Der norwegische Staatsfonds erzielte im Jahr 2023 das beste Ergebnis in seiner Geschichte. Die Rendite des „Government Pension Fund Global“ betrug 16,1 Prozent (rund 200 Milliarden Euro). Sein Wert war per Ende 2023 auf sagenhafte 1,4 Billionen Euro gestiegen. 70,9 Prozent waren zuletzt in Aktien investiert, 27,1 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere, 1,9 Prozent in nicht börsennotierte Immobilien und 0,1 Prozent in nicht börsennotierte Infrastruktur für erneuerbare Energien.
Die Rendite der Aktienanlagen lag bei 21,3 Prozent, jene der Anleihen bei 6,1 Prozent, während die Anlagen in nicht börsennotierten Immobilien bei minus 12,4 Prozent lagen. Die Rendite der nicht börsennotierten Infrastruktur für erneuerbare Energien betrug 3,7 Prozent.
Antizyklisches Erfolgskonzept
Dem fulminanten Rekordergebnis steht der größte Anlageverlust in der Geschichte im Vorjahr gegenüber: Damals lag das Ergebnis bei minus 14 Prozent. Die höchsten Renditen folgten also auf herbe Verluste, eine hohe Volatilität wird in Kauf genommen. Die Norweger nutzen jede Baisse, um besonders viele Aktien zu kaufen. Sie investieren antizyklisch und vertrauen darauf, dass es auf Dauer an den Märkten wieder aufwärts geht.
Die Anlagestrategie ist – grob skizziert – ebenso einfach wie bestechend: Aktienseitig kauft der Fonds breit gestreut Anteile von rund 9000 Unternehmen weltweit, nur nicht in Norwegen. Die festverzinslichen Anlagen werden ebenso weltweit gestreut – hauptsächlich in Staats- und Unternehmensanleihen. Das Immobilienportfolio umfasst überwiegend hochwertige Immobilien in einer begrenzten Anzahl von Großstädten, während im Bereich Infrastruktur in erneuerbare Energien in Form von Wind- und Solarprojekte in Europa und Nordamerika investiert wird.
(Re)Investitionen aus Gas- und Ölreichtum
Die Fondsverwalter aus Oslo verwalten die Einnahmen aus der norwegischen Gas- und Ölförderung, um diesen Reichtum sowohl den heutigen als auch den künftigen Generationen zugutekommen zu lassen. Verantwortlich für die allgemeine Anlagestrategie ist das norwegische Finanzministerium. Wesentliche Änderungen bedürfen der Zustimmung des Storting, des norwegischen Parlaments.
Die Strategie wird der zuständigen Norges Bank in einem Mandat für das operative Management des Fonds mitgeteilt. Das Mandat legt fest, wo investiert wird, wie die Ergebnisse zu messen sind und welche Anforderungen an die Verwaltung des Fonds gestellt werden. Außerdem gilt in Norwegen die Regel, dass sich die Regierung höchstens 3 Prozent vom Wert des Fonds auszahlen darf, um ihren Haushalt auszugleichen.
Staatsfond?
Der Staatsfonds (engl. Sovereign Wealth Funds) ist ein spezieller Fonds in öffentlicher Hand, der mit einer makroökonomischen Zielsetzung gehalten, gemanagt oder verwaltet wird, um finanzielle Ziele zu erreichen. Dabei muss zumindest ein Teil des Vermögens im Ausland angelegt werden.
Der Anlagehorizont ist in der Regel sehr langfristig. Erfolgskriterien sind eine transparente Verwaltung und eine nachhaltige Anlagestrategie, für die der norwegische Staatsfonds als beispielhaft gilt. Er zeichnet sich durch eine regierungsunabhängige Organisation, ein international diversifiziertes Portfolio aus Minderheitsbeteiligungen, dem Verbot von Inlandsinvestitionen und ethische Investitionsrichtlinien aus.