Elektromobilität: Anhaltendes Wachstum reinelektrischer Fahrzeuge

Allein in Europa könnte der BEV-Markt 2024 um 43% wachsen – Nord-Süd-Gefälle zeichnet sich ab.
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Elektromobilität: Anhaltendes Wachstum reinelektrischer Fahrzeuge
Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich.

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Die Aufholjagd der deutschen Autobauer am Markt für reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) gewinnt an Fahrt. Das zeigt der „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts® und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten ausgewertet werden.

Demnach verzeichneten die deutschen OEMs in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ein höheres Absatzwachstum als der globale und insbesondere der chinesische Markt. Weltweit steigerten sie ihre BEV-Verkäufe um 63% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, der Gesamtmarkt legte um 33% zu. In China verbesserten sich die deutschen Hersteller laut Studie um 39%, während der Markt insgesamt um 26% wuchs.

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Trotz dieser Erfolge bleibt der Abstand zu den Marktführern groß. So konnten hiesige OEMs in China innerhalb der ersten drei Quartale dieses Jahres nur knapp über 200.000 Fahrzeuge verkaufen. Tesla dagegen setzte allein von seinem Model Y knapp über 320.000 Exemplare auf dem chinesischen Markt ab. Für das nächste Jahr prognostiziert die Studie ein globales BEV-Absatzplus von 40% für die deutschen Hersteller. Die chinesischen Autobauer könnten um 30 bis 32% wachsen – allerdings starten diese auf einem viel höheren Niveau.

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Europa droht Nord-Süd-Schere

Während der chinesische BEV-Markt im dritten Quartal 2023 an Dynamik verlor, setzte sich das BEV-Wachstum in Österreich unvermindert fort. Hier wurden 20% mehr BEVs zugelassen als im Vorjahresquartal. Damit erreichten Batterie-Autos einen Marktanteil von 19%, was einem Zuwachs von 45 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Der BEV-Siegeszug setzt sich voraussichtlich auch im kommenden Jahr fort. Für die USA prognostiziert die Studie ein BEV-Wachstum von 27%, für China ein Plus von 34%, für die fünf europäischen Kernmärkte Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie UK einen Anstieg von 43%.

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Während sich Europa damit an die Spitze setzt, zeichnet sich innerhalb des Kontinents ein Nord-Süd-Gefälle ab. So haben BEVs in Österreich, Deutschland, Frankreich und UK inzwischen die Grenze von 16% Marktanteil, die als Eintrittsbarriere in den Mainstreammarkt gilt, durchbrochen. Spanien (6%) und Italien (4%) dagegen verharren bei der BEV-Marktdurchdringung im einstelligen Bereich, was sowohl die jeweiligen staatlichen Klimaziele als auch die der gesamten EU in Gefahr bringt.

„Trotz regional unterschiedlicher Geschwindigkeiten setzt sich die Transformation der Automobilbranche mit rasantem Tempo fort. Gerade die deutschen Hersteller haben – nach einer Findungsphase – die Herausforderung angenommen und melden sich mit mutigen und technisch exzellenten Modellen zurück. Wir sehen immer mehr Modelle, die den Nutzungsanforderungen der Kund:innen entsprechen, aber vor allem das Markenerlebnis stärker emotionalisieren. Um den Abstand zu den Marktführern aus China und USA zu verkürzen, müssen sie jedoch das Angebot an preislich wie technisch wettbewerbsfähigen Modellen weiter ausbauen. Dafür müssen die Hersteller die Lieferkette – und damit die Kosten – noch stärker kontrollieren als bisher“, erklärt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich.

Zweiter Frühling für Plug-in-Hybride

Beim Kampf um Marktanteile könnten zumindest mittelfristig auch Plug-in-Hybride (Plug-in Hybrid Electric Vehicle, PHEV) wieder eine stärkere Rolle spielen. Die Brückentechnologie feierte im dritten Quartal dieses Jahres in fünf Kernmärkten ein Comeback – und übertraf reine Stromer in Frankreich, Italien, UK, China sowie den USA bei den Wachstumsraten.

Gerade im mit Abstand größten E-Mobilitäts-Markt China zeigte sich diese Entwicklung besonders deutlich. Die PHEV-Zulassungen stiegen hier im Vergleich zum Vorjahresquartal um 71%, während die BEV-Absätze um nur noch 16% zulegen konnten. Hauptgrund für den zweiten Frühling der PHEVs in China ist das breite Angebot zu attraktiven Preisen.

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Auch in Österreich werden PHEVs weiterhin stark nachgefragt. Das liegt auch daran, dass für den Kauf eines PHEV keine NoVA anfällt und an der Diskussion um das Aus für staatliche Förderungen für PHEV ab 2024. Von Januar bis September waren 7% der neu zugelassenen Fahrzeuge PHEVs, was einem Anstieg um 39% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Batterieinnovationen weiterhin Game Changer

„Chinesische Marktführer zeigen aktuell sehr gut, wie sie sich mit neuartigen Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP), die günstig, kälteresistent und schnell zu laden sind, gerade im unteren und mittleren Segment vom Markt absetzen können. Die europäischen Hersteller haben hier noch wenig entgegenzusetzen, weil sie bislang vor allem auf leistungsstärkere, aber auch teurere Akkus für das mittlere und obere Segment gesetzt haben“, verdeutlicht Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich.

„Um künftig in allen Segmenten mithalten zu können, müssen sie auch in eigene LFP-Entwicklung und Fertigungen investieren. Die Herausforderung für die europäischen OEMs ist, ihre Wettbewerber nicht nur möglichst schnell einzuholen, sondern in absehbarer Zukunft auch an ihnen vorbeizuziehen“, ergänzt der Experte abschließend.

Die vollständigen Ergebnisse zur Studie können Sie hier gratis anfordern.

https://www.strategyand.pwc.com

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