ChatGPT hat wochenlang die Branchen-News beherrscht und das zu Recht. Künstliche Intelligenz bringt erstaunliche Werke zustande. Sie würde Studiengänge bestehen, schreibt Artikel und sogar ganze Bücher. Als Buzzfeed verkündete, seine Quizze und Umfragen zukünftig von ChatGPT erstellen zu lassen, verdreifachte sich ihr Aktienkurs innerhalb von zwei Handelstagen. Mittlerweile hat sich die Debatte beruhigt. Ein objektiver Blick zeigt, dass ChatGPT längst nicht das Wunderwerk ist, dass im Alleingang das Internet revolutionieren wird. Es ist ein Werkzeug. Richtig eingesetzt, kann man damit die Qualität der eigenen Arbeit steigern. Denn die wird weiterhin entscheidend für den Erfolg sein.
Die sechs großen Probleme von ChatGPT
Early-Adopter und Branchenbeobachter waren von den Möglichkeiten der Software so begeistert, dass sie schlicht auf die Analyse der Limitierung vergessen haben. Denn natürlich gibt es Probleme. Dabei handelt es sich weniger um technische Schwierigkeiten, sondern vielmehr um systemimmanente Probleme:
- Das Ende der Debatte.
- ChatGPT – das Falschgeld der Content-Welt.
- Unberechenbarkeit der Algorithmen.
- Fragwürdige Basisarbeit
- Gesetze, AGB und findige Anwälte.
- Boomercringe
Das Ende der Debatte
Jede künstliche Intelligenz hat das Problem, dass sie nur so schlau ist, wie die Daten, mit denen sie gefüttert wurde. Zusätzlich auch nur in dem Aufgabenbereich, für den sie programmiert wurde. ChatGPT soll – geht es nach den Auslösern des Hypes – alles können. Das Programm soll jede Form von Daten und Content kreieren, was aber schlicht unmöglich ist. ChatGPT kann Informationen verwalten und neu anordnen. Von einer „Kreation“ kann aber keine Rede sein. Würde man ab heute die Neuerstellung sämtlichen Contents ChatGPT überlassen, würde unsere Gesellschaft schlichtweg stagnieren. Es gäbe nur noch Debatten, die sich ergebnislos im Kreis drehen. Um aus diesem Kreis auszubrechen, wird sich mittelfristig dadurch ein neues Berufsbild bilden, jenes des Prompt-Engineerings.
ChatGPT – das Falschgeld der Content-Welt
Das führt zum nächsten Problem – nämlich der Wiederholung. Je mehr Artikel ChatGPT zu einem Thema auswirft, desto ähnlicher scheinen sich die Arbeiten zu sein. Wortwahl, Satzaufbau und Schlussfolgerungen sind fehlerfrei und oft auch schön formuliert, ähneln sich aber extrem. Vielen Usern dürfte das zunächst nicht auffallen. Aber dabei verhält es sich wie mit Falschgeld. Wenn kleine Ganoven jedem Geldbündel in ihrem Koffer zwei Blüten beimischen, merkt es der Mafia-Boss nicht. Nicht einmal bei fünf Scheinen pro Bündel. Wenn es aber plötzlich mehr Fälschungen als Originale gibt, ist das Geschäft geplatzt.
Unberechenbarkeit der Algorithmen
Natürlich wird es dem User irgendwann auffallen, wenn Unternehmen häufig auf Künstliche Intelligenz setzen. Denn auch andere Software erkennt, ob es sich bei einem Text um ein KI-Werk handelt. Diese Fähigkeit schwebt über Texten von ChatGPT wie ein Damoklesschwert. Microsoft hat sich mit zehn Milliarden Dollar an OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, beteiligt. Der Tech-Gigant nutzt die Software bei Bing. Eine Suchmaschine, die einst antrat, um Google Konkurrenz zu machen. Sollte das – dank ChatGPT mit vielen Jahren Verspätung – doch noch gelingen, gibt es keinen Grund mehr für Google, Content von ChatGPT oder anderen konkurrierenden Anbietern als Ergebnis auszuspucken. Der Algorithmus könnte entsprechende Ergebnisse einfach filtern. Und das trifft auf alle Webangebote zu. Von Suchmaschinen über Shopping- und Buchungsplattformen bis zu Sozialen Medien.
Fragwürdige Basisarbeit
Jede Künstliche Intelligenz ist nur so gut, wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Und ChatGPT ernährt sich von digitalem Junkfood. Daran sind wir User selbst schuld. Nur wenige Unternehmen setzen strukturierte Daten und Signale im Internet ab. Es besteht eine wilde, ungeordnete Flut an Informationen. Und die Unternehmen überlassen es Suchmaschinen und KIs, diese zu ordnen. Das betrifft die eigene Homepage genauso wie den Auftritt in den Sozialen Medien. Firmen missverstehen sie als reine Werbeplattformen, auf denen keinerlei nachhaltige Botschaften verbreitet oder gar gepflegt werden.
Gesetze, AGB und findige Anwälte
So flexibel und multifunktional ChatGPT und Künstliche Intelligenz auch ist, Gesetze und AGB sind es nicht. Bis Gesetzgeber diese der Lebenswirklichkeit in der digitalen Welt angepasst haben, vergehen Jahre. Nichts wird in Zukunft findige Anwaltskanzleien davon abhalten, Seiteninhaber abzumahnen, die stark auf die Werke von Künstlicher Intelligenz setzen. Urheberrechtsverletzungen, mangelnde Quellenangabe, Täuschung, etc. – es wird sich schon etwas finden lassen. Zwar könnte sich herausstellen, dass die Verwendung – auch bei schlampiger Quellenangabe – legal ist, doch bis es eine klare Rechtslage gibt, wird es Jahre dauern.
Boomercringe
Das fünfte Problem ist die Frage, für wen die Debatte rund um ChatGPT überhaupt geführt wird. Die Gen-Z holt sich ihre Informationen* bei (wechselnden) sozialen Medien. Aktuell ist TikTok die Plattform, bei der sie zuerst einen Suchbegriff eingibt. Bing, Google und ChatGPT, Facebook und zunehmend Instagram kämpfen bei diesen Usern gegen ihren Bedeutungsverlust. Die Ergebnisse, die ChatGPT liefert, gehen damit an einer wachsenden Generation Internetuser derzeit noch unbemerkt vorbei.
Diese Lösungen bietet ChatGPT
Die eigene Sichtbarkeit im Internet zu erhöhen, funktioniert langfristig und nachhaltig nur über Qualität. Unternehmen müssen wissen, welche Probleme ihre Kunden haben und wie sie diese lösen können. ChatGPT ist dafür ein Werkzeug. Die Software kann Gedanken und Daten ordnen und bei der Analyse der Konkurrenz helfen. Das Ergebnis muss allerdings von einem echten Menschen kontrolliert, ergänzt und eingeordnet werden.
Übrigens, GPTZero und Originality.AI – A Plagiarism Checker and AI Detector Built for Content Publishers bieten die Möglichkeit Inhalte prüfen zu lassen, ob diese von ChatGPT erstellt worden sind.
Und um unsere 6 Thesen von der „KI“ in Diskurs zu stellen, machen sie doch den Selbstversuch und geben sie in ChatGPT ein: „ChatGPT hat sechs zentrale Probleme, die sich nicht lösen lassen, welche sind das?“ … zu welchem Ergebnis ist die KI gekommen? Teilen Sie die Ergebnisse mit uns und kommentieren sie diesen Artikel, oder schreiben Sie mir auf LinkedIn!
Autor: Max Schwinghammer