Viele Führungskräfte fühlen sich durch den permanenten Krisenmanagement-Modus müde und suchen nach neuen Strategien, um mehr Zeit für sich und ihre Familie zu haben, eine ausgewogenere Work-Life-Balance zu erreichen und letztendlich mehr Zufriedenheit und Erfüllung im Berufs- und Privatleben zu finden.
Andreas Geier, Geschäftsführender Gesellschafter der Norecu Executive Outplacement GmbH, erklärt, was hinter dem Trend steckt und wo die Herausforderungen liegen.
Ausgewogenheit als Ziel
Downshifting bedeutet, bewusst einen Schritt zurückzutreten und sich von dem Druck zu befreien, in der eigenen Karriere immer höher, schneller und weiterzukommen. Das kann verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel den Wechsel zu einem Job mit weniger Verantwortung oder geringerer Arbeitsbelastung, die Reduzierung von Arbeitsstunden, die Neuausrichtung von Karrierezielen oder die Anpassung des Lebensstils an persönliche Werte und Prioritäten.
Im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung ist es sinnvoll, die Chance zu nutzen, um dem Ziel einer ausgewogeneren Work-Live-Balance und einem erfüllenden Beruf nachzukommen.
Prioritätenwechsel
„Gerade Führungskräfte stellen in späteren Lebensphasen fest, dass sich ihr Wertesystem verändert hat und dass das sinnstiftende Tun zukünftig eine andere Priorität in ihrem Leben bekommen soll“, bemerkt Andreas Geier, der als Geschäftsführender Gesellschafter der Norecu Executive Outplacement GmbH 17 Jahre Erfahrung in der Beratung von Top Executives mitbringt.
Wenn die aktuelle Aufgabe einen nicht erfüllt oder man immer gestresster und unglücklicher wird, kann ein Wechsel zu einem Job mit weniger Verantwortung oder geringerer Arbeitsbelastung eine gute Option sein. Auch als Führungskraft darf man offen darüber nachdenken, einen bewussten Karriereschritt zurückzumachen, in eine Teilzeitstelle oder Selbstständigkeit zu wechseln, um mehr Freiheit und Zeit für sich selbst zu gewinnen.
Ängste?
Dem Wunsch, sich mehr und bewusster Zeit zu nehmen, stehen allerdings auch Ängste entgegen, die Betroffene oft daran hindern, echte Veränderungen durchzuführen:
Die Angst vor einem Statusverlust, sich von falschen Vorstellungen leiten zu lassen oder einen sicheren, gut bezahlten Job aufzugeben und die Komfortzone zu verlassen. Ängste, die allerdings nicht unbegründet sind. Es gibt keine Garantie dafür, dass eine berufliche Veränderung automatisch glücklicher macht. Auch bei einem Jobwechsel muss man bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und sich anzupassen.
Selbstreflexion
Aber wer sich im Rahmen einer Standortbestimmung intensiv mit seiner persönlichen Situation auseinandersetzt, gewinnt Planungssicherheit und das nötige Bewusstsein, um ein Downshifting erfolgreich durchzuziehen. Der Berater empfiehlt, sich im Rahmen einer ehrlichen Selbstreflexion diese Fragen zu stellen:
- Was brauche ich, um motiviert arbeiten zu können?
- Was möchte ich auf keinen Fall im nächsten Job wieder erleben?
- Kann ich mir ein Downshifting auch monetär leisten oder müsste ich meinen Lebensstil anpassen?
- Welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen?
Downshifting bedeutet nicht, alles aufzugeben. Es geht vielmehr darum, das eigene Leben bewusster zu gestalten und sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die einem wirklich wichtig sind und schließlich darum, Berufliches und Privates besser zu harmonisieren.
Der nächste logische Karriereschritt muss nicht zwangsläufig immer ein Upgrade sein. Mut, gepaart mit einem guten Bewusstsein für den Wert Zeit und eine gesunde Selbstreflexion sind ebenso gute Wegbegleiter für eine erfolgreiche Karriere.