Pharma-Studien: Versucht man die kritische Öffentlichkeit zu übergehen?

TI verurteilt Wegfall der Meldepflicht und Einstellung des öffentlichen Registers für Arzneimittelstudien.
© LBG/Johannes Brunnbauer
Pharma-Studien: Versucht man die kritische Öffentlichkeit zu übergehen?
Claudia Wild, Leiterin des Austrian Instituts für Health Technology (AIHTA) und Expertin bei Transparency International Austria (TI-Austria).

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Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten werden auch nach der Zulassung auf dem Markt weiter untersucht. Das passiert unter anderem im Rahmen von sogenannten „Nicht-interventionellen Studien (NIS)“, manchmal auch Anwendungsbeobachtungen genannt. Dabei kann es sich um „echte“ Studien handeln oder aber auch um reine Marketingmaßnahmen, die zum Ziel haben, möglichst viele Patienten auf ein neues Medikament einzustellen.

„Zur Rolle der NIS werden seit vielen Jahren kritische Diskussionen geführt. Maximale Transparenz ist daher in diesem Zusammenhang eine essenzielle Voraussetzung“, erklärt Claudia Wild, Leiterin des Austrian Instituts für Health Technology (AIHTA) und Expertin bei Transparency International Austria (TI-Austria).

Ungeklärte Aufhebung und Einstellung

Umso überraschter zeigt man sich bei TI-Austria, dass in Österreich die Verordnung über die Meldepflicht für NIS Mitte Oktober aufgehoben und das Register für NIS im Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde.

„Patientinnen und Patienten sowie die kritische Öffentlichkeit haben ein Recht zu erfahren, ob ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte von der Pharmaindustrie Geld erhalten, wenn sie ihnen ein Medikament verschreiben. Die nunmehrige Einstellung des Registers ist ein Rückschritt in die dunklen Zeiten der Intransparenz der Arzt-Industrie Beziehungen“, betont Claudia Wild.

© PantherMedia / NataliiaMelnyc
Pharma-Studien- Versucht man die kritische Öffentlichkeit zu übergehen?

Auch die Vorstandsvorsitzende von TI-Austria Eva Geiblinger betont, dass dem Bundesminister soeben erst ein „Empfehlungspapier für mehr Informationstransparenz im österreichischen Gesundheitswesen“ von Transparency International übermittelt wurde, welches auch die Verbesserung des NIS-Registers zum Inhalt hat.

„Statt einer Verbesserung nun eine Einstellung des Registers zu beschließen, fördert die Intransparenz, anstatt sie zu bekämpfen“, so Eva Geiblinger.

Unabhängige Neubesetzung der Medizinmarktaufsicht

TI-Austria begrüßt die Neubesetzung der Leitung der Medizinmarktaufsicht bei der Agentur für Sicherheit im Gesundheitswesen (AGES) mit einem unabhängigen Experten aus den eigenen Reihen.

„Wir freuen uns, dass Bundesminister Rauch die Kritik von TI und anderen Expert:innen ernst genommen hat und dafür gesorgt hat, dass diese wichtige Position nicht mit einer Pharmalobbyistin besetzt wurde“, so Eva Geiblinger abschließend.

https://ti-austria.at

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