Volatile Märkte – Kapitalumschichtung aus den USA in andere Regionen

Experten, bei Jupiter AM, erörtern, was für eine höhere Allokation in asiatische Aktien sprechen könnte.
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Volatile Märkte – Kapitalumschichtung aus den USA in andere Regionen
Jason Pidcock, Head of Strategy Asian Income bei Jupiter AM.

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Globale Anleger fragen sich, ob es mit der Sonderstellung der US-Wirtschaft, die in den letzten zwei Jahrzehnten viel globales Kapital in die USA gelockt hat, vorbei sein könnte. Vor dem Hintergrund der Neudefinition der US-Handelspolitik und der Bemühungen der Trump-Regierung, das Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bringen, könnten etwaige Verlagerungen von Kapitalflüssen ein kurzfristiger Trend sein oder auch nicht.

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass einige Anleger Kapital aus den USA in andere Regionen umschichten wollen.

„Das könnte insbesondere Asien und Europa zugutekommen, da beide Märkte ausreichend liquide sind, um hohe Kapitalzuflüsse ohne destabilisierende Nebenwirkungen zu bewältigen“, informieren Jason Pidcock, Head of Strategy Asian Income bei Jupiter AM und Sam Konrad, Investment Manager Asian Equity Income bei Jupiter AM.

Attraktivität der Heimatmärkte

Angesichts der wachsenden Besorgnis über Staatsverschuldung, Haushaltsdefizit und Politik der USA könnten insbesondere Anleger mit den Heimatmärkten Asien oder Europa eine teilweise Rückführung ihres Kapitals in Betracht ziehen.

Dieser Trend könnte auch eine Erklärung für die jüngste Aufwertung asiatischer Währungen gegenüber dem US-Dollar sein. Insbesondere der taiwanesische Dollar war zuletzt sehr stark, aber auch die Währungen von Singapur, Australien, Indonesien und Indien haben gegenüber dem Dollar aufgewertet.

In Phasen der Dollar-Schwäche entwickeln sich asiatische Aktien in der Regel recht gut.

Asien als Profiteur?

Im April und Mai führte die Handels- und Zollpolitik der Trump-Administration zu heftigen Marktturbulenzen, wobei vor allem die USA und China im Fokus standen.

Volatile Märkte – Kapitalumschichtung aus den USA in andere Regionen
© PantherMedia / K.D.P

„Unser Optimismus hinsichtlich der Chancen für Anleger in Asien ist ungebrochen, und wir haben unsere Positionierung kaum verändert. Wir hatten damit gerechnet, dass die Geopolitik in diesem Jahr Auswirkungen auf die Märkte haben würde. Wir erleben eine Neuordnung der globalen Handels- und Kapitalströme, von der wir glauben, dass sie den asiatischen Märkten außerhalb Chinas zugutekommen könnte“, verdeutlichen die Experten.

Kurzfristig hofft man auf mehr Klarheit in Bezug auf Handelsabkommen und erwartet, dass Japan und Südkorea zu den ersten asiatischen Ländern gehören werden, die Deals mit den USA aushandeln. Taiwan, Indien und Vietnam dürften nicht viel später folgen. Diese Länder haben ihre Verhandlungsbereitschaft bereits signalisiert.

Die US-Exporte von Australien und Singapur sind mit Zöllen von 10% belegt und man erwartet hier keine wesentlichen Änderungen. Bemerkenswert ist, dass das Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien einen Satz von 10% festlegt.

Zukunftsmärkte

„Als Experten für asiatische Dividendenstrategien investieren wir bevorzugt in „Quality Income“-Unternehmen, also dividendenstarke Qualitätsunternehmen, und sehen hier derzeit insbesondere im Technologiesektor herausragende Anlagemöglichkeiten. Das macht Taiwan für uns sehr interessant“, konstatiert Jason Pidcock.

Die anderen Märkte mit dem, laut Experten, größten Potenzial sind Australien, Indien und Singapur. Von Investition in Aktien aus Festlandchina wird abgesehen, da China, unter allen asiatischen Ländern und möglicherweise sogar weltweit, die höchsten US-Zölle zu spüren bekommen wird.

Die USA und China befinden sich in einem Prozess der politischen und wirtschaftlichen „Entkopplung“. Dabei handelt es sich um einen längerfristigen Trend, der schon vor Trumps Zollankündigungen im April eingesetzt hatte. Tatsächlich hatte sich dieser Trend, der vom gesamten Regierungsapparat der USA – Republikanern wie auch Demokraten – und einigen Verbündeten der USA unterstützt wird, bereits unter der Biden-Administration beschleunigt.

So einigten sich die USA im Jahr 2023 mit den Niederlanden und Japan auf eine Beschränkung der Exporte von Anlagen für die Halbleiterfertigung nach China, und im April verhängte die US-Regierung Exportkontrollen für den H20-Chip von Nvidia nach China.

„Wir erwarten Verschiebungen bei den Kapital- und Handelsflüssen. Unter anderem dürfte es in Folge der Neuordnung von Lieferketten durch Unternehmen zu einer schnelleren Verlagerung von ausländischen Investitionen aus China in andere Länder der Region kommen. Bislang haben davon Indien und Vietnam profitiert. Die Trump-Regierung strebt jedoch eine Rückverlagerung von Produktionskapazitäten in die USA an. Daher bleibt abzuwarten, wie es hier weitergeht“, analysiert Sam Konrad.

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© PantherMedia / jamesteohart

Feedback von Unternehmen

„Wir treffen uns regelmäßig mit Unternehmen, und die Führungskräfte, mit denen wir zuletzt gesprochen haben, waren recht optimistisch – selbst in Unternehmen, die von Zöllen betroffen sind“, meinen die Experten.

In vielen Fällen sind diese Unternehmen in Produktsegmenten mit nur sehr wenigen Wettbewerbern tätig, sodass ihre Kunden keine alternativen Lieferanten haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Beispiele sind die asiatischen Technologieunternehmen, die die US-Tech-Giganten, die sogenannten „Magnificent Seven“ (Apple, Microsoft, Alphabet & Co.), beliefern.

„Die Unternehmen, mit denen wir sprechen, gehen davon aus, höhere Kosten durch Zölle weitgehend an ihre Kunden und damit letztlich an die Endverbraucher weitergeben zu können“, erläutern Jason Pidcock und Sam Konrad.

Höhere Preise können die Nachfrage dämpfen, aber die meisten Unternehmen zeigten sich optimistisch in Bezug auf ihr Umsatz- und Gewinnwachstum. Ein positives Gegengewicht zur Zollunsicherheit der letzten Monate war der niedrigere Ölpreis. In einer Region, die einen Großteil ihrer Energie importiert, sind dadurch die Inputkosten für Unternehmen gesunken.

„Wir sind davon überzeugt, dass Phasen der Marktvolatilität – von denen wir im Laufe der Jahre viele erlebt haben – besonders deutlich machen, wie wichtig es ist, ein breit diversifiziertes Anlageportfolio zu haben, das in sehr unterschiedlichen Szenarien gute Ergebnisse erzielen kann. Deshalb setzen wir auf eine Mischung aus wachstumsstärkeren Positionen wie Technologiefirmen und defensiveren Positionen einschließlich Unternehmen, die eher auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind und weniger mit dem Konjunkturzyklus korrelieren“, ergänzen die Experten abschließend.

https://www.jupiteram.com

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