Die konjunkturelle Stimmung im Euroraum bleibt eingetrübt. Die jüngst veröffentlichten Ifo-Indizes zeigen, dass die Unternehmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Erwartungen schlechter einschätzen. Die Anpassung an das hohe Zinsniveau scheint länger zu dauern als erwartet, und die Verbraucher:innen halten sich mit Anschaffungen zurück.
„Da Deutschland die größte Volkswirtschaft der Eurozone ist, hat dies Auswirkungen auf den gesamten Währungsraum“, erörtert Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler.
USA: Anstieg der Arbeitslosenquote
Auch in den USA schätzen die Unternehmen ihre Aussichten nicht mehr so positiv ein. Der wichtige Philadelphia Fed Index ist in den negativen Bereich gerutscht und signalisiert eine verhaltene Geschäftsentwicklung. Im Juli wurden in den USA nur noch 114.000 neue Stellen geschaffen. Diese Entwicklung führte zu Unruhe an den Kapitalmärkten, auch durch den Anstieg der Arbeitslosenquote, die die sogenannte “Sahm-Regel” ausgelöst hat.
Diese Regel deutet auf eine bevorstehende Rezession hin, wenn die Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte über dem Tiefststand der letzten zwölf Monate liegt, was im Juli der Fall war.
Inflation und Zinspolitik
Die Inflation in der Eurozone ist im August von 2,6 auf 2,2 Prozent gesunken und liegt damit nahe an der Zielmarke der EZB.
„Dieser Rückgang ist allerdings zu einem großen Teil auf Basiseffekte zurückzuführen, insbesondere auf die hohen Energiepreise im Vorjahr. Daher ist mit einem neuerlichen Anstieg der Inflation zu rechnen. Die EZB dürfte ihre Zinspolitik anpassen und bereits im September die Zinsen weiter senken. Bis Jahresende rechnen die Marktteilnehmer:innen mit ein bis zwei weiteren Zinsschritten. Auch die US-Notenbank dürfte Mitte September einen Zinssenkungszyklus einleiten, der bis Jahresende eine Senkung um 100 Basispunkte auf 4,5 Prozent umfassen könnte. Weitere Zinssenkungen werden für 2025 erwartet“, informiert der Experte.
Volatilitätsindex
Ein Blick auf die Kapitalmärkte zeigt: „Die durch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten und die damit verbundenen Rezessionsängste ausgelöste Unruhe an den Kapitalmärkten hat sich vor allem auf die Aktienmärkte ausgewirkt“, erklärt Markus Dürnberger.
Der japanische Aktienmarkt erlitt im August zweistellige Verluste und lag zeitweise 20 Prozent im Minus, erholte sich jedoch im Verlauf des Monats zusammen mit den europäischen und US-Märkten. Der zeitweise Ausverkauf an den Aktienmärkten führte zu einem sprunghaften Anstieg der Volatilität.
„Der VIX-Index, der die Volatilität des S&P 500 misst, sprang an einem Tag kurzfristig auf über 65. Das ist ein Wert aus Krisenzeiten und zeigt die Nervosität der Marktteilnehmer:innen“, ergänzt Markus Dürnberger abschließend.