bestehender Gebäude. Tatsache ist zudem, dass eine Vielzahl der Gebäude, die wir im Jahr 2050 bewohnen werden, bereits gebaut sind.
Die Revitalisierung und nachhaltige Sanierung des Bestands ist somit kein „nice to have“, sondern vielmehr unumgänglich und wird zukünftig eine der zentralen Herausforderungen der Immobilienbranche sein.
Aufgrund der besonderen Bedeutung des Gebäudesektors für das Erreichen der Klimaschutzziele ist die nachhaltige und energetisch hochwertige Sanierung des Gebäudebestands ein entscheidender Hebel, um CO₂-Emissionen zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und die Energieeffizienz maßgeblich zu verbessern. Doch so einfach wie es klingt, ist es nicht. Denn eine Umsetzung der notwendigen Sanierungen und Erfüllung der entsprechenden Quoten sind unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nur schwer möglich – politische Zielsetzung und wirtschaftliche Realisierbarkeit gehen hier weit auseinander. Während die regulatorischen Ambitionen hoch sind, bleiben diese ohne einer wirtschaftlichen Darstellbarkeit wirkungslos.
Zukunftsfähig, innovativ und wirtschaftlich
Vor einigen Wochen habe ich mich im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen zu diesem Thema ausgetauscht.
Unter dem Titel „Nachhaltige Bestandssanierung: zukunftsfähig, innovativ, wirtschaftlich!“ wurde über Sanierungsstandards, Berichtspflichten und die Problematik von zu niedrigen Sanierungsraten gesprochen. Hauptaugenmerk der Diskussion lag jedoch auf der Frage, ob und wie der Gebäudebestand zukunftsfähig gemacht und gleichzeitig wirtschaftlich attraktiv gestaltet werden kann und wie der Spagat zwischen Effizienz und Wirkung gelingen kann.
Für uns als Unternehmen ist klar, dass energetische Gebäudesanierungen/-modernisierungen sowie z. B. der Austausch ineffizienter Heizsysteme, richtige Dämmung und neue Fenster einen wesentlichen Hebel zur Reduktion bzw. Minimierung der Energieverbräuche für Heizung, Warmwasseraufbereitung und Belüftung und somit von Treibhausgasen darstellt. Jedes Jahr werden daher mehrere Hundert BUWOG-Wohnungen thermisch saniert, um einem Niedrigenergiestandard zu entsprechen.

Ich weiß also aus erster Hand, dass Sanierungen und Umstellungen auf nachhaltige Energieversorgung in Bestandsobjekten ein enormes Wirkungspotenzial darstellen.
Als Unternehmen sehen wir uns als Teil der Lösung: Für uns bedeutet nachhaltige Bestandssanierung Verantwortung zu übernehmen, sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen, die in unseren Gebäuden leben, aber auch für den langfristigen Werterhalt unserer Immobilien. Der Weg zum konsequent klimaneutralen Wohnungsbestand wird allerdings maßgeblich davon abhängen, dass regulatorische und gesetzliche Vorgaben mit sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Machbarkeit in Einklang gebracht werden.
Technologische Entwicklungen sowie Rahmenbedingungen
Daher plädiere ich einerseits für schnellere Entscheidungs- und Genehmigungsprozesse, um die Sanierungsquote deutlich zu erhöhen. Andererseits obliegt es als Branche unserer Verantwortung, vermehrt auf digitale Abläufe und neue Entwicklungen in diesem Bereich zu setzen.
Technologisch ist gerade auf dem Gebiet der seriellen Sanierung vieles möglich, was ich für eine gute Perspektive halte, um dem Gebäudesektor einen entscheidenden Innovationschub zu geben. Serielle Sanierungsmethoden, vorgefertigte Fassadenelemente, innovative Dämmstoffe oder auch Smart-Building-Technologien liefern effiziente und gleichzeitig qualitativ hochwertige Lösungen.
Doch braucht es nicht nur innovative Ansätze und Förderprogramme, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen, die eine Sanierung auch ökonomisch leistbar machen.
Nach dem Motto „Wir werden es nicht herbeifördern können!“, müssen sich Sanierungen als Investition auch für die Bestandshalter rechnen. Mein Fazit lautet: Nachhaltig Sanieren erfordert Investitionsbereitschaft, regulatorische Klarheit und den politischen Willen klimagerechtes Bauen und Sanieren im Bestand konsequent voranzutreiben.
Autor: Kevin Töpfer