Die meisten Lieferwagen haben, verglichen mit normalen Autos, ein nicht unwesentliches Sicherheitsmanko – die nur sehr eingeschränkte Sicht nach hinten. Der Grund: Eine massive Blechwand trennt beim Standard-Kastenwagen Fahrerkabine und Laderaum, die Hecktüren kommen ohne Fenster, vollverblecht. Ein konventioneller Auto-Rückspiegel würde hier nur ein schönes Bild der Blechwand im Hintergrund liefern und wäre bestenfalls als Schminkspiegel oder zum Zupfen der Augenbrauen zu gebrauchen.
Vermeidbares Sicherheitsrisiko und Parkschäden
Für den Blick nach hinten stehen dem Fahrer ausschließlich die Seitenspiegel zur Verfügung, was sich unmittelbar hinter dem Fahrzeug abspielt, sieht er nicht.
Das ist speziell beim Einparken im Stadtverkehr heikel: Ein Kind hinter der Stoßstange, querende Radfahrer oder E-Scooter-Piloten sind de facto „unsichtbar“. Von gelegentlich Parkschäden wegen mangelnder Sicht nach hinten einmal ganz abgesehen.
Aber, auch auf Autobahnen und Landstraßen ist der fehlende Rückspiegel ein Problem: Ungeduldige Verkehrsteilnehmer, die sich sozusagen „auf Stoßstangendistanz“ hinter einen hängen, sind über die Außenspiegel kaum zu entdecken. Ähnliches gilt für Kreisverkehre, beim Fahrspurwechsel oder beim Abbiegen in Seitenstraßen.
Theoretische könnte man gegen Aufpreis natürlich auch Kastenwagen mit Trennwand-Fenster, Heckscheiben und Rückspiegel bestellen. Sehr verbreitet ist diese Lösung aber nicht. Die Ursache: Der Wunsch, die geladene Ware über ein Schau-Fenster stolz der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist üblicherweise überschaubar.
Smarte Rückspiegel für Ford Transit und Transit Custom
Bei Ford, mit über 25 Prozent Marktanteil derzeit Marktführer im Bereich „Leichte Nutzfahrzeuge“ hat man jetzt einen Ausweg aus dem Transporter-Dilemma gefunden: Den smarten Rückspiegel. Was aussieht, wie ein normaler Rückspiegel, ist in Wahrheit ein hochauflösendes Display mit Vollbildanzeige, das über eine verbaute Heckkamera auch durch Blechwände sehen kann. Verglichen mit einem normalen Auto-Rückspiegel bietet Fords neuer „Smart Mirror“ ein doppelt so großes Sichtfeld und eine automatische Helligkeitsregelung für die optimale Anzeige bei Tag und Nacht.
Ab sofort sind die mittleren und großen Transporter, Ford Transit Custom und Ford Transit auch ab Werk mit Smart Mirror bestellbar (Ausstattungs-Option, Aufpreis). Auch ältere Ford Transit Custom Kastenwagen ab dem Baujahr 2012 und Ford Transit-Modelle ab 2014 lassen sich nachträglich mit dem Smart-Mirror-System ausstatten. Kostenpunkt: ab € 574,- netto (exkl. USt.)
Neben vermeidbaren Unfällen und Fahrzeugschäden lohnt sich diese Investition unter Umständen noch aus einem anderen Grund: Man könnte mit seiner Fahrzeugversicherung auch über niedrigere Prämien verhandeln…
Online-Video zum Smarten Rückspiegel
Fords neues Smart-Mirror-System kann man inzwischen übrigens auf YouTube auch „in Action“ begutachten:
Smarte Rückspiegel bei Citroen, Mercedes, Nissan, Opel, Peugeot, Renault und Toyota
Das Sicherheitsproblem „schlechte Sicht nach hinten“ ist natürlich auch anderen Nutzfahrzeug-Herstellern nicht verborgen geblieben. Die Lösungen sind allerdings etwas unterschiedlich: Bisweilen ist das Display für die Heckkamera auch im Multimedia-System der Mittelkonsole untergebracht.
Optische Ähnlichkeiten zwischen einzelnen Nutzfahrzeugen und den jeweiligen Smart-Mirror-Systemen sind übrigens kein Zufall: Viele „Leichte Nutzfahrzeuge (LNF)“ werden konzernübergreifend entwickelt & produziert und unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch den Kühlergrill, Designdetails und das Marken-Logo.
Citroen, Peugeot, Opel
Bei Citroen und Peugeot gibt es Smart-Mirror-Systeme zur Einparkhilfe als Sonderausstattung im Prinzip seit 2016. Die neue Konzernmarke Opel hat bei ihrem Vivaro so etwas natürlich auch.
Mercedes-Benz
Beim verblechten Mercedes-Benz Kastenwagen Vito nennt sich das Ganze „Digitaler Innenspiegel“ (Sonderausstattung) und ähnelt im Prinzip dem Ford-System.
Nissan und Renault
Besonders reichhaltig ist das Angebot an Modellen mit smartem Rückspiegel auf Basis „Rückfahrkamera“ bei Nissan: Beim Kastenwagen NV300 COMFORT und beim großen NV400 COMFORT ist die Heckkamera Teil des „Fahrer-Assistenz-Pakets Plus“ (€ 540,- bzw. € 720,- netto). Beim Kompakt-Van NV250 COMFORT gibt’s digitale Sicht nach hinten ebenfalls über ein erweitertes Fahrer-Assistenz-Paket (€ 400,- netto). Beim elektrischen e-NV200 ist diese Ausstattung ab der Version COMFORT serienmäßig. Detto beim Pickup Nissan NAVARA ab der Ausstattungsstufe N-Connecta (vier Kameras für 360° Rundumsicht!).
Renault. Nissans große Konzernschwester Renault bietet für ihren XL-Transporter Master (ab € 26.350,- exkl. USt.) sowie für die Kompakt-Lieferwagen Renault Express und Renault Kangoo ebenfalls Smart-Mirror-Systeme an. Gegen € 800,- (exkl. USt.) Aufpreis lässt sich etwa die verblechte Version des Renault Master mit einem „Rücksicht-Assistenzsystem“ ausstatten. Das „Rear View Assistant“-Paket umfasst hier nicht nur eine eingebaute Heckkamera nebst 7 Zoll (18 cm) Display anstelle des konventionellen Rückspiegels, sondern beinhaltet auch einen Front-Park-Assistenten, ein Toter-Winkel-Warnsystem und einen Weitwinkelspiegel.
Renaults Rücksicht-Assistenzsystem bietet tadellose Sicht nach hinten auf mittlere und größere Distanzen (Vollbild ab 4 Meter hinter der Stoßstange), ersetzt damit aber nicht eine optional ebenfalls erhältliche Rückfahrkamera (ab € 250,- exkl. USt.), die als Einparkhilfe für kurze Distanzen unmittelbar hinter der Stoßstange konzipiert ist.
Der Aufpreis für ein komplettes Master Einparkhilfe-Set (Einparkhilfe hinten und vorne plus Rückfahrkamera) liegt übrigens bei € 650,- (exkl. USt.).
Renaults „Rear View Assistant“ gibt es als Ausstattungsoption auch für die beiden neuen Lieferwagen Renault Express (ab € 14.500,- exkl. USt.) und Renault Kangoo. Kostenpunkt, wie beim Master € 800,- (exkl. USt.) Aufpreis. Voraussetzung: Diese Aufrüstoption gibt es nur in Kombination mit der ebenfalls gegen Aufpreis erhältlichen Einparkhilfe.
Toyota
Bei Toyota ist ein smarter Rückspiegel für den kompakten Kastenwagen PROACE CITY ab der Ausstattungslinie Comfort unter dem Namen „Smart Active Vision“ erhältlich (Seiten- und Rückfahrkameras inklusive 5-Zoll-Display an Stelle des Innenrückspiegels).
Smart Active Vision ist hier Teil eines großen Navigationspakets inklusive 8-Zoll-Multimedia-System. Aufpreis: € 2.400,-