Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Es ist der altbekannte Lauf, doch gleichzeitig ist heuer alles neu. Denn 2020 war kein Jahr wie jedes andere. Die Corona-Pandemie prägte das Leben der Österreicherinnen und Österreicher, von Freizeitbeschäftigungen und Shopping über Feierlichkeiten bis hin zur Gesundheit waren diverse Lebensbereiche betroffen. Das Online Research Institut Marketagent blickt nun im Rahmen einer aktuellen Umfrage auf dieses turbulente Jahr zurück und nimmt den Alltag der heimischen Bevölkerung genau unter die Lupe. Fazit: Mehr Tränen, häufigeres Online-Shopping, weniger Besuche von Freunden oder die geringere Anzahl an Hotelnächtigungen, speziell im Ausland, sind nur einige Insights, die die Auswirkungen von Covid-19 auf die Lebenswelt der Österreicherinnen und Österreicher eindrucksvoll illustrieren. Speziell der Blick auf die Vergleichswerte aus dem Jahr 2017 unterstreicht diese Erkenntnis. Das vermehrte Wandern an der frischen Luft oder das seltenere Wegwerfen von Lebensmitteln lassen hingegen darauf hoffen, dass Covid-19 zumindest den ein oder anderen positiven Effekt haben könnte.
„Mit der Hilfe von 1.000 Österreicherinnen und Österreichern durften wir das letzte Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen nicht nur Revue passieren lassen, sondern dabei auch noch quantifizieren. Wenig überraschend spiegeln sich die einschneidenden Vorkommnisse der vergangenen Monate in den Ergebnisse wider und zeigen deutlich: Ob beim Einkaufen, der Freizeitgestaltung oder in Bezug auf die Mobilität, die Auswirkungen des Coronavirus lassen sich vor allem auch in den alltäglichen Routinen beobachten“, erläutert Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl.
Und hier ist es, das Jahr 2020 in Zahlen:
- Die Österreicher waren im Jahr 2020 häufiger wandern
- 2020 hat man durchschnittlich an weniger Tagen großen Stress verspürt
- Im Jahr 2020 sind im Vergleich zu 2017 öfter Tränen geflossen
- Im letzten Jahr hatte man seltener Besuch von Freunden bei sich zu Hause
- 2020 sind die Österreicher häufiger unter die Kuchen-Bäcker gegangen
- Im heurigen Jahr wurden weniger Lebensmittel weggeschmissen
- Die Österreicher sind häufiger OHNE Auto ausgekommen
- Außerdem sind sie seltener in einen Bus eingestiegen
- Online Shopping hat deutlich zugenommen
- Hingegen war man seltener in einem stationären Modegeschäft shoppen
Belastungen für Körper und Psyche im Corona-Jahr
Obwohl in Hinblick auf Corona vor allem das Risiko für die Gesundheit diskutiert wird, verbrachten die Österreicher im letzten Jahr weniger Tage im Krankenstand als im Jahr 2017: Die durchschnittlichen 9,2 Tage von damals reduzierten sich auf rund eine Woche (7,6 Tage), in der die Befragten das Bett hüteten. Auch ein leichter Rückgang der Arztbesuche ist zu beobachten –Praxen wurden offenbar zur Vermeidung einer Infektion nach Möglichkeit gemieden. Zu den häufigsten körperlichen Beschwerden zählte in den vergangenen 365 Tagen einerseits Kopfweh, gegen das in rund 8,5 Fällen zu einem Medikament gegriffen wurde, andererseits plagten die Österreicher durchschnittlich 8,1 Mal Magen-Darm-Probleme.
Covid-19 und speziell die damit verbundenen Maßnahmen und Regeln stellen jedoch durchaus eine psychische Belastung für die Bevölkerung dar, wie die Ergebnisse verdeutlichen. Das ein oder andere Mal kochten dabei die Emotionen hoch. Mit durchschnittlich 18,9 Mal im Jahr wurde mehr geweint als noch 2017 (15,2 Mal). Zumindest konnten sich die Österreicher aber über knapp 10 stressige Tage weniger freuen: Rund 42,6 Tage empfanden die Befragten 2020 als beschwerlich, vor drei Jahren waren es noch 51,8 – was möglicherweise auf die Einschränkung vieler Freizeit- sowie beruflicher Aktivitäten zurückzuführen ist. Deutlich stressfreier gingen vor allem die 30- bis 59-Jährigen durchs Leben. Ein anderes Bild zeigt sich hingegen unter den Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren, die berichten, sich an 61,9 Tagen ausgelaugt gefühlt zu haben. Diese Altersgruppe wurde und wird durch die Abschottung von ihrem Freundeskreis, der gerade in diesem Alter eine wichtige Rolle spielt, sowie die neue schulische Situation im Zuge des Home-Learning sicherlich in besonderer Weise gefordert. Passend dazu flossen unter den Jugendlichen auch besonders viele Tränen: Rund 51,2 Mal wurde im letzten Jahr geweint und damit mehr als doppelt so häufig wie noch 2017. Den jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren war mit 31,8 Mal ebenfalls deutlich häufiger als dem Durchschnitt zum Heulen.
Positiv zu vermerken ist hingegen, dass die Stimmung zuhause trotz der vielen Stunden, die aufgrund des Lockdowns in den eigenen vier Wänden verbracht wurden, nur in wenigen Fällen zu kippen schien. Lediglich 15,4 Mal flogen bei den Befragten im Mittel die Fetzen.
Ein Rückblick auf die Freizeitgestaltung der letzten 365 Tage
Einen Beitrag, um den ein oder anderen Streit zu verhindern und einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn den Österreichern die Decke auf den Kopf fiel, leistete im letzten Jahr womöglich unter anderem der häufige Gang an die frische Luft. Schließlich boomte in Bezug auf den Sport vor allem das Wandern: Rund 15,7 Mal zog es die heimische Bevölkerung hinaus ins Grüne, um für mindestens zwei Stunden über Stock und Stein zu marschieren – ein klarer Anstieg im Vergleich zu 2017 (9 Mal). Speziell mit zunehmendem Alter gewannen ausgedehnte Ausflüge an Beliebtheit. In einem Fitnessstudio waren die Befragten indes nur 8,7 Mal anzutreffen, im Frei- oder Hallenbad 3,4 Mal. Trotzdem genossen die Österreicher durchaus gerne einen Sprung ins angenehme Nass – allerdings in Form eines Vollbades in der eigenen Badewanne. Durchschnittlich 18,6 Mal taten die Befragten dem eigenen Körper damit etwas Gutes. Ansonsten fiel der Bereich Wellness und Beauty aber den großflächigen Schließungen während der Lockdowns zum Opfer. So wurden wenig überraschend Dienstleistungen wie Friseur oder Massagen seltener in Anspruch genommen und Thermen weniger oft besucht als noch vor 3 Jahren.
Diese Schließungen betrafen nicht zuletzt auch den Freizeit- und Entertainmentbereich. Stellvertretend dafür kann das Kino herangezogen werden: Versanken die Österreicher 2017 im Mittel noch 3,6 Mal im Jahr in den weichen Kinositzen vor der großen Leinwand, so war dies 2020 nur ein Mal der Fall (1,1 Mal). Noch seltener standen Besuche von Museen, Zoos, Live-Sportevents oder dem Theater am Plan (je weniger als 1 Mal pro Jahr). Mit durchschnittlichen zwei Besuchen wohnten die Befragten im Jahr 2020 noch am häufigsten einer heiligen Messe in der Kirche bei. Vorsicht ließ die heimische Bevölkerung auch in Hinblick auf Einladungen zu sich nach Hause walten. 21 Mal hieß man Gäste in den eigenen vier Wänden willkommen, 2017 kam es im Mittel noch zu 26,8 Besuchen. Das tat jedoch dem Alkoholgenuss keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Österreicher schauten durchschnittlich 8,5 Mal zu tief ins Glas und damit einmal mehr als vor drei Jahren. Speziell die Männer (11,7 Mal) tranken etwas häufiger über den Durst sowie auch die Jugendlichen (18,3 Mal) und jungen Erwachsenen (11,2 Mal).
In Zeiten der Isolation in den eigenen vier Wänden dient nicht zuletzt der Medienkonsum als Mittel gegen Langeweile und zum Zeitvertreib. Auf Fernsehen wurde zwar im Schnitt an 55,6 Tagen verzichtet, ohne Internet verbrachten die Österreicher aber durchschnittlich nur 10,6 Tage – wobei hier starke altersabhängige Unterschiede feststellbar sind. Während speziell die Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren und jungen Erwachsenen deutlich geringeren Bedarf an einem TV-Gerät aufwiesen – was wohl auf die Popularität von Streaming-Diensten zurückzuführen ist – griff die Altersklasse 50-59 nur an 32,3 Tagen nicht zur Fernbedienung. Im Gegensatz dazu kamen die 14- bis 29-Jährigen nicht einmal eine Woche ohne Internet aus, die Generation 50+ hingegen zwei Wochen oder mehr.
Eine Rarität stellten im Corona-Jahr zuletzt Urlaube inklusive Hotelnächtigungen dar. Lediglich 3,5 Mal übernachteten die Österreicher in einem Hotel im Inland, im Ausland durchschnittlich gar nur 2,6 Nächte statt gut einer Woche, wie es noch 2017 der Fall war (7,9 Nächte).
Mobilität, Online-Shopping und Kochexperimente: Alltägliches aus 2020 in Zahlen
„Wenig überraschend zeigt sich beim Rückblick auf die letzten 12 Monate im Vergleich mit dem Jahr 2017 eine deutliche Reduktion der Mobilität. Lockdowns, Schließungen vieler Geschäfte und Homeoffice sowie Home-Schooling verringerten den Bedarf, von A nach B zu gelangen, massiv. Dementsprechend beobachten wir in Bezug auf die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel wie Auto, Bus und Bahn einen klaren Rückgang“, erläutert Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent. So kamen die Österreicher an deutlich mehr Tagen als noch vor drei Jahren ohne Auto aus: Im Schnitt an 118,2 Tagen, also für eine Dauer von knapp 4 Monaten, blieb der Motor kalt. 2017 war dies nur an 95 Tagen der Fall. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn waren die Befragten ebenfalls seltener unterwegs, wohl auch um das Risiko für eine Infektion in oft voll Waggons zu minimieren.
Selbst die Wege für das Einkaufen umgingen heuer viele Österreicher: Das Online-Shopping florierte, die Besuche im stationären Handel gingen hingegen zurück. Durchschnittlich 25,8 Mal landeten die Befragten mit ihrem virtuellen Warenkorb an der Kasse, 2017 war dies nur 15,9 Mal der Fall. Speziell Berufstätige (28,3 Mal) und Personen mit Kindern (32,5 Mal) bedienten sich dieser durchaus praktischen Möglichkeit. Indes gingen die physischen Besuche in Bau- und Gartenmärkten (8,8 Mal), Mode- (8,6 Mal) oder Möbelgeschäften (4,6 Mal) im Vergleich mit 2017 jeweils zurück. Kein Rückgang ist hingegen beim Lebensmitteleinkauf zu beobachten, den die Österreicher auch im Corona-Jahr weiterhin am liebsten direkt im Supermarkt durchführen: Durchschnittlich 98,2 Mal, also knapp zwei Mal wöchentlich, wurde er hierzulande 2020 erledigt.
So sehr sich die heimische Bevölkerung auch aus dem öffentlichen Raum zurückzog, so aktiv und auch kreativ wurde sie in den eigenen vier Wänden. Die Österreicher kümmerten sich im Schnitt 13,9 Mal um Handwerkliches im eigenen Heim – ein leichter Zuwachs im Vergleich zu 2017 (12,9 Mal). Das Kochen und Backen erlebte wohl als Folge geschlossener Kantinen und Lokale ebenfalls einen Aufschwung. Die Befragten griffen vermehrt selbst zum Kochlöffel und buken 2020 nicht nur 12 Kuchen, sondern experimentierten durchschnittlich auch mit 10,5 neuen Koch- oder Backrezepten. Eine erfreuliche Konsequenz: Im Vergleich zu 2017 wurden seltener (abgelaufene) Lebensmittel entsorgt. Speziell im städtischen Raum wurde zudem vermehrt die Option genutzt, sich Essen direkt nach Hause liefern zu lassen.
„Insgesamt zeigt vor allem der Vergleich mit dem Jahr 2017, dass die Corona-Pandemie an den Lebensgewohnheiten der heimischen Bevölkerung ihre Spuren hinterlassen hat. Für das kommende Jahr bleibt zu hoffen, dass die Integration der Vorsichtmaßnahmen der Österreicherinnen und Österreicher in ihren Alltag endlich zur Erreichung des gewünschten Ziels, dem Sieg über das Coronavirus, führt“, resümiert Thomas Schwabl.
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