Die Kunsthalle Wien Karlsplatz eröffnet ihr Winterprogramm (ab 6. November 2025 – Anm. d. Red.) mit einer Ausstellung von Jonida Laçi und Luīze Nežberte, die mit dem Kunsthalle Wien Preis 2025 ausgezeichnet wurden. Der Preis wurde 2002 ins Leben gerufen und wird in Zusammenarbeit mit der Universität für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste Wien organisiert.
Die Auszeichnung zielt darauf ab, eine neue Generation von Künstler:innen zu fördern und würdigt jährlich herausragende Diplomarbeiten von Absolvent:innen, die mit unterschiedlichen Medien und Themenbereichen arbeiten.
Jonida Laçi und Luīze Nežberte erhalten eine gemeinsame Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz mit einem Ausstellungskatalog in deutscher und englischer Sprache sowie ein Preisgeld in Höhe von je 3.000 Euro.
Kunst sucht neue Wege
Jonida Laçi (geb. 1990, Durrës, Albanien) studierte in den Fachbereichen Kunst und Raum | Objekt sowie Kunst und Zeit | Medien an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Die Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Medien und schafft Werke, die sich zwischen Skulptur, Video, Fotografie, Installation und textbasierten Praktiken bewegen. Durch Fragen zu Form, Blick, Übersetzungsprozessen und Standardisierungsparametern untersucht sie die für diese Medien spezifischen Produktions- und Wahrnehmungsbedingungen, wobei „die sozioökonomischen Einschreibungen in vertraute Materialien, Räume und Prozesse“ im Zentrum ihres Interesses stehen.

In ihrer Diplompräsentation Ajar (2025) hinterfragte Jonida Laçi anhand räumlicher Installationen die Konstruktion von Bildern und Skulpturen und bezog dabei die Betrachter:innen als aktive Teilnehmer:innen in die Herstellung von Bedeutung ein.
Luīze Nežberte (geb. 1998, Riga, Lettland) studierte in der Klasse für Skulptur und Raum an der Universität für Angewandte Kunst Wien.
In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Methoden des Sammelns, Zitierens und Re-Kontextualisierens von Material mittels skulpturaler Arbeiten, wobei sie häufig ausgehend von bestehenden architektonischen Formen arbeitet.

Durch die Auseinandersetzung mit persönlicher Erinnerung, volkstümlichen Formen und historischen Erzählungen untersucht sie, welche Übersetzungsprozesse und Neukontextualisierungen von der Übertragung dieser Aspekte in künstlerische Arbeiten innerhalb eines Ausstellungskontextes initiiert werden.

Luīze Nežbertes Diplompräsentation „We could listen much longer, but it is late by now (2025)“ konzentrierte sich auf skulpturale Neuinterpretationen historischer Architektur, ausgehend von einem Versammlungshaus aus dem frühen 18. Jahrhundert in Gaide, das 1739 von lettischen Anhängern der Mährischen Brüder erbaut wurde. Sie interpretierte diese Formen als räumliche Installationen. Dabei verwendete sie gängige Baumaterialien wie MDF und Trockenbauwände, um zu untersuchen, wie kulturelles Gedächtnis durch Prozesse der Rekonstruktion und materiellen Transformation verhandelt werden kann.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz, die Versionen der Diplomausstellungen von Jonida Laçi und Luīze Nežberte mit ortsspezifischen Anpassungen neben neuen Werken präsentiert, setzt die beiden unterschiedlichen und autonomen Praktiken der Künstler:innen in Beziehung zueinander und stellt insbesondere die diversen inhaltlichen Verbindungsmomente der beiden divergierenden Praktiken heraus.
