Der 2. September 1771 war der erste Handelstag in Wien, nachdem Kaiserin Maria Theresia die Gründung der Nationalbörse zehn Jahre zuvor initiiert hatte.
In den folgenden 250 Jahren veränderte sich die Börse kontinuierlich, etwa vom staatlichen Finanzmarktplatz zum modernen Informationstechnologie- und Service-Anbieter. Der Handel verlagerte sich vom Parkett in das digitale Netzwerk.
Das Einläuten des Handels
Heute verbindet sie Tradition und Verlässlichkeit mit Zukunft und Schnelligkeit. In diesem Sinne beging sie auch den Geburtstag: Ferdinand Habsburg-Lothringen, Nachkomme von Maria Theresia und Rennfahrer, legte am 2. September in der Börse einen Boxenstopp ein und läutete zum 250. Jahrestag den Handel ein. Der österreichische Aktienbarometer ATX zeigte zur Eröffnung inklusive Dividenden den Stand von 7.279,93 Punkten, unweit vom Allzeithoch am 13. August (7.308,32 Punkte).
„Es ist mir eine besondere Ehre, heute die Börsenglocke zu läuten und mit ihr den Start in die nächsten 250 Jahre. Wie im Rennsport würde hier ohne Innovation nichts laufen. Die Wiener Börse ist ein Paradebeispiel für Eigenverantwortung, ein langfristig funktionierendes System, das der Bevölkerung eine Chance gibt, sich selbst vorwärtszubewegen und zu profitieren. Ich bin stolz, ein Nachfahre einer so starken Frau wie Maria Theresia zu sein und hier ein Vierteljahrtausend später ihre Arbeit feiern zu können“, sagte Ferdinand Habsburg-Lothringen beim Pressefrühstück in der Wiener Börse.
„Innovationen bahnen auch den Weg in die CO2-freie Wirtschaft der Zukunft. Industrienationen, die den Kapitalmarkt zu nutzen wissen, werden schneller und nachhaltiger wachsen. Gleichzeitig erhalten die Bürger die Möglichkeit, ihr Kapital in innovative Unternehmen zu investieren. Das Wissen darüber sollte der künftigen Anleger-Generation in die Schultüte gepackt werden. Denn Wissen um den Aktienmarkt darf kein Eliten-Thema bleiben,“ so Börsenvorstand Christoph Boschan anlässlich des Jubiläums.
Die nächsten 250 Jahre im Blick
Nicht nur Tradition, sondern auch modernste Technologie und ein vorwärts gerichteter Blick charakterisieren die heimische Börse. Wie nationale und internationale Experten, Vordenker und Wissenschaftler den nächsten Jahren entgegensehen, diskutierten sie heuer im Zukunftsforum der Börse. Zuletzt etwa zum Thema „Blockchain in der Finanzwelt – Revolution oder Hype?“. Eine Mini-Doku zeigt wiederum den Weg vom Wiener Parkett ins elektronische Netzwerk. Zahlreiche Vorstände und Investor-Relations Manager gratulierten zum Jubiläum.
Vom staatlichen Finanzmarktplatz zum modernen Informationstechnologie- und Service-Anbieter
Erste Bestrebungen zur Gründung einer Börse gab es im Jahr 1761. Zehn Jahre später wurden diese realisiert: Maria Theresia erließ am 1. August 1771 per Patent die Eröffnung einer staatlichen Börse, um das Vertrauen in den Staatshaushalt der Habsburger zu stärken. Der erste Handelstag fand am 2. September 1771 statt.
Anfänglich wurden Anleihen, Wechsel und Devisen gehandelt. Börsenmakler, auch Sensale genannt, sorgten für den reibungslosen Handel und erhielten für die Vermittlung der Geschäfte eine Provision. Die erste Börse war am Kohlmarkt untergebracht. Von dort ist sie in diesem Vierteljahrtausend rund 15-mal umgezogen. Heute hat sie ihre Heimat – unweit von ihrem ersten Sitz – im Palais Caprara-Geymüller in der Wallnerstraße 8.
Ein berühmter Aktionär der ersten Stunde
Mit der Oesterreichischen Nationalbank notierte ab 1818 die erste Aktie in Wien. Ludwig van Beethoven war Aktionär der ersten Stunde. Seit 1869 können Anleger auf den Handel von PORR- und Wienerberger-Aktien bauen, die ältesten durchgehend notierten Gesellschaften an der Wiener Börse.
Im Mai 1991 wurde der österreichische Leitindex ATX ins Leben gerufen und der Handel zunehmend elektronisch gestaltet. Seit der Einführung von Xetra® im Jahr 1999 wird der Handel komplett digital abgewickelt und mit der Anbindung ausländischer Bankhäuser auf Internationalisierung gesetzt. Mit Kooperationsabkommen in Zentral- und Osteuropa, und Mitte der 2000er Jahre auch durch Beteiligungen, erschloss sich die Wiener Börse Partner in der Region. Heute punktet sie dort als Börsen-Infrastruktur-Anbieterin mit IT-Services. Kaum eine andere europäische Börse der gleichen Größenordnung in Europa weist einen Diversifikations- und Effizienzgrad wie die Wiener Börse auf.
Über die Wiener Börse
Als zentrale Infrastrukturanbieterin der Region öffnet die Wiener Börse AG Tore zu globalen Märkten. Sie betreibt die Börsenplätze Wien und Prag. Notierte Unternehmen profitieren dort von maximaler Liquidität, Anlegern bietet sie als Marktführerin schnellen und günstigen Handel. Die Wiener Börse sammelt und verteilt Kursdaten und berechnet die wichtigsten Indizes für ein Dutzend Märkte der Region. Dank ihres einzigartigen Know-hows vertrauen auch die Nationalbörsen in Budapest, Laibach und Zagreb auf die IT-Dienstleistungen der Wiener Börse. Darüber hinaus ist sie an weiteren Energiebörsen und Clearinghäusern der Region beteiligt.