Welche Folgen hat der „Zollkrieg“ für den chinesischen Aktienmarkt?

Der Kampf der beiden größten Volkswirtschaften trifft China in einer schwierigen Phase.
© Carolina Frank / Steiermärkische Sparkasse
Welche Folgen hat der „Zollkrieg“ für den chinesischen Aktienmarkt?
Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse.

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Trump hatte vor kurzem, auf Stahl- und Aluminiumimporte und auf alle Waren aus China, Zölle in der Höhe von jeweils 25% und 20% angekündigt. Das Reich der Mitte reagierte mit einer Grenzsteuer von 15 % auf die Einfuhr von US-Kohle und Flüssigerdgasprodukten. Außerdem wird ein Zoll von 10 % auf amerikanisches Rohöl, landwirtschaftliche Maschinen und Großmotorwagen erhoben.

Zudem hatten die chinesischen Behörden eine Anti-Monopol-Untersuchung gegen den Technologieriesen Google eingeleitet, während PVH, der US-Eigentümer der Designermarken Calvin Klein und Tommy Hilfiger, auf Pekings Liste der sogenannten „unzuverlässigen Unternehmen“ gesetzt wurde. China hat außerdem Exportkontrollen für 25 seltene Metalle eingeführt, von denen einige wichtige Schlüsselkomponenten für viele elektrische Produkte und militärische Ausrüstung sind.

Die Maßnahmen kommen für China zur Unzeit. Symbolisch für die Verwerfungen der zuvor so robusten Volkswirtschaft ist der chinesische Aktienmarkt, der in den letzten Jahren den anderen großen Märkten wie den USA oder Europa hinterhergehinkt ist.

Harte Zeiten für chinesische Aktien

Während nach der Coronapandemie in vielen Ländern ein wahrer Konsum-Boom herrschte, fiel dieser Aufholeffekt in China deutlich geringer aus. Hinzu kamen strukturelle Herausforderungen wie etwa die alternde Bevölkerung und die hohe Verschuldung im Immobiliensektor. Die stark rückläufige Anzahl neuer Bauprojekte und die zunehmenden Handelsspannungen mit anderen Ländern belasteten die Wirtschaft und bremsten den Aktienmarkt.

Der CSI 300 Aktienindex, der die Kursentwicklung an den beiden größten Börsen Festland-Chinas, Schanghai und Shenzhen, abbildet, ist seit seinem Höchststand Anfang 2021 bis zum jüngsten Tief im September 2024 um rund 40% gefallen. Im Vergleich dazu legte der MSCI World im selben Zeitraum um rund 40% zu. Nachdem die chinesische Regierung 2024 umfangreiche Konjunkturmaßnahmen setzte, um die Märkte und die Wirtschaft zu unterstützen, setzte der Aktienmarkt zu einer Erholung an und erreichte 2024 ein Plus von rund 20%.

Konjunkturprogramme und High-Tech-Industrie

Die chinesische Regierung hat weitere Konjunkturprogramme angekündigt, um das Wirtschaftswachstum zu beleben und die Inlandsnachfrage zu stärken. Aktuelle Prognosen gehen zwar von einer weiteren Wachstumsabschwächung aus, mittels Zinssenkungen, fiskalischen Anreizen und Maßnahmen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes soll dem aber entgegengewirkt werden. Eine „proaktive Makropolitik“ soll den Konsum ankurbeln. All dies könnte das Vertrauen der Investor:innen stärken und so den Aktienmarkt unterstützen. Kapitalmarktreformen sollen das Aktionärsumfeld zusätzlich verbessern.

Welche Folgen hat der „Zollkrieg“ für den chinesischen Aktienmarkt
© PantherMedia / realinemedia

Chinas Fokus auf technologische Innovation und die Förderung von High-Tech-Industrien könnte zusätzlich positive Impulse für den Aktienmarkt setzen. Erst vor kurzem mischte das chinesische KI-Unternehmen DeepSeek die globalen Aktienmärkte – insbesondere im Technologiesektor – auf. Die Technologie soll ähnlich gut wie jene von US-Anbietern wie OpenAI oder Google abschneiden, aber nur einen Bruchteil der Rechenkapazitäten benötigen und daher auch deutlich kostengünstiger sein. Auch wenn diese Angaben noch kritisch hinterfragt werden müssen, zeigt es doch, dass China im Bereich des technologischen Fortschrittes und der künstlichen Intelligenz Potenzial hat. Davon könnten nicht nur chinesische Tech-Unternehmen profitieren, sondern auch der Wettbewerb mit westlichen Unternehmen angefacht werden.

Volatilität?

Der chinesische Immobiliensektor wird anhaltend ein kritischer Faktor bleiben. Es dürfte trotz der angekündigten Stützungsmaßnahmen noch einige Jahre bis zur vollständigen Erholung dauern. Die angekündigten Zölle und mögliche weitere Maßnahmen dürften die Situation verschärfen und für Volatilität – nicht nur am chinesischen Aktienmarkt – sorgen. Ein Handelskrieg wird das Wachstum voraussichtlich weltweit bremsen und könnte auch die Inflation wieder befeuern.

Das Jahr 2025 stellt den chinesischen Aktienmarkt somit neuerlich vor Herausforderungen, bietet aber auch Chancen. Die genannten staatlichen Konjunkturmaßnahmen und Bemühungen zur Stärkung der Inlandsnachfrage könnten positive Impulse für Aktien bringen. Die Bestrebung der Regierung, den Binnenkonsum zu stärken und damit die Abhängigkeit von Exporten zu verringern, könnten das Wachstum unabhängiger gestalten. Umfang und Zeitpunkt der Unterstützung werden die Entwicklung der Wirtschaft und des Aktienmarktes aber wesentlich beeinflussen.

Es bleibt offen, ob die Maßnahmen ausreichen werden, um etwaige negative Auswirkungen abzufedern oder ob sie darüber hinaus neue Impulse für die chinesische Wirtschaft und die Entwicklung der Unternehmensgewinne setzen. Das derzeit sehr günstige Bewertungsniveau chinesischer Unternehmen dürfte sich zusätzlich unterstützend auswirken. Dennoch dürfen die Risiken nicht außer Acht gelassen werden – mit Volatilität ist zu rechnen.

https://www.sparkasse.at/steiermaerkische

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