Ganz oben auf die Agenda setzen: Blutdruck überprüfen!

Oberarzt Thomas Weber wirft einen Blick auf den bedeutendsten Risikofaktor für frühzeitigen Tod und ein Leben mit Behinderung.
© Klinikum Wels-Grieskirchen/Nik Fleischmann
Ganz oben auf die Agenda setzen: Blutdruck überprüfen!
Priv.-Doz. Dr. Thomas Weber, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin, Klinikum Wels-Grieskirchen

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Technisch gesehen ist der Blutdruck der Druck in den Arterien, den Schlagadern. So lassen ihn etwa Gefahr, Aufregung oder Ärger rasant ansteigen. Plötzlich haben wir das Gefühl, „auf 180 zu sein“ und dass das Blut in Wallung kommt. „Dass in solch akuten Stresssituationen unser Blutdruck steigt, ist eine naturgemäße und lebenswichtige Reaktion, welche den Körper startklar für schnelles Handeln macht – in kürzester Zeit ist das Herz bereit für mehr Leistung“, erklärt Weber. „Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskulatur steigen. Ermöglicht wird dies durch ein ausgeklügeltes System aus Hormonen, Gefäß- und Nervenaktionen. Im besten Fall entspannen wir uns danach wieder und der Blutdruck sinkt auf Normalniveau.“ 

Auch im Laufe eines Tages schwankt der Blutdruck – in der Früh ist er meist höher als am Nachmittag, in der Nacht, wenn wir schlafen, am niedrigsten. Genetisch bedingt, aber auch durch Faktoren wie Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel beeinflusst, kann der Blutdruck über einen langen Zeitraum zu hoch sein – dann muss er behandelt werden!

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Oberarzt Thomas Weber mahnt: „Jeder Erwachsene soll seine Blutdruckwerte kennen!“

Dann ist der Blutdruck zu hoch

Die Höhe des Blutdrucks wird in Millimeter Quecksilbersäule mit „mmHg“ angegeben, zum Beispiel „120/80 mmHg“. „Die erste Zahl bezeichnet dabei den systolischen Druck, also jenen Wert in der Auswurfphase des Herzens“, erklärt der Blutdruckexperte. „Im Gegenzug steht die zweite Angabe für den diastolischen Druck in der Füllungsphase der Herzkammern.“ 

Laut Österreichischem Blutdruckkonsens 2019 wird der Blutdruck wie folgt eingestuft: Der optimale Blutdruckbereich liegt unter 120/80 mmHg. Als normal wird auch der Bereich 120–129/80–84 mmHg eingestuft, als hochnormal 130–139/85–89 mmHg. Von Bluthochdruck spricht man bei Werten über 140/90 mmHg: „Hier ist eine medikamentöse Behandlung empfohlen, wenn eine Lebensstiländerung, die bereits Patient:innen mit hochnormalen Werten verordnet wird, keinen Erfolg gezeigt hat“, so Weber. 

Warum ist hoher Blutdruck gefährlich?

Gefährlich wird hoher Blutdruck in erster Linie durch seine Folgeerkrankungen. „Muss die linke Herzkammer auf Dauer unter zu hohem Druck arbeiten, können sich ihre Wände verdicken und eine Herzschwäche entsteht“, so der Experte. „Erhöhter Blutdruck kann zu Arteriosklerose, der sogenannten Gefäßverkalkung, führen, wodurch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt.“ Auch Nierenschwäche und sogar Demenz werden häufig durch lange bestehenden erhöhten Blutdruck verursacht.

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Laut Österreichischem Blutdruckkonsens 2019 liegt der optimale Blutdruckbereich unter 120/80 mmHg, als normal wird auch der Bereich 120–129/80–84 mmHg eingestuft

So kann Bluthochdruck behandelt werden

Die Grundlage der Behandlung von hohem Blutdruck ist ein gesunder Lebensstil. „Gewichtsreduktion bei Übergewicht, ausreichend Bewegung und eine Verringerung des Salzkonsums können den Blutdruck manchmal sogar normalisieren, müssen aber konsequent durchgeführt werden“, erklärt der Kardiologe. „Wenn das keine ausreichende Wirkung erzielt, stehen Medikamente aus mehreren wirksamen und gut verträglichen Wirkstoffgruppen zur Verfügung.“ Auch minimalinvasive Kathetereingriffe gewinnen an Bedeutung. „Zum Beispiel kann man Nervenstränge an den Nierenarterien veröden, wodurch die körpereigenen Stresshormone reduziert werden und somit der Blutdruck sinkt“, so Weber.

„Es ist unbedingt empfehlenswert, dass jeder Erwachsene seinen Blutdruck kennt und wenn erforderlich, gemeinsam mit dem Hausarzt versucht, diesen zu normalisieren“, plädiert der Experte.

Bei Selbstmessungen sollte ein Gerät mit automatischem Speicher verwendet werden, damit erspart man sich, Blutdruck und Herzfrequenz gleich im zu Anschluss notieren. Sie können die Werte auch in einer App speichern, die Ihnen beim Ausrechnen des Mittelwertes hilft.

Was jeder selbst tun kann

Neben und schon vor der medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck sind folgende Lebensstilmaßnahmen empfehlenswert:

  • Minimieren Sie Ihren Konsum von Kochsalz auf höchstens fünf Gramm täglich und schränken Sie Ihren Alkoholkonsums ein! Bevorzugen Sie frisches Obst und Gemüse, Olivenöl, Nüsse sowie fettarme Milchprodukte, reduzieren Sie den Konsum von rotem Fleisch!
  • Der Body Mass Index sollte unter 30 liegen bzw. der Bauchumfang bei Männern weniger als 102 und bei Frauen weniger als 88 Zentimeter betragen. Ideal sind ein BMI zwischen 20 und 25 bzw. ein Bauchumfang von unter 94 bei Männern und unter 80 Zentimetern bei Frauen.
  • Vergessen Sie nicht auf regelmäßige sportliche Betätigung von mindestens 30 Minuten an fünf bis sieben Tagen pro Woche!
  • Rauchverzicht senkt den Blutdruck nicht direkt, ist aber aus vielen anderen Gründen unumgänglich.
  • Achten Sie zudem auf Ihre Mundhygiene und holen Sie im Falle von Zahnfleischentzündungen Rat bei Ihrem Zahnarzt ein! Chronische Paradontitis erhöht das Risiko für Bluthochdruck nachweislich.

https://www.klinikum-wegr.at

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