Compounder-Aktien und die Suche nach der langfristigen Rendite

Wolfgang Fickus, Comgest, über die Gefahr dynamischer Tech-Titel und das Erkennen von „Qualitätsaktien“.
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Compounder-Aktien und die Suche nach der langfristigen Rendite
Wolfgang Fickus, Produktspezialist bei Comgest.

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Junge, dynamische Tech-Titel, die exponentielles Wachstum versprechen, sind oft das Ziel von Anlegern, die nach einer exponentiellen Vervielfachung des Kurses suchen. Doch möglicherweise sind die eigentlichen, langfristigen Renditebringer woanders zu finden.

„Lindy’s Law“ und Investoren

Lindy’s Delicatessen, ein beliebter Treffpunkt der Broadway-Showbranche spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer bemerkenswerten These des Princeton-Astrophysikers Richard Gott:

Basierend auf seiner Analyse würden diejenigen Shows, die bereits lange Zeit erfolgreich waren, auch in Zukunft auf der Bühne triumphieren. Von diesem als „Lindy’s Law“ bekannten Phänomen abgeleitet, sollte die Lebenserwartung von Technologien, Ideen und Unternehmen mit fortschreitendem Alter zunehmen.

Auf Qualitätswachstumsaktien angewandt bedeutet dies, dass die Vergangenheit eines Unternehmens als Schlüssel für seine zukünftige Entwicklung gesehen werden kann. Investoren nutzen diese Strategie, indem sie die Performance eines Unternehmens in den letzten drei, fünf oder zehn Jahren analysieren.

© PantherMedia/Federico Caputo
Compounder-Aktien und die Suche nach der langfristigen Rendite

„Obwohl Unternehmen von Menschen gegründet und geleitet werden, unterliegen sie nicht dem natürlichen menschlichen Verfall und können über Generationen hinweg florieren. Während jedes Jahr zahlreiche neue Unternehmen entstehen und andere aufgeben, haben gerade diejenigen Unternehmen, die schon lange erfolgreich sind, die besten Aussichten, auch in der Zukunft Erfolg zu haben. Dieser darwinistische Selektionsprozess verleiht solchen etablierten Unternehmen eine Wettbewerbsstärke, die sie auf lange Sicht behalten können. Sie werden zu Marathonläufern“, konstatiert Wolfgang Fickus, Produktspezialist bei Comgest.

„Compounding-Effekt und Zinseszinsen

Etwa das am längsten ununterbrochen operierende Unternehmen der Welt, das auf den Bau buddhistischer Tempel spezialisierte japanische Baugeschäft Kongo Gumi, war bis zu seiner Übernahme im Jahr 2006 mehr als 1400 Jahre lang im Geschäft. Manche Verbrauchermarken wie L’Oréal sind immerhin seit mehr als 100 Jahren erfolgreich und Microsoft besteht in der schnelllebigen IT-Branche seit fast 50 Jahren.

„Diese Unternehmen sind über die Zeit nicht im negativen Sinne gealtert, im Gegenteil: Je länger sie existierten, desto stärker wurden sie. Denn: Herausragende Unternehmen, die über einen längeren Zeitraum stark wachsen, erfahren oft den sogenannten Compounding-Effekt“, führt Wolfgang Fickus weiter aus.

Langfristige Rendite durch Compounder-Aktien

Diese Compounder-Aktien erwirtschaften nicht nur eine konstante Rendite auf das investierte Kapital (ROIC), sondern besitzen auch die Fähigkeit, den erwirtschafteten Gewinn und Cashflow sinnvoll ins Wachstum des eigenen Geschäfts zu investieren. Das unterscheidet sie oftmals von Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten. Denn durch die profitable Reinvestition innerhalb des Unternehmens nutzen sie den Zinseszinseffekt.

Diese ,,Marathonläufer‘‘ müssen nicht in jedem einzelnen Jahr ihren Gewinn je Aktie außerordentlich steigern. Sie müssen aber klar demonstrieren, wie sie über die lange Distanz erfolgreich wachsen möchten. So gewinnen sie im Lauf der Zeit Marktanteile auf bestehenden Märkten oder in neuen Regionen, sie investieren in Innovationen, Produkte und in Vertriebskanäle oder expandieren in angrenzende Segmente. Wenn sie dabei erfolgreich sind, erhöhen solche Investitionen – organisch oder durch Übernahmen – ihre Stärke und Marktposition. Die Wirkung dieses Effekts nimmt mit der Zeit exponentiell zu und wird so zu einer wichtigen Renditequelle.

Traditionelle Finanztheorien und die Zukunft

Ein Grund für die oft starke Marktposition liegt in der „The Winner Takes It All“-Regel: Große und erfolgreiche Firmen entwickeln sich in einem selbstverstärkenden Erfolgskreislauf. Das widerspricht auf den ersten Blick gängigen Regeln, etwa zur zeitlich begrenzten Wettbewerbsvorteilsperiode („Competitive Advantage Period‘‘) oder der Rückkehr zum Mittelwert („Mean Reversion“). Doch diese traditionellen Finanztheorien versagen manchmal bei der Vorhersage der Zukunft.

© PantherMedia/nenovbrothers (YAYMicro)
Compounder-Aktien und die Suche nach der langfristigen Rendite

„Seit seiner Gründung im Jahr 1909 hat sich L’Oréal zu einer globalen Power-Marke im Kosmetikbereich entwickelt. Der Konzern hat seinen Gewinn pro Aktie in den letzten 40 Jahren um 11 Prozent pro Jahr und seine Dividende um 14 Prozent p.a. gesteigert. L’Oréal hat sein Standbein in den USA und China aufgebaut und verzeichnet ein starkes Online-Wachstum“, lässt der Comgest-Produktspezialist wissen.

Um erfolgreich in solche Firmen zu investieren, dürfen Anleger sich aber nicht einfach auf eine großartige Vergangenheit verlassen, sondern müssen den langfristigen Wachstumstrend aufmerksam beobachten. Denn natürlich ist nicht jedes Traditionsunternehmen auch in der Zukunft profitabel, genauso wenig wie jedes junge Unternehmen früh scheitert. Manche Traditionsunternehmen bleiben auf der Strecke oder kommen vom Weg ab, wie etwa die britische Handelskette Tesco in den 2010er Jahren oder der IT-Konzern IBM in den 1990er Jahren.

Defensive Strategie

Was echte „Marathonläufer“ ausmacht, zeigt sich erst, wenn sie in ihrer Existenz über Jahrzehnte hinweg viele Krisen und Rezessionen durchlebt und gemeistert haben. Nur dadurch haben sie ein umfassendes Arsenal an Strategien entwickelt, um nicht nur unter Idealbedingungen wachsen zu können.

„Anleger, die sich an Lindy’s Law orientieren, verfolgen daher eher eine defensive Wachstumsstrategie mit einem Renditepotenzial, das mit dem Anlagehorizont proportional ansteigt. Die Zeit spielt nämlich zugunsten der Wachstumsinvestoren, wenn sie die richtigen Unternehmen identifizieren und langfristig in sie investieren“, verdeutlicht Wolfgang Fickus abschließend.

https://www.comgest.com

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