Wo sind die Chefs?

Führung muss Präsenz zeigen – und muss auch in der digitalen Welt überzeugen!
Infineon

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Die Evolution hat uns, über Millionen von Jahren hinweg, mit guten Instinkten ausgestattet. Droht Gefahr, können wir auf drei Basis-Muster vertrauen: Angriff, Rückzug oder Totstellen.

Verständlich, dass in Krisen Menschen unterschiedlich reagieren. Die einen, als wäre alles nicht wahr, stellen sich tot. Andere ziehen sich zurück und jammern, wie schrecklich doch alles ist.

Aber da sind noch diejenigen, die mit voller Motivation nach vorne drängen. Genauso agieren Unternehmen – von internationalen Konzernen bis hin zu Einzelunternehmen, weil es mal so ist, seit Millionen von Jahren. Dieses Verhalten kommt nicht aus dem logischen Denken, sondern aus dem auf Schutz ausgerichteten Teilen unseres Denkens – dem Stammhirn.

Nun haben wir Mitarbeiter im Homeoffice. Manager und Vorgesetzte sind begeistert, wie produktiv ihre Mitarbeiter sind. Doch in Wahrheit leiden Service und Dienstleistung massiv. Mitarbeiter ohne sozialen Kontakt sind auch nur halbherzig bei der Sache, wenn es um die Problemlösung für Kunden geht.

Vorgesetzte bekommen davon kaum etwas mit, weil sie seit Monaten auch nicht wirklich präsent sind. Präsent im Sinne der neuen Anforderungen.

Veränderungen im Arbeitsumfeld verlangen nach neuen Wegen: Eine neue Form der Führung zu zeigen und zu leben. Althergebrachtes wird nicht funktionieren. Dann und wann auf eine Bühne zu treten, den Text der Berater und Agenturen „herunterzunudeln“ und zu hoffen, dass damit etwas bewegt wird. Das funktioniert nur so lange, als Menschen sich direkt austauschen können. Dadurch können Missverständnisse und falsche Interpretationen bereinigt werden.

Nur Online geht das nicht. Menschen bilden sich in wenigen Sekunden eine Meinung, die kaum revidiert werden kann. Schade für den Aufwand, schade um die Kosten, traurig für die handelnde Person und ihre Stellung.

© Capgemini

Vor welchen neuen Herausforderungen stehen Top Leader?

Emotionen zeigen! Nein, nicht das eigene Herz ausschütten, das erwarten wir nicht von einer Führungskraft. Zeigen Sie doch lieber, dass sie andere verstehen, sich in die Situation ihrer Mitarbeiter versetzen können. Stellen Sie Fragen, hören Sie zu und sprechen Sie selbst weniger.

Kein „Ja, aber …!“ Lassen Sie doch die geschäftlichen Inhalte öfters bei Seite. Strategie, Umsatzziele, Organisatorisches? Dafür gibt es Meetings! Legen Sie doch mehr Aufmerksamkeit auf die Zukunft! Lernen Sie zu erkennen, dass Druck zu erzeugen viele Menschen nicht motiviert.

„Eine Idee, die nicht auf eine Seite passt, ist eine schlechte Idee.“

(Richard Branson)

Kurzfassen: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Aufmerksamkeit bei Online-Meetings viel geringer ist? Ungefähr 50 Prozent melden sich nach 30 Sekunden ab, 90 Prozent nach einer Minute. Zumindest melden sie sich geistig ab und sind nicht mehr bei der Sache. Lernen Sie, in den ersten 15 Sekunden die Aufmerksamkeit mit einem „Big Bang“ für sich zu gewinnen und damit das Interesse ihrer Mitarbeiter und Zuhörer zu steigern! Alles, was Sie nicht in drei bis vier Minuten auf den Punkt bringen, wird kaum gehört.

Frei reden: Vergessen sie das Skript, das Ihnen in die Hand gedrückt wurde. Sie wollen doch kein Muttertagsgedicht vortragen. Hier geht es doch um Authentizität und Vertrauen. Das sind Werte, die man nicht auf Papier schreiben kann. Platzieren Sie Ihre Aussagen in verschiedenen Tonalitäten! Betonen Sie bestimmte Wörter, bringen Sie die Stimmung rüber, die Sie bei Ihren Zuhörern bewirken möchten.

Maximal drei Punkte: Versuchen Sie jetzt, sich an sieben wichtige Fakten aus Ihrem gestrigen Tag zu erinnern – ohne dabei lange nachdenken zu müssen. Eins, zwei und drei wird Ihnen leichtfallen. Vier bis sieben ist schon bedeutend schwerer. Ihnen wird auch auffallen, dass Sie sich kaum an Details erinnern, sondern mehr an die Situation und an die Stimmung.

Warum also überladen Sie Ihre Zuhörer mit Überfluss? Bleiben Sie in Ihrer Sprache einfach und stellen Sie sicher, dass Sie nur drei wesentliche Punkte transportieren.

Ausstrahlung: JA, das wird von Ihnen erwartet: Authentizität oder Charisma, wie immer Sie das bezeichnen möchten.

Keine Sorge, Sie sind bereits damit ausgestattet, sonst wären Sie nicht in Ihrer Position. Leider haben viele ihr Business-Poker-Face über Jahre erarbeitet, weil es früher so üblich war. Doch heute ist das anders. Mitarbeiter und Kunden sind hungrig danach, Menschen (immer wieder neu) „kennenzulernen“, die Ausstrahlung und Charisma haben und ebenso authentisch sind.

Wie können Sie das erreichen?

Dafür gibt es drei geprüfte Faktoren:

  1. Eine positive innere Haltung, die sich sofort in der Körperhaltung und Sprache spiegelt. Keine Sorge, das geht, denn unser Gehirn lässt sich sehr leicht über unseren Körper steuern (siehe: TED Talks – Amy Cuddy – Power Poses).
  2. Glanz in den Augen! Ein Lächeln. Menschen mit Leidenschaft ziehen andere an.
  3. Benützen Sie Ihre Hände. Natürlich haben Ihnen das alle ein Leben lang ausgeredet. Das war leider falsch. Menschen, die ihre Hände zeigen und unterstützend zu den Worten einsetzen, wird Vertrauen geschenkt.

Bildhafte Sprache: Nur Fakten, Details, Daten: langweilig! Nur Geschichten? Die hinterlassen offene Fragen. In Beispielen, Erfahrungen und Vergleichen zu sprechen, ist ohnehin eine Basis für gute, authentische Kommunikation. Leider wird das von den wenigsten angewendet.

Hier aber mein Top-Tipp: Wecken Sie mit Beispielen und einer beschreibenden, bildhaften Sprache! Sobald Sie das geschafft haben, liefern Sie die nötigen Fakten und Zahlen – aber bitte nicht zu viel davon. Damit sprechen Sie beide Gehirnhälften Ihrer Zuhörer an und erreichen somit den größten Effekt.

Fazit: Die digitale Welt hat neue Ansprüche. Sie mag zwar schneller und in gewisser Hinsicht oberflächlicher sein, dennoch ist sie zu unserer neuen Welt geworden, mit all ihren Vor- und Nachteilen. In der Natur überleben jene Arten, die sich rasch an neue Bedingungen anpassen.

Genauso ist es für uns Menschen und für Unternehmen!

Der Autor: Andy Fumolo, Performance Coach & Mentor
Tel: +43 660 637 6615
www.andyfumolo.com | andy@andyandyfumolo-com

© Andy Fumolo

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