F: Herr Schweighöfer, Sie sind seit Jänner 2011 Geschäftsführer von DHL Express in Österreich und wurden Mitte dieses Jahres für weitere drei Jahre bestätigt – welche Ziele möchten Sie in den nächsten Jahren unbedingt erreichen?
A: Neben der kontinuierlichen Entwicklung des Geschäftes in Österreich ist es mir ein besonderes Anliegen heimischen Unternehmen – aber auch der Politik – Wachstumsmöglichkeiten für den gesamten Standort aufzuzeigen, die der internationale Handel ermöglicht. Einen weiteren Schwerpunkt legen wir in den kommenden Jahren auf das Thema Nachhaltigkeit. Wir investieren hier nicht nur in die Umstellung unsere Zustell- und Firmenwagen-Flotten, sondern auch in die ökologische Transformation unserer Infrastruktur.
F: Sie setzen bei DHL Express Austria seit Jahren auf die Entwicklung von Logistiklösungen, wie „Go Green“, und auf die Unterstützung sozialer Einrichtungen („Go Help“) sowie die Förderung junger Talente („Go Teach“) – wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung?
A: Alles, was wir bei DHL Express tun, dient einem Zweck: “Menschen verbinden. Leben verbessern.” Dieser Anspruch leitet unser Handeln und unser Verantwortungsgefühl, unterstreicht unsere Werte und unsere Mission und schafft langfristigen Mehrwert. Unserem Unternehmenszweck werden wir nur gerecht, wenn wir unser Geschäft in jeder Hinsicht nachhaltig ausrichten. Darunter fällt für uns auch die soziale Verantwortung – gegenüber unseren Mitarbeiter:innen, unseren Kund:innen und der Gesellschaft. Denn Unternehmen agieren nicht in einem Vakuum. Sie sind aktiver Teil der Gesellschaft und sollten sich in unseren Augen auch dementsprechend verhalten.
F: Seit 2017 arbeiten Sie mit „Great Place to Work®“ zusammen und setzen sich für ein hervorragendes Arbeitsklima ein. Nicht zuletzt reichte es in den Jahren 2021 und 2022 sogar für den ersten Platz der weltweit besten Arbeitgeber, ebenso zum europaweit besten Arbeitgeber (2022) und zu Österreichs zweitbesten Arbeitgeber (2022) – ist DHL auch für Sie bereits der beste Arbeitgeber oder wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
A: Selbstverständlich müssen wir uns diese Auszeichnung immer wieder aufs Neue verdienen und können uns nicht auf den Ergebnissen des letzten Jahres ausruhen. Wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen sind – heute mehr denn je – in einem stetigen Wandel. Aus diesem Grund ist es von existentieller Bedeutung, dass wir die Angebote für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laufend analysieren und kontinuierlich verbessern. Durch diesen ständigen Optimierungsprozess, in welchem wir unsere Belegschaft eng miteinbeziehen, gewährleisten wir nicht nur die hohe Zufriedenheit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern schaffen es auch am Arbeitsmarkt zeitgemäß und attraktiv wahrgenommen zu werden.
F: Als weltweit führender Expressdienstleister stehen in den nächsten Jahren viele Veränderungen in der Infrastruktur an. Die „grüne Welle“ erfordert strukturelle Anpassungen, die sicher enorme Investitionen verlangen – welche Prioritäten werden Sie setzen?
A: Wir bei DHL Express haben diesbezüglich einen fokussierten 3-Punkte-Plan erarbeitet, welchen wir bereits mit Hochdruck umsetzen: Erstens treiben wir die Dekarbonisierung der ersten und letzten Meile voran. Als zweiten Punkt investieren wir in die Transformation unserer Infrastruktur. Dazu zählen z.B. die Ausstattung von Gebäuden mit Photovoltaikanlagen, Einsatz von Geothermie oder die thermische Sanierung von Logistikzentren – Generell versuchen wir unsere Gebäude so nachhaltig zu bauen, wie es der Stand der Technik zulässt. Zu guter Letzt investieren wir global in die Entwicklung und den kontinuierlich steigenden Einsatz von Sustainable Aviation Fuels („SAF“) für unsere Flugzeugflotten.
F: Themenwechsel: Explodierende Energiekosten, wirtschaftliche Unsicherheit und Krieg in Europa sind die brennenden Themen die momentan auch viele Unternehmen beschäftigen – haben diese Themen auch Auswirkungen auf die Logistikbranche und welche unmittelbaren Antworten haben Sie?
A: Selbstverständlich betreffen auch uns die steigenden Energiekosten. Durch bereits vor der Energiekrise getätigte Investitionen in erneuerbare Energiesysteme an unseren Standorten konnten wir bereits frühzeitig teilweise gegensteuern. Auch durch den Einsatz von Technologie lassen sich bereits effektiv Energiekosten sparen. Durch intelligente Beladung von Flugzeugen lassen sich beispielsweise bereits heute Kerosin im zweistelligen Prozentbereich einsparen. In naher Zukunft legen wir den großen Fokus vor allem auf die weitere Transformation unserer Zustell- und Dienstwagenflotten hin zu elektrischen Fahrzeugen. Diese sollen dann in unseren Standorten durch selbst produzierten grünen Strom geladen werden. So verringern wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und werden resilienter gegenüber empfindlichen Preisschwankungen.
F: Die Covid 19-Krise hat fast jede Branche getroffen – wie hat sich das auf Ihr „Business“ ausgewirkt und hat es Ihre Vision von Wirtschaftlichkeit verändert?
A: Tatsächlich haben wir als weltweit agierender Expressdienstleister eine wichtige Rolle darin eingenommen, die Lücken in den globalen Lieferketten zu schließen. Insofern ist unser Geschäft in den letzten Jahren sogar gewachsen.
F: Inwiefern unterscheidet sich DHL Express von nationalen wie internationalen Mitbewerber:innen?
A: Der größte Unterschied zu den nationalen Mitbewerber:innen ist sicherlich unser weltweit einzigartiges Netzwerk. Im DPDHL Konzern beheimatet, liefern wir aktuell in über 220 Länder und Territorien der Welt. Und das in kürzester Zeit und mit einzigartiger Effizienz. Im Gegensatz zu den internationalen Wettbewerber:innen zeichnet uns einerseits unsere hohe Mitarbeiter:innenorientierung aus und andererseits unsere Kultur der absoluten Kundenorientierung.
F: Von welchen Services profitieren Ihre Kund:innen und gibt es Ideen oder Projekte für die Zukunft?
A: Wir erfinden uns ständig neu. Im Verbund des größten Logistikonzerns der Welt – der DPDHL – nutzen wir alle Möglichkeiten, unser Produkt-Portfolio laufend zu diversifizieren. Beispielsweise haben wir vor einigen Jahren damit begonnen mit unserer globalen Expertise heimische Webshops in Internationalisierungsstrategien zu beraten. Seit 2018 bieten wir auch unseren Privatkunden die Chance, gezielt über unsere Flagshipstores, mit uns in die ganze Welt zu versenden.
Wir rollen aktuell auch verstärkt sichere Transportlösungen für Risiko-Sendungen wie z.B. Batterien aus. Zudem arbeiten wir ständig an state-of-the-art Lösungen für den in Österreich wichtigen Life Science und Health-Sektor.
F: Welche Vorhaben, ganz generell, möchten Sie unseren Leser:innen besonders ans Herz legen?
A: Seit über 12 Jahren haben wir eine enge Partnerschaft mit dem Sterntalerhof im Burgenland, die mir eine persönliche Herzensangelegenheit ist. In diesem Kinderhospiz wird es Familien schwerstkranker Kinder ermöglicht, in therapeutischer Begleitung bis zu 2 Wochen Urlaub im Jahr zu machen. Das Team des Sterntalerhofes leistet Jahr für Jahr Außergewöhnliches. Uns bei DHL ist es ein großes Anliegen, dieses wunderbare Projekt mit unterschiedlichsten Aktionen zu unterstützen. In meinen Augen ist es sehr wichtig, im Alltag auch einmal innezuhalten und etwas zurückzugeben – das möchte ich jedem ans Herz legen.
F: Wir möchten Sie gerne auch als Privatperson etwas näher kennenlernen, abschließend daher noch ein paar persönlichen Fragen:
F: Welches berufliche Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
A: Als ich vor 10 Jahren in einer unausweichlichen Turnaround-Situation über 25 Mitarbeiter:nnen entlassen musste.
F: Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
A: Ich wollte, wie mein Vater, Polizist werden.
F: Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?
A: Der tägliche Umgang mit Menschen
F: Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
A: Als großer Fußballfan ist es für mich der deutsche Fußballtrainer und ehemalige Fußballspieler Jürgen Klopp.
F: Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
A: Eigentlich nicht
F: Sie können EIN globales Problem lösen – welches wäre das?
A: Menschen zu bewegen, dass sie Konflikte nicht mehr mit Gewalt lösen
