Andreas Holler: Ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen

Der Geschäftsführer der BUWOG Group GmbH, über anstehende Aufgaben im neuen Jahr.
© BUWOG/Stephan Huger
Andreas Holler: Ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen
Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG

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2023 hat bereits jetzt den Ruf, ein herausforderndes Jahr zu werden. Auch ohne vorausschauenden Blick in die magische Kristallkugel sind wir uns wohl alle einig, dass die derzeitigen Umstände unser aller (Arbeits-)Leben auch weiterhin beeinflussen werden. Deshalb muss aber noch niemand den Kopf in den Sand stecken. Vielmehr bin ich der Ansicht, dass das kommende Jahr viele Möglichkeiten bieten wird, um Prozesse, Projekte, Strategien zu hinterfragen und zu optimieren. 2023 setzt also eine Art Transformationsprozess in Gang, der viele Veränderungen mit sich bringen wird.

Wenn ich an die Themen denke, die uns im kommenden Jahr beschäftigen werden, so ist das zunächst die Planbarkeit von Projekten. Durch den wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen neu regulierter Kreditvergabe und Inflation ist die Situation natürlich etwas schwieriger geworden, dennoch können Projekte weitergedacht werden – besonders im Hinblick auf die Planungstiefe und mögliche Optimierungen im Bereich Nachhaltigkeit. Als Unsicherheitsfaktor wird uns 2023 die Frage begleiten, wie sich der Markt in puncto Verwertung weiterentwickelt. Die aktuelle Situation sieht heute so aus, dass institutionelle Investoren bzw. Anleger zurückhaltender geworden sind, während Eigennutzer, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, weiterhin hohes Interesse an neuen Wohnungen haben. Die bereits angesprochenen neuen Kreditvergaberegelungen sowie die schwelende Zinsunsicherheit führen dazu, dass der Finanzierungsprozess in die Länge gezogen wird – ich rechne hier aber damit, dass schon bald mehr Licht ins Dunkle kommt und Erleichterungen bei der Vergabe von Krediten den Markt wieder etwas in Schwung bringen.

© PantherMedia / Andriy Popov
Andreas Holler: Ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen

Damit auch den Anforderungen der Zielgruppen entsprechend entwickelt und gebaut wird, werden sich über das kommende Jahr zunehmend neue Konzepte etablieren. Es gilt: Eine Immobilie braucht mehr als die Summe ihrer Nutzer, um gut angenommen zu werden. Einfach nur Wohnungen zu bauen, ist schlichtweg zu wenig, es braucht Individualität, die zum jeweiligen Standort und den Nutzern passt. Schlagwörter wie die 15-Minuten-Stadt oder Silver Living gehen hier bereits in die richtige Richtung. Wir müssen weg von der monofunktionalen Nutzung von Gebäuden und hin zu einer an den Standort und die dort ansässigen Nutzer angepassten Mischung von Asset-Klassen – wobei das Denken in Asset- Klassen wohl nicht mehr dem Zeitgeist entspricht, wenn es um kundenorientiertes Wohnen geht! In diesem Zusammenhang spielen auch betreute bzw. betriebene Wohnkonzepte eine zunehmend bedeutende Rolle – sei es für Studierende, Best Ager oder generationenübergreifendes Wohnen. Außerdem sind die Nachwirkungen der Pandemie auch weiterhin spürbar, insbesondere was den Bedarf an Home Office betrifft. Ein neues Wohnbauprojekt ohne Co-Working-Space bzw. Berücksichtigung entsprechender Flächen innerhalb der einzelnen Wohnungen ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß und wird es auch in Zukunft nicht mehr sein.

© PantherMedia / EdZbarzhyvetsky
Andreas Holler: Ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen

Den eingangs erwähnten Transformationsprozess werden wir am stärksten im Hinblick auf die Frage „Wie bauen wir?“ spüren. Nachhaltigkeit beschäftigt die Immobilienbranche und damit auch die BUWOG bereits seit vielen Jahren und steht bei uns längst ganz oben auf der Agenda. Mit den ESG-Kriterien und der EU-Taxonomie sind wir alle natürlich zur Umsetzung gewisser Standards verpflichtet, aber wir sollten uns nicht auf deren Erfüllung ausruhen, sondern vielmehr überlegen, wie man die Projektentwicklung auch unter dem Blickpunkt der Kostenstruktur transformieren und weiterentwickeln kann. Hier gilt es natürlich ökologische und soziale Aspekte zu integrieren. Eine Möglichkeit dafür sehe ich z.B. bei modularem Bauen. Das kommende Jahr bietet die Möglichkeit, schon viel früher mit der Planung zu beginnen und die Planungstiefe zu erhöhen, ebenso können Überlegungen und Ansätze zum Thema Kreislaufwirtschaft vertieft werden. Gerade Letzteres ist meiner Meinung nach ein Punkt, der derzeit in der Immobilienbranche noch viel zu wenig Berücksichtigung findet und der noch viel Potenzial bietet, um noch nachhaltiger zu agieren und zu entwickeln.

Im Allgemeinen blicke ich trotz aller Krisen, wie etwa Inflation und Zinsentwicklung, positiv und voller Demut auf 2022 zurück. Die Immobilienbranche hat auch dieses Jahr unter Beweis gestellt, wie krisenfest sie ist, speziell der Wohnimmobilienbereich. Ich bin deshalb optimistisch, dass uns das neue Jahr trotz aller Herausforderungen als Chance dient und wir daraus gestärkt hervorgehen können. Nutzen wir die Zeit, um zu planen, bisherige Ansätze und Prozesse zu hinterfragen, um so hoffentlich spätestens Ende nächsten Jahres wieder mit voller Kraft durchstarten zu können – mit Projekten, die im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und der Erfüllung aktueller Anforderungen an Wohnstandards absolut State of the Art sind.

Autor: Andreas Holler

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