Wie die Unternehmensübergabe gelingen kann, diskutierten auf Einladung der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) in der „Top Speakers Lounge“ bei BDO Austria Marie-Christine von Pezold (FBN Switzerland), Florian Meindl (BDO Austria), Sabine Hönigsberger (Erste Bank) und Ulrike Rabmer-Koller (Rabmer Gruppe).
In Sachen Unternehmensnachfolge besteht bei heimischen Klein- und Mittelbetrieben dringender Handlungsbedarf. Laut einer von der Geschäftsführerin des FBN (Family Business Network Switzerland) Marie-Christine von Pezold präsentierten Studie haben 47 % der Unternehmen den Prozess noch nicht begonnen.
„Nur 32 % haben die Nachfolge der Anteile geregelt und lediglich 11 % die Übergabe vollendet. Doch wenn man nichts plant, dann plant ein anderer. Dann entscheidet auch jemand anders – und eventuell nicht so, wie man es gerne hätte“, erklärt Marie-Christine von Pezold.
Die Gründe dafür sind selbstgemacht. Durch dominante Inhaberschaft und die Familie selbst entstehen Spannungsverhältnisse, die oft von Emotionalität und weniger von Rationalität geprägt sind. Die Zahlen, basierend auf einer Studie der HSG Fribourg zur Nachfolge in der Schweiz, sind aber mit der Situation in Österreich durchaus vergleichbar.
Problematik der „Kopf-in-den-Sand-Politik“
Viele KMU in Österreich und der Schweiz stehen vor einem größeren Problem: Die Unternehmensnachfolge scheitert, da die Eigentümer:innen nicht loslassen können. Dadurch bleiben viele Chancen ungenutzt, Betriebe riskieren Wertverlust und Beschäftigungssicherheit. Ein klarer Übergabeprozess mit frühzeitiger Vorbereitung und professioneller Moderation ist deshalb entscheidend.
„Bei einem meiner Kunden wurde so lange gewartet, bis selbst der Sohn kurz vor der Pension stand. Es ist unangenehm, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Wenn man den Kopf in den Sand steckt, wird das Problem umso größer. Steuerlich ist das auch ein Problem. Unter anderem werden Privatstiftungen gegründet, ohne dass die Kinder darüber informiert wurden. Man sollte das vorher klären, auch mit der Belegschaft und den Stakeholdern – die müssen alle frühzeitig informiert werden. Ganz offen und transparent zu kommunizieren ist herausfordernd, auch in Familienunternehmen. Es ist schwierig, alle Mitglieder abzuholen“, verdeutlicht Florian Meindl.

„Das Schlimmste, was man tun kann, ist, den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu tun. Dadurch tritt ein Wertverlust ein. Man muss mit der Bank des Vertrauens sprechen, mit dem Steuerberater. Einfach beginnen – die Finanzen bekommt man dann schon in den Griff. Wir wollen nachhaltige Wertschöpfung erzielen, dazu muss die Nachfolge geregelt sein. Wir würden uns wünschen, dass das Thema offen angesprochen wird. Ich habe mit vielen Familienunternehmen gearbeitet. Am leichtesten war es, wenn genau geregelt wurde, wer von der Familie mitarbeitet und wer nicht. In manchen Unternehmen braucht man aber auch einen Mediator. Man muss der nächsten Generation die Möglichkeit geben, ins Unternehmen einzusteigen, einen eigenen Bereich zu bekommen und diesen gemeinsam mit den Eltern zu entwickeln“, ergänzt das Sabine Hönigsberger.
Erfolgreiche Übergabe – leicht gemacht
Wie eine erfolgreiche Übergabe vonstattengehen kann, erklärt Unternehmerin Ulrike Rabmer-Koller:
„Ich wurde nicht ins kalte Wasser gestoßen, sondern hatte 10 Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten und dann den Betrieb zu übernehmen. Begonnen habe ich als Prokuristin – später habe ich dann weitere Anteile übernommen. Man muss da Schritt für Schritt hineinwachsen. Ich durfte meine eigenen Ideen einbringen und das Unternehmen transformieren. Außerdem habe ich meinen Übergebern sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. In den nächsten 10 Jahren plane ich die Übergabe. Meine zwei Kinder habe ich aber nicht von klein auf dazu getrimmt, das Unternehmen zu übernehmen. Sie sollen das machen, was ihnen Spaß macht. Nur dann sind sie gut. Sie müssen Freude daran haben und es auch können. Die Kunst ist es, Lösungen zu finden, die gut für die Familie und gut fürs Unternehmen sind!“
