Trotz wirtschaftlich angespannter Rahmenbedingungen setzen viele österreichische Großunternehmen weiterhin ein starkes Zeichen für Innovation: Die börsennotierten Top-30-Unternehmen des Landes haben im Geschäftsjahr 2024 ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) nur leicht um zwei Prozent gesenkt – obwohl die Umsätze um sieben Prozent und das EBIT um ganze 22 Prozent zurückgingen.

Im Durchschnitt investierten die analysierten Unternehmen 4,3 Prozent ihres Umsatzes in Innovation – gut jeder 25. Euro floss somit in Forschung und Entwicklung.
Innovationsförderung trotz konjunktureller Lage
Bei den forschungsstärksten österreichischen Unternehmen führt ams-OSRAM das nationale Ranking mit 419 Millionen Euro klar an, wenngleich die F&E-Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent sanken. Es folgen Kontron mit 237 Millionen Euro (+21 %) und Pierer Mobility mit 235 Millionen Euro (-4 %) sowie Voestalpine mit 219 Millionen Euro (+2 %).

Die Andritz AG hielt ihre Investitionen mit 140 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, während AT&S 137 Millionen Euro investierte (-12 %).
„Die Ergebnisse zeigen deutlich: Österreichs Großunternehmen halten trotz schwieriger Konjunktur an ihren Innovationsstrategien fest – ein wichtiges Signal für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Besonders erfreulich ist, dass viele Unternehmen nicht dem Reflex verfallen, bei Forschung und Entwicklung zuerst zu sparen – sie beweisen damit Weitblick und Verantwortungsbewusstsein“, erklärt Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich.
Branchenunterschiede
Besonders forschungsfreudig zeigt sich die österreichische Technologie-Branche: Im Durchschnitt investierten die dort analysierten Unternehmen fast 14 Prozent ihres Umsatzes in F&E – mehr als in jeder anderen Branche. Damit wird dort im Schnitt knapp jeder siebte Euro direkt in Innovation gesteckt. Im globalen Vergleich ist das zwar weniger als in der Pharmaindustrie (16,5 %), aber deutlich über dem globalen Technologiesektor (9,5 %). Österreichs IT-Unternehmen investieren damit messbar stärker in Zukunftsthemen als ihre weltweiten Pendants.
Auch in der heimischen Industrie und Automobilindustrie (3,5 %) liegt – auch wenn weit abgeschlagen – die F&E-Intensität noch spürbar über dem österreichischen Gesamtdurchschnitt. Im Gegensatz dazu liegen Branchen wie Energie und Konsumgüter mit unter einem Prozent F&E-Intensität deutlich unter dem Durchschnitt in Österreich.

Die Bandbreite reicht somit von unter einem Prozent bis über 14 Prozent, was die sehr unterschiedlichen Innovationsstrategien und -möglichkeiten der einzelnen Branchen widerspiegelt.
Von den 30 analysierten Unternehmen wiesen 19 eine relevante F&E-Intensität von mindestens einem Prozent im Schnitt der Jahre 2022 bis 2024 auf – ein Indiz dafür, dass ein nicht unerheblicher Teil der Unternehmen langfristig auf Innovation setzt, während andere auf diesem Feld kaum aktiv sind.
F&E als Treiber für Rentabilität
Ein klarer Zusammenhang zeigt sich auch zwischen F&E-Ausgaben und Profitabilität: In mehreren Branchen erzielten heimische Unternehmen mit überdurchschnittlicher F&E-Intensität höhere EBIT-Margen als jene mit geringeren Innovationsausgaben.
Besonders deutlich wird dieser Zusammenhang in der IT-Branche: Unternehmen mit überdurchschnittlicher F&E-Intensität erreichten dort eine durchschnittliche EBIT-Marge von rund 8,5 Prozent, während Unternehmen mit unterdurchschnittlicher F&E-Intensität in derselben Branche sogar in den Negativbereich rutschten (-1 %) Auch in der Industrie (z. B. Metall, Maschinenbau) und bei Bau- und Rohstoffkonzernen zeigt sich dieser Effekt: Hier lagen die EBIT-Margen bei innovationsstarken Unternehmen durchwegs höher bei 7,5 Prozent – im Vergleich zu 4,4 Prozent bei unterdurchschnittlicher Intensität.

Insgesamt zeigt sich: In den österreichischen Branchen war eine höhere F&E-Intensität in fast allen Fällen mit einer höheren Ertragskraft verbunden.
„Forschung und Entwicklung sichern nicht nur den Umsatz von morgen, sondern schaffen auch profitableres Wachstum. Unsere Analyse zeigt klar: Wer kontinuierlich in Innovation investiert, stärkt nicht nur seine Wettbewerbsposition nachhaltig, sondern oft auch seine Profitabilität. Innovationsstärke zahlt sich also doppelt aus – sie schafft Resilienz und eröffnet Wachstumspotenziale“, betont Gunther Reimoser.
Globaler Kontext
Im Vergleich zur internationalen Entwicklung zeigen sich ähnliche Trends – aber auch klare Unterschiede: Die Top 500 Unternehmen weltweit erhöhten ihre F&E-Ausgaben im Jahr 2024 um sechs Prozent – bei einem Umsatzwachstum von nur drei Prozent.

In Europa stiegen die Innovationsbudgets trotz rückläufiger Umsätze um fünf Prozent – ein Zeichen für strategisches Durchhaltevermögen.
An der Spitze stehen weiterhin die USA: Mit sieben Unternehmen unter den Top Ten – angeführt von Amazon (82 Milliarden Euro), Alphabet (46 Milliarden Euro) und Meta (41 Milliarden Euro) – dominieren US-Konzerne das Innovationsranking. Europa ist mit Volkswagen (18 Milliarden Euro) und Roche (16 Milliarden Euro) in den Top Ten vertreten. Auch bei den F&E Ausgaben pro Land führen die USA das Ranking klar an: Die F&E Ausgaben der US-Unternehmen sind mit 524 Milliarden Euro höher als die aller übrigen Top-500-Konzerne zusammen.
Im globalen Vergleich finden sich die sechs Unternehmen mit den höchsten F&E-Ausgaben in Österreich auch unter den 500 forschungsstärksten Unternehmen der Welt. Angeführt wird das nationale Ranking von ams-OSRAM (Rang 310), gefolgt von Kontron (428) und Pierer Mobility (430). Ebenfalls vertreten sind die voestalpine AG (436), die Andritz AG (495) und AT&S (500).

Am forschungsintensivsten sind niederländische Unternehmen mit zehn Prozent, gefolgt von den USA (7,7 %) und der Schweiz (7,1 %). Deutschland belegt mit 5,5 Prozent Platz vier im Ländervergleich
„Wenn Europa und Österreich international mithalten wollen, braucht es langfristig mehr Mut zu Innovation – auch und gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Sie sind die Grundlage dafür, dass wir im globalen Wettbewerb nicht nur Schritt halten, sondern aktiv die Zukunft mitgestalten können“, ergänzt Gunther Reimoser abschließend.
Das zeigt eine aktuelle Analyse der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die die 30 börsennotierten Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich mit den höchsten absoluten F&E-Ausgaben untersucht wurden. Zusätzlich wurden die Ergebnisse mit den globalen Top 500 F&E-Investoren verglichen.
