Wer behauptet, die Regierung Trumps sei ein Gruselkabinett? Sieht so ein Gruselkabinett aus? Attraktive Frauen kommen jetzt ans Ruder; besser gesagt als Aushängeschild. Von ihren Ministerämtern haben sie zwar keine Ahnung. Aber das macht nichts. Das zeichnet sie aus, denn Trump will ja das politische System sprengen. Sie garantieren, dass das System zusammenbricht.
Ironie: Ausgerechnet dieser alte Ober-Macho hat jetzt die femininste und jüngste US-Regierung. Sie ist voll auf Beeindruckung mit Unterhaltungsfaktor ausgelegt: Glitzer, Glanz und Glamour. Als Dauer-Partybühne, für den großen Showman, dient seine mit Gold überladene Präsidentenresidenz Mar-a-Lago in Florida: sozusagen das Versailles des amerikanischen Sonnenkönigs.
Was bei Trump zählt, ist Fernsehtauglichkeit
Von den alten Imperatoren des Römischen Reiches sagt man, sie gaben dem Volk Brot und Spiele, damit es sich die Entmündigung gefallen lässt. Trump gibt dem Volk TV-Stars als Minister, wie Pete Hegseth (Fox-TV) für Verteidigung, Sean Duffy (Fox-TV) für Verkehr oder Stars aus der Unterhaltungsbranche wie Linda McMahon, die Chefin der Catcher-Shows von World Wrestling Entertainment, als Bildungsministerin.
Was zählt, ist ein Sendeplatz bei Fox News. Medienpräsenz geht vor politische Erfahrung. Ob Tulsi Gabbard als Geheimdienstkoordinatorin, Michael Waltz als „Deportationsminister“, Stephen Miller als Chefideologe im Weißen Haus, und so weiter. Viele derjenigen, die Trump für Schlüsselpositionen bestellt hat, sind für regelmäßige Auftritte bei seinem Lieblingssender Fox News bekannt. Zuweilen schaltet er sich gleich in das laufende Programm ein. Von dem heute populärsten US-Sender sagen Kritiker, er sei die Fortsetzung des deutschen Reichsrundfunks mit anderen Mitteln.
Trump und TV: Das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Der New Yorker Immobilienmogul erlangte durch die Reality-TV-Show „The Apprentice“ nationale Berühmtheit. Als Politiker nutzt er den Unterhaltungsfaktor, um Aufmerksamkeit zu generieren und er wird dabei von Fox News unterstützt. Der Sender ist fester Bestandteil seines politischen Ökosystems: Trump liefert die Themen, Fox News verstärkt sie – und umgekehrt.
Entertainment als Strategie. Für den künftigen US-Präsidenten stehen Politik und Unterhaltung nicht im Widerspruch, die Mischung ist Teil seiner Strategie. Er setzt dabei wohl auch auf Menschen, die ihn und seine Politik überzeugend im Fernsehen verteidigen können.
Das kommt an: Viele seiner Anhänger empfinden die Eliten im stark von den Demokraten geprägten Mikrokosmos Washington als abgehoben und ineffektiv. Stattdessen sehnen sie sich nach „Machern“, die sich vom bürokratischen Behördenapparat in der US-Hauptstadt abheben. So bietet Trump mit seinen Personalentscheidungen auch eine Projektionsfläche für eine Wählerschaft, die eine radikale politische Wende fordert – und in der Inszenierung selbst die eigentliche Botschaft erkennt.
Im Hintergrund ziehen Oligarchen die Fäden
Hinter der Tra-la-la-Regierungskulisse sitzen Trumps Hardcore-Kämpfer an den schweren Geschützen, um das geltende politische System zu sprengen: die Tech- und Finanz- Oligarchen, Wall Street-Bosse, Börsenspekulanten – kurzum: Leute, die von Gier und/oder messianischem Fieber getrieben sind.
Ein Beispiel dafür ist der Pate des Silicon Valley, Peter Thiel (PayPal, Palantir etc.). Laut dessen libertärer Ideologie sind Freiheit und Demokratie nicht miteinander vereinbar, Politik zersetze die Gesellschaft, und die Welt sollte am besten von Unternehmer-Genies gelenkt werden.
Wie mächtig wird nun „Co-Präsident“ Elon Musk?
Wie mächtig wird Elon Musk in Trumps Weißem Haus? Der Tech-Titan und reichste Mann der Welt ist sogar in Trumps Familienkreis vorgestoßen und hat sich fest in dessen Clan verwoben; so weit, dass er mit einem seiner Söhne im Arm auf einem Familienfoto der Trumps nach dem Wahlsieg zu sehen ist.
Der Tech-Titan hat viel getan, um sich diesen Platz zu verdienen. Allein bis Mitte Oktober steckte er rund 120 Millionen Dollar in den Wahlkampf. Zudem überflutete er seine mehr als 200 Millionen Follower bei seiner Online-Plattform X, vormals Twitter, mit Aufrufen, für Trump zu stimmen, sowie vernichtender Kritik an der demokratischen Gegenkandidatin Kamala Harris.
Ganz besonders ritt Musk auf dem Reizthema Einwanderung herum. So verbreitete er die falsche Behauptung, die Demokraten ließen Migranten einfliegen, um die Wahl zu drehen.
In welche Richtung könnte Musk Trumps Politik lenken? Was wäre, wenn Musk als Chef der Behörde für Regierungseffizienz die Gelegenheit nutzt, Behörden, über die er sich als Großunternehmer ärgert, einfach den Geldhahn zuzudrehen?
Das könnte auch Europa treffen. Die Regulierungs-Bestimmungen der EU gegen Fakenews und Hass im Netz nennt er Zensur.
Erstveröffentlichung Kronen Zeitung
Autor: Kurt Seinitz