Dieses Jahr fiel der Equal Pension Day bereits auf den 7. August: Ab diesem Tag haben Männer in Österreich bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis Jahresende bekommen. Im Schnitt liegt die Bruttopension von Frauen bei 1.527 € – und damit 1.008 € pro Monat unter jener der Männer (2.535 €).
Trotz leichtem Rückgang bleibt Österreich beim Gender Pension Gap europaweit im Schlussfeld.
Wie die Menschen im Land dazu stehen, zeigt eine neue Studie des Generationencafés Vollpension. Im Rahmen der österreichweiten repräsentativen Umfrage zeigt sich:
74 % erkennen den Gender Pension Gap und schätzen Frauen als stärker von Altersarmut betroffen ein. Rund ein Fünftel verneint hingegen den belegbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern. Vor allem die emotionale Betroffenheit zu dem Thema ist hoch: 78 % der unter 60-Jährigen fürchten finanzielle Engpässe in der Pension – bei den weiblichen Teilnehmenden liegt dieser Wert sogar bei 86 %.
Systemfehler statt Frauenproblem
„Altersarmut ist weiblich – und das ist kein Frauenproblem, sondern ein Systemfehler. Wir tun oft so, als wären Teilzeit oder unbezahlte Care-Arbeit „freiwillige“ Entscheidungen von Frauen. Doch solange es nicht ausreichend Kinderbetreuung gibt, Frauen den Großteil der Angehörigenpflege übernehmen und sich beim Gender Pay Gap kaum etwas bewegt, ist Altersarmut bei Frauen vorprogrammiert – und das wird sich auch in Zukunft nicht von selbst ändern. Außerdem sind die meisten unserer Seniorinnen geringfügig angestellt – viele würden gerne mehr arbeiten“, erörtert Karin Hermann-Arnold, Geschäftsleitung Vollpension Generationendialog GmbH.
Eine höhere steuerfreie Zuverdienstgrenze bei der Mindestpension wäre ein entscheidender Schritt, damit mehr ältere Frauen finanziell besser – oder überhaupt – über die Runden kommen.

Aktuell liegt die Zuverdienstgrenze bei 551,10 € – wer darüber verdient, muss den Betrag erneut versteuern.
Ursachen und Maßnahmen
Als zentrale Ursachen für den Gender Pension Gap nennen 71,9 % die überwiegend von Frauen geleistete, unbezahlte – und in der Pension nicht berücksichtigte – Care-Arbeit.

71,2 % sehen die häufige Teilzeitbeschäftigung von Frauen als Ursache, 61 % nennen zudem die schlechtere Bezahlung in frauendominierten Branchen als weiteren Mitgrund.

Maßnahmen wie das Pensionssplitting oder eine Anhebung der steuerfreien Zuverdienstgrenze könnten gegensteuern – werden jedoch bislang nur von 10 % beziehungsweise 38,5 % der Befragten als wirksam gegen Altersarmut eingeschätzt. Auch Arbeit im Alter wird von 23,9 % als potenzieller Lösungsansatz genannt.
Soziale Unternehmen als Teil der Lösung
„In den vergangenen zehn Jahren konnten wir in der Vollpension über zwei Millionen Euro an Zuverdienst an Senior:innen auszahlen. Für viele macht das einen spürbaren Unterschied. Gleichzeitig ist es uns gelungen, einen wertschätzenden Ort für Senior:innen und gelebtes Generationenmiteinander zu schaffen – und in der Gesellschaft immer wieder auf Altersarmut und -einsamkeit aufmerksam zu machen“, informiert Karin Hermann-Arnold.
Neben dem finanziellen Zuverdienst ist vor allem die Einbindung in ein soziales Umfeld ein entscheidender Faktor für die Senior:innen. Heute arbeiten rund 55 Senior:innen in den beiden Wiener Generationencafés der Vollpension – Seite an Seite mit jüngeren Generationen. Erst kürzlich hat die Vollpension gemeinsam mit der Bäckerei ANKER im Rahmen der Initiative „Erfahrene Semester“ gezielt pensionierte Senior:innen für ANKER-Filialen gesucht und gefunden.
„In den letzten zehn Jahren konnten wir dauerhafte Arbeitsplätze für mehr als 50 Senior:innen schaffen. Doch wir können längst nicht alle aufnehmen, die einen Zuverdienst suchen. Es braucht deutlich mehr Jobmöglichkeiten für ältere Menschen, eine Anhebung der Zuverdienstgrenze bei Mindestpensionen – und endlich spürbare Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap“, ergänzt Karin Hermann-Arnold abschließend.