Das internationale Frauennetzwerk BPW – Business and Professional Women – berechnet seit 2009 den Equal Pay Day für Österreich. Obwohl er dieses Jahr um vier Tage nach vorne gerückt ist, fällt die Begeisterung gedämpft aus: Denn die Datengrundlage für die Berechnung ist 2019, also vor der Corona-Krise, die dramatische Auswirkungen auf Frauen hat.
Aktuell beläuft sich der Gender Pay Gap auf 14,3 Prozent, umgerechnet sind das 52 Kalendertage, die Frauen unbezahlt arbeiten – oder anders ausgedrückt, jedes 7. Jahr. In der Gesellschaft wird diese Ungerechtigkeit nach wie vor oft negiert oder fälschlicherweise auf die hohe Teilzeitquote von Frauen geschoben. Die Lohnschere resultiert jedoch aus dem Vergleich von ganzjährig vollbeschäftigten Frauen und Männern, Teilzeit ist demnach kein Argument!
In Österreich besteht im europäischen Vergleich ein besonders hohes geschlechtsspezifisches Lohngefälle zwischen Frauen und Männern, wir sind bei den Schlusslichtern zu finden. Die Einkommensdifferenz manifestiert sich vor allem in den Berufsgruppen der Angestellten mit 31,4 Prozent und Arbeitern mit 27,4 Prozent. Die Zahlen der Statistik Austria lassen auch regionale Vergleiche zu, denn entscheidend für die tatsächliche Höhe des Einkommensunterschieds ist das Bundesland. Während in Wien der Pay Gap mit 4,8 Prozent verhältnismäßig klein ist, klafft in Vorarlberg eine Lücke von 23,3 Prozent!
Es geht um Geld und Leben
Dazu passt (leider) eine Bawag-Umfrage, nach der bereits Ende des Vorjahres 43 Prozent auf eine angespannte oder schwierige finanzielle Situation verwiesen haben. Bei Paaren mit Kindern unter sechs Jahren gaben das „nur“ 29 Prozent der Befragten an, 26 Prozent bei jenen mit Kindern ab sechs Jahren.
Nur: Auch in diesem Bereich sind in Österreich mehr Frauen als Männer betroffen, denn von ihnen leben mehr allein: Laut Zahlen der Statistik Austria leben Frauen häufiger ohne Partner – im Vorjahr waren es 800.000 Österreicherinnen, im Gegensatz zu rund 674.000 alleinlebenden Männern. Und das vor allem im Alter: Denn 7 von 10 alleinlebenden Frauen sind über 50 Jahre alt, der Großteil davon (rund 381.000) über 65. Blickt man ins Jahr 2030, könnten es bei einer leichten Verstärkung des Trends 100.000 (noch) mehr „Singlefrauen 50plus“ als heute geben.
Frauen leben also insbesondere ab 50 häufiger allein und sind damit auch tendenziell öfter finanziell auf sich selbst gestellt. Hinzu kommt, dass viele während ihrer Erwerbsjahre im Schnitt weniger für das Alter ansparen können als Männer. Denn obwohl Frauen immer stärker bei der Ausbildung aufholen und bei Hochschulabschlüssen die Nase vorne haben, verdienen sie eben im Schnitt nach wie vor (deutlich) weniger als Männer und arbeiten öfter in Teilzeit.
Kein Wunder, dass auch das Thema „Gender Pension Gap“ erschreckt. Laut Statistik Austria belief sich die Median-Alterspension in Österreich für Frauen zuletzt auf 982 Euro brutto (14x pro Jahr) – das ist in etwa nur die Hälfte (!) jener der Männer (1.953 Euro).
Überhaupt kein „Trost“
Da macht es auch leider nur wenig Hoffnung, dass es wenigstens in der EU bei der Geschlechtergleichheit in Führungspositionen zuletzt kleine Fortschritte gab. Denn global gesehen ist der Frauenanteil in Führungspositionen gleichgeblieben.
In Zahlen: Weltweit beträgt der Frauenanteil in Führungspositionen unverändert 29 Prozent, in der Europäischen Union liegt er gleichauf mit Deutschland minimal höher bei 30 Prozent. Und sogar hier hinkt Österreich noch hinterher: Beim Anteil von Frauen in Top-Positionen in Unternehmen kommt Österreich auf einen Anteil von – man/n kann es nicht anders bezeichnen: lächerlichen – 19,2 Prozent. Generell steht Österreich bei der wirtschaftlichen Partizipation von Frauen weltweit nur auf Rang 86. Bei der Lohnschere – also der Bezahlung für gleiche Arbeit – landet Österreich sogar nur auf dem 108. Platz.
Ebenso bitter: Auch das Engagement für Gendervielfalt in Führungspositionen hält sich in Österreich in sehr engen Grenzen. Laut Daten des Weltwirtschaftsforums ergreift ein Großteil der Unternehmen in Österreich zu wenig Maßnahmen für mehr Geschlechtervielfalt auf Führungsebene und hat das wirtschaftliche Potenzial der Geschlechtergleichstellung nicht erkannt.