Konservatives Spar- und Anlageverhalten in Zeiten der Inflation

Unsichere Wirtschaftslage oder mangelndes Finanzwissen halten Anleger vom Kapitalmarkt fern.
© Stefan Csaky
Konservatives Spar- und Anlageverhalten in Zeiten der Inflation
Lukas Haider (links), BCG Managing Director and Partner und Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes.

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Die hohe Inflation schafft ein neues Bewusstsein für Vorsorge, Anlage und Wertverlust des Geldes. 51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass diese Themen „wichtiger“ geworden seien. Gleichzeitig fokussieren sie sich aber auch stärker auf konservative Sparformen.

„Drei Viertel setzen auf klassisches Sparen, ein knappes Viertel nutzt Fonds oder Aktien als Anlageform. Grund für die geringe Nutzung des Kapitalmarkts ist die Angst vor Geld- und Wertverlust, die unsichere wirtschaftliche Lage und das fehlende Finanzwissen“, erläutert Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes.

„Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher ist sich nicht bewusst, dass drei Prozent Sparzinsen vor dem Hintergrund der derzeitigen Inflation den Wert des Ersparten nicht bewahren kann. Jene Anlageformen, die Verlust verhindern bzw. sogar einen Vermögensaufbau ermöglichen, sind wenig bekannt. Ein knappes Drittel kennt den Unterschied zwischen Aktien und Aktienfonds, acht Prozent wissen, was ETFs sind. Mehr Beratung und Wissensaufbau könnte der Schlüssel zu mehr Rendite sein“, verdeutlicht Lukas Haider, BCG Managing Director and Partner.

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Konservatives Spar- und Anlageverhalten in Zeiten der Inflation

30 Prozent der Befragten der Studie „Sparen und Anlegen in Zeiten hoher Inflation“, die Marketmind für den Bankenverband und die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) erstellt hat, geben an, über Bank- und Finanzprodukte gut informiert zu sein. 70 Prozent haben dagegen noch Nachholbedarf. Es gibt auch eine starke Diskrepanz zwischen Sparprodukten und Wertpapieren:

53 Prozent sagen, sie besitzen ausreichend Wissen zu Sparprodukten, aber nur 17 Prozent kennen sich mit Wertpapieren aus.

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Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher das aktuelle Zinsniveau nicht einschätzen können. 56 Prozent wissen nicht, wie viel Zinsen sie derzeit im Durchschnitt für Spareinlagen bekommen.

Produkte und Effekte

Die Studie zeigt gleichsam, dass es einen Zusammenhang zwischen der aktuellen finanziellen Situation und dem Wissen über Produkte und deren Effekte auf das eigene Vermögen gibt.

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22 Prozent der Befragten sind mit dem Zinseszinseffekt vertraut. 73 Prozent haben davon „schon einmal gehört“.

„Etwa die Hälfte der Personen, die den Begriff schon gehört haben, sind sich seiner positiven Auswirkung bewusst. Die Wirkung des Zinseszinseffekts wird typischerweise unterschätzt, gerade bei langfristiger Veranlagung“, unterstreicht Lukas Haider.

Image von Wertpapieren

Sieben von zehn Österreichern machen sich Sorgen, dass ihr Erspartes durch die Inflation weniger wird. Geldentwertung ist die zweitgrößte Sorge, die die Inflation auslöst, gleich nach dem teurer werdenden täglichen Einkauf.

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45 Prozent der Befragten versuchen noch stärker Geld zurückzulegen, um besser abgesichert zu sein, 17 Prozent wollen auf riskantere Anlagen mit höherer Ertragschance zum Geldwerterhalt setzen.

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Gerald Resch erläutert außerdem, dass die Nutzung von Wertpapieren ein differenziertes Gesellschaftsbild zeigt. Männer nutzen Wertpapiere fast doppelt so häufig wie Frauen. Österreicher mit höherem Bildungsgrad investieren 1,5-mal öfter in Wertpapiere.

„Investitionen in Wertpapiere sind nicht Roulette, die Börse ist kein Casino. Wir müssen das Image von Veranlagungen in Wertpapiere zurechtrücken“, sagt Gerald Resch.

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Denn in ihren Zukunftsplänen zeigen sich die Befragten auch nicht affiner zu diesen Produkten: Weniger als 10 Prozent möchten Fonds, Aktien und Zertifikate im kommenden Jahr neu nutzen.

„Trotz der geringen oder nicht vorhandenen Verzinsung auf Girokonten sowie in der heimischen Sparbüchse bevorzugen bei einer geplanten Neuinvestition fast doppelt so viele Österreicherinnen und Österreicher diese traditionellen Sparformen gegenüber dem Schritt in die Welt der Wertpapiere.“, informiert Lukas Haider.

Finanzbildung und Wissensaufbau

Für den Bankenverband und BCG zeigen die Ergebnisse klar einen Auftrag Richtung Finanzbildung und Wissensaufbau zu Finanzthemen. Die Österreicherinnen und Österreicher wären dahingehend offen. Im Rahmen der Studie gaben 61 Prozent an, dass sie sich „Hilfe und Information“ von ihrer Bank und ihrem Bankberater wünschen. Frauen und jüngere Personen sind für externe Finanzberatung empfänglicher.

„Mehr Finanzbildung und mehr Wissen über Produkte, Effekte und Mechanismen kann neues Potenzial für jeden Einzelnen und den Kapitalmarkt heben. Wir können die Dynamik und die Bewusstseinsbildung, die in den vergangenen Monaten entstanden ist, dahingehend sinnvoll nutzen“, ergänzt Gerald Resch abschließend.

https://www.bankenverband.at

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