Der Absatz von Bio-Lebensmitteln wächst stetig, KonsumentInnen greifen immer öfter zu Bio, weil sie um die Stärken von Bio-Landwirtschaft im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit wissen. Klimakrise und Biodiversitäts-Rückgang hätten das Bewusstsein für Bio geschärft. “Zu Recht. Denn mit Bio gibt es ein funktionierendes landwirtschaftliches System, mit dessen Hilfe die elementaren Herausforderungen Klima- und Biodiversitätskrise sofort und wirksam angegangen werden können”, betonte BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann anlässlich der Eröffnung der BIO AUSTRIA Bauerntage 2022. Ob das volle Potenzial von Bio in dieser Hinsicht tatsächlich ausgeschöpft werden könne, liege nicht zuletzt daran, ob die vorhandenen politischen Gestaltungsmöglichkeiten genutzt werden. Dazu brauche es konsistente politische Entscheidungen.
Regierung bleibt klar hinter eigenem Anspruch zurück
Irritiert zeigte sich die Obfrau in diesem Zusammenhang von den ursprünglichen Plänen des Landwirtschaftsministeriums für Bio im kommenden Agrarumweltprogramm ÖPUL, die eine massive Schwächung von Bio bedeutet hätten. Durch Beharrlichkeit hätte der Verband gegenüber dem Erstentwurf noch zahlreiche Verbesserungen für Bio-Betriebe bewirken können. “Die Regierung bleibt aber auch mit dem, was sie letztlich im Rahmen des GAP-Strategieplans vorgelegt hat, klar hinter ihrem eigenen Anspruch aus dem Regierungsprogramm, Bio zu stärken, zurück”, betont Grabmann.
Diese Entwicklung mute auch deswegen seltsam an, da zeitgleich die EU-Kommission die Bio-Landwirtschaft europaweit als Schlüsselinstrument gegen Klimawandel und Biodiversitätsrückgang stärken wolle. Auch die deutsche Bundesregierung habe hier einen deutlich anderen Weg eingeschlagen, indem sie die Bio-Landwirtschaft zum Leitbild erhoben hat.
EU Ökologisierungs-Ziele nicht selbst gefährden
Potenzielle Hürden auf dem Weg zu einer notwendigen Ökologisierung der Land- und Lebensmittelwirtschaft sieht Grabmann auch auf EU-Ebene. Ein Beispiel dafür ist die Diskussion darüber, das strenge EU-Gentechnikrecht aufzuweichen. Im Raum steht, Neue Gentechnik im Bereich von Landwirtschaft und Lebensmitteln zugunsten vereinfachter Zulassung zu deregulieren. Mit einem solchen Vorgehen riskiert man auf EU-Ebene, die eigenen Zielsetzungen in Bezug auf Bio und den Green Deal bzw. die “Farm to Fork”-Strategie zu gefährden. Dass dies auch ein Problem für die Bio-Landwirtschaft darstellt, liegt auf der Hand. Man könne eben nicht einerseits Bio stärken wollen und andererseits Schritte setzen, die dieses Ziel untergraben, mahnt Grabmann.
Harmonisierung von EU-Recht als Stolperstein für Bio-Zielsetzungen
Zunehmend problematisch und den Bio-Zielsetzungen der EU-Kommission entgegenlaufend, habe sich in jüngster Vergangenheit auch der Bereich der Harmonisierung von EU-Recht in Bezug auf die Bio-Landwirtschaft erwiesen. Grabmann nannte hier etwa die Interpretation der Bio-Verordnung durch die EU-Kommission im Bereich der Bio-Weidevorgaben. Diese würde letztlich “zahlreiche Hürden für bestehende und mögliche künftige Biobäuerinnen und Biobauern in der Praxis” mit sich bringen.
Grabmann mahnte generell im Bereich der Harmonisierung von EU-Recht in der Landwirtschaft zu “praxisgerechten Regelungen mit Augenmaß”. Es müsse die richtige Balance gefunden werden “zwischen einer Harmonisierung, die einen fairen Wettbewerb sicherstellt und der notwendigen Flexibilität, die eine Anwendung der Bestimmungen unter den jeweiligen lokalen Verhältnissen ermöglicht”, so die BIO AUSTRIA Obfrau abschließend.
Über die BIO AUSTRIA Bauerntage
Die BIO AUSTRIA Bauerntage sind die größte jährlich abgehaltene Weiterbildungsveranstaltung der Bio-Landwirtschaft in Österreich. Heuer sind rund 1.300 TeilnehmerInnen angemeldet. Pandemiebedingt werden 2022 sämtliche Fachtage als Online-Veranstaltungen durchgeführt. In elf verschiedenen Fachtagen werden aktuellste Informationen vermittelt und ein Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft und Beratung ermöglicht. Das gesamte Programm steht auf der Website von BIO AUSTRIA zum Download bereit.