Geschichte, Architektur und Wirtschaft verschmelzen im Großen Ägyptischen Museum

Nach jahrelanger Vorbereitung öffnet das gigantische Museum nahe den Pyramiden von Gizeh seine Tore.
© Rehab Eldalil
Geschichte, Architektur und Wirtschaft verschmelzen im Großen Ägyptischen Museum
Atrium mit der Statue von Ramses II – als zentraler Knotenpunkt, der in alle Bereiche des Museums führt.

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Zur feierlichen Veranstaltung versammelten sich Staats- und Regierungschefs sowie internationale Prominenz, um die Eröffnung mit Feuerwerk sowie einer Musik- und Lichtshow zu zelebrieren. Hierbei wurden auch die Kulturgüter der berühmten Sphinx sowie die Pyramiden von Gizeh in die „Show“ mitintegriert – Tänzer und Schauspieler zeigten eine Choreografie in Kostümen aus der pharaonischen Zeit.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi erklärte zur Eröffnung:

„Das Museum beheimatet die gewaltigen Schätze der ägyptischen antiken Zivilisation. Ich lade Sie ein, dieses Museum zu einer Plattform für Dialog, zu einem Hafen des Wissens und einem Treffpunkt der Menschheit zu machen.“

Der ägyptische Präsident begrüßte Delegationen aus etwa 80 Ländern, rund die Hälfte davon angeführt von den jeweiligen Staatspräsidenten. Als Vertreterin Österreichs nahm Außenministerin Beate Meinl-Reisinger an den Feierlichkeiten teil.

„Ein wichtiger Tag für Kultur, Geschichte und internationale Zusammenarbeit“, betonte Österreichs Aussenministerin.

Geschichte, Architektur und Wirtschaft verschmelzen im Großen Ägyptischen Museum
Die „Grand Stairs“ fungieren als Prolog und präsentieren rund 90 Statuen verschiedener Dynastien.
© Grand Egyptian Museum

Im Rahmen der bilateralen Kooperation mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer wurde Irene Forstner-Müller, Leiterin der Außenstelle des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) in Kairo, in den wissenschaftlichen Beirat des Museums berufen. In dieser Funktion entwickelte sie ein Ausstellungskonzept für Funde aus Tell el-Dabʿa.

Museum und Pyramiden

Mit dem Bau des irischen Architekturbüros Heneghan Peng wird die Sammlung des Grand Egyptian Museum (GEM) eindrucksvoll in die Gegend rund um die Pyramiden eingebettet.

Geschichte, Architektur und Wirtschaft verschmelzen im Großen Ägyptischen Museum
Birdseye View: Das Gebäude von Heneghan Peng Architects erstreckt sich über ein 50.000 Quadratmeter großes Gelände in der Nähe der Pyramiden von Gizeh und beherbergt auf einer Gesamtfläche von 81.000 Quadratmetern mehr als 100.000 Objekte.
© Grand Egyptian Museum

Drei Sichtachsen am Museumsgebäude laufen auf die antiken Bauwerke zu, eine neue Fußgängerbrücke verbindet beide Sehenswürdigkeiten, die viele Touristen an einem Tag besuchen wollen.

Auch ein Besuch an Pyramiden und Sphinx-Statue läuft nun deutlich geregelter ab als noch vor einigen Jahren. Dieser beginnt auf der Westseite an einem neuen Eingang und mit Shuttlebussen, wodurch der Stau von privaten Autos und Tourbussen ein Ende hat. Für Souvenirhändler, Tourenanbieter oder Pferde- und Kamelhalter gelten strengere Auflagen. An den früher genutzten Eingängen herrschte oft ein Gewimmel, in dem Touristen sich bedrängt fühlen konnten.

Mit all diesen Umbauarbeiten hofft die Regierung, dem Tourismus weiteren Schwung zu verpassen. Vergangenes Jahr kamen 15 Millionen Touristen nach Ägypten – die meisten davon aus Deutschland und Russland – bis 2032 sollen es doppelt so viele sein. Der Umsatz aus der Schifffahrt am Suezkanal ist eingebrochen, da die Route durch Angriffe im Zuge des Gaza-Kriegs zu gefährlich geworden ist. Umso wichtiger sind für das Land, in einer seiner schwersten Wirtschaftskrisen, die Einnahmen aus dem Tourismus.

Grabschatz des Tutanchamun

Mit der offiziellen Eröffnung ist nun auch der komplette Grabschatz des Pharaos Tutanchamun zu sehen und damit die Kronjuwelen der Sammlung.

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Tutanchamun, Goldene Maske im ägyptischen Museum, Kairo. Sie wird künftig im GEM zu sehen sein.
© Kenneth Garrett

Zum ersten Mal, seit der britische Archäologe Howard Carter 1922 die Grabkammer im Tal der Könige entdeckte, werden jetzt alle rund 5.300 Stücke von „King Tut“ gezeigt, 2.000 davon sind noch nie öffentlich ausgestellt worden. Zum Schatz gehört auch die goldene Totenmaske des „Kinderkönigs“, die zum wohl bekanntesten Symbol pharaonischer Zeiten wurde.

Als weiteres Highlight gilt die Sonnenbarke, die mutmaßlich für Pharao Cheops gebaut wurde. Das 4.600 Jahre alte, 42 Meter lange Schiff war – zerlegt in 1.200 Teile – an der Südseite der Cheops-Pyramide vergraben. Experten hatten es nach der Entdeckung 1954 in mühsamer Kleinstarbeit wieder zusammengebaut. Es gilt heute als ältestes noch intaktes Schiff weltweit.

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Auf dem Weg ins Jenseits: Die Sarkophage.
© Atelier Brückner

Wer allerdings in der Sammlung fehlt, ist Königin Nofretete, Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, deren Büste zu der Sammlung des Neuen Museums in Berlin zählt. Ägypten fordert seit Jahren die Rückgabe, während die deutsche Seite beteuert, die Büste sei nach dem Fund im Jahr 1912 rechtmäßig nach Berlin gekommen. Im GEM werden Besucher bei Touren gebeten, eine Petition zu unterzeichnen, um weiter für die Rückgabe zu kämpfen.

GEM – „größtes Museum der Menschheitsgeschichte“

Mit der Eröffnung endet eine jahrelange Wartezeit mit immer neuen Verzögerungen. Angekündigt wurde das Museum bereits in den 1990er-Jahren, selbst der Beginn der Bauarbeiten liegt nun schon 20 Jahre zurück. Immer wieder kam es zu Verschleppungen – politische Unruhen, Wirtschaftskrise, Corona-Pandemie und schließlich noch der Krieg im benachbarten Gaza.

Nun beheimatet der monumentale Bau in zwölf Ausstellungshallen mehr als 100.000 Stücke aus der pharaonischen, griechischen und römischen Antike – laut Betreibern das größte archäologische Museum der Welt.

Oder, wie Präsident Abdel Fattah al-Sisi es formulierte – „das größte Museum in der Geschichte der Menschheit.“

https://science.apa.at

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