Der globale Trend, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu erhöhen, schwappt auch auf die heimische Wirtschaft über: Acht der zehn Top-Unternehmen steigerten 2023 ihre Ausgaben für F&E.
Auch hier liegt ams-OSRAM wie auch schon im Vorjahr unangefochten an der Spitze und ist erneut „Investitionskaiser“. Mit Ausgaben von 480 Millionen Euro hat der Technologiekonzern mit Sitz in der Steiermark zwar knapp ein Viertel (-24 %) weniger als im Vorjahr in Forschung- und Entwicklungsprojekte investiert – rangiert aber dennoch 266 Millionen über dem zweitplatzierten Unternehmen Voestalpine.
Voestalpine legte 2023 gegenüber 2022 um zwölf Prozent zu. Kontron ergänzt mit einem Investment von 196 Millionen (+11 % zum Vorjahr) die Top-3 in Österreich. Mit einem Plus von 136 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 69 Millionen investierten Euros stieg Lenzing 2023 in die Top-10 ein.
Wirft man einen Blick außerhalb der Landesgrenzen, so dominiert die USA die weltweiten F&E-Investitionen:
Auf Platz 1 liegt 2023 ebenso wie 2022 Amazon (79.183 Millionen Euro, +17 %), gefolgt von Alphabet (42.011 Millionen Euro, +15 %) sowie Meta Platforms (35.589, +9 %). Auf Platz 4 rangiert mit Merck & Co nicht nur ein weiteres US-amerikanisches Unternehmen, sondern auch ein Neueinsteiger in den Top-10: Das Pharmaunternehmen investierte 2023 um 125 Prozent mehr in F&E als im Vorjahr und gab gesamt 28.235 Millionen Euro aus.
Österreichische IT-Branche mit hoher F&E Intensität
„Acht der Top-10-Konzerne mit den höchsten F&E-Ausgaben haben ihre Hauptniederlassung in den USA – Samsung Electronics mit Sitz in Südkorea auf Rang 7 sowie Volkswagen mit Sitz in Deutschland auf Platz 8 sind die einzigen Ausreißer. Besonders spannend: Vier der Top-5 haben ein digitales Geschäftsmodell. Wirft man einen Blick auf die F&E-Intensität in Österreich, liegt die IT-Branche weit vorne – österreichische Unternehmen mit starkem Fokus auf Forschung und Entwicklung gehen hier klar mit dem Trend“, analysiert Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich.
Mehr als jeder siebte Umsatz-Euro wurde, hierzulande in der Informationstechnologie-Sparte 2023, in F&E investiert – im Durchschnitt beträgt der Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz 14,6 Prozent (2022: 14,5 %, 2021. 16,3 %). Dabei liegt die IT-Branche weit vor Industrie/Automobilindustrie (2,2 %), Baustoffe/Bergbau/Metallgewinnung (1,2 %) und Versorger/Energie (0,6 %).
Gemessen am Umsatz investierte Fabasoft 2023 im Österreich-Vergleich am meisten in Forschung und Entwicklung – 31,5 Prozent der Gesamteinnahmen flossen in F&E-Projekte. Darauf folgen Kontron mit 16 Prozent sowie Kapsch TrafficCom mit 14,8 Prozent.
Weltweit gesehen haben auch bei der F&E-Intensität die USA die Nase stark vorne und belegen mit Ausnahme des belgischen Konzerns UCB (Platz 10, 31 %) alle Top-10-Plätze.
Pharmabranche global an der Spitze
Im globalen Vergleich ist die größte F&E-Intensität in der Pharmabranche angesiedelt:
Pharmakonzerne investierten mehr als jeden sechsten Euro in F&E. Die größte F&E-Intensität weist Moderna auf – der Pharmariese hat seine F&E-Ausgaben gemessen am Umsatz von 2022 auf 2023 vervierfacht, von 17,1 auf 70,8 Prozent. Auch Branchenkonkurrent Merck & Co, ebenfalls mit Sitz in den USA, konnte seine F&E-Intensität verdoppeln, von 22,9 auf 50,8 Prozent.
Snap, aus der Sparte Medienwirtschaft bzw. soziale Netzwerke, vervollständigt die amerikanische und zeitglich internationale Top-3 (2023: 41,5 %).
Die durchschnittliche EBIT-Marge ist in der IT-Branche höher bei überdurchschnittlicher F&E-Intensität und liegt bei 8,3 Prozent.
Beobachtet man das Gesamt-EBIT der europäischen Top-Unternehmen, so sieht man, dass dieses noch stärker rückläufig ist als das der nordamerikanischen Konzerne (-11 % vs. -6 %). Nur die asiatischen Unternehmen können ein leichtes Plus von zwei Prozent verzeichnen.
Während der Gesamtumsatz der heimischen Unternehmen gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesunken ist – von 159.139 Millionen Euro auf 134.570 Millionen Euro – und auch das EBIT um 41 Prozent schrumpfte, hielten sich die F&E-Ausgaben die Waage. Von 2022 auf 2023 reduzierten österreichische Unternehmen diese um nur ein Prozent, von 1.908 Millionen Euro auf 1.884 Millionen Euro – zeitgleich konnte die durchschnittliche F&E-Intensität von 4,0 auf 4,2 Prozent gesteigert werden.
Top-500 dominiert von US-Unternehmen
Bei den Top-500 weltweit stiegen die kumulierten Ausgaben für Forschung und Entwicklung deutlich stärker als der Gesamtumsatz: So konnten 2023 zwei Prozent mehr als 2022 an Umsatz generiert werden. Die F&E-Ausgaben sind innerhalb eines Jahres um zwölf Prozent gewachsen – von 888 Milliarden auf 990 Milliarden Euro – und bei der F&E-Intensität ist auf dem internationalen Markt ein leichtes Plus von 0,4 Prozent (2023: 7,5 %) zu erkennen.
„Investitionen in Innovationen durch F&E sind weiterhin eine große Chance für Unternehmen – und zwar nicht nur, um marktführend zu sein, sondern um überhaupt erst Schritt mit der Konkurrenz zu halten. Gerade in schnellwachsenden und zukunftsträchtigen Bereichen, sei es Automobil, Pharma, Energie oder Elektro, sind smarte Investments in F&E bedeutend, um die Wirtschaft von morgen mitzugestalten. Österreich geht sehr langsam in die richtige Richtung – doch vergleicht man die heimische F&E-Intensität mit globalen Zahlen, so liegen wir immer noch bei der Hälfte“, verdeutlicht Gunther Reimoser.
In Nordamerika konnte ein Plus von einem Prozent bei der F&E-Intensität generiert werden (2023: 10,4 %), auch die Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung sind um 13 Prozent auf 536 Milliarden Euro gewachsen. Spitzenreiter sind dabei mit Abstand die USA: eine Steigerung der Gesamtausgaben von 13 Prozent bei einer Gesamtsumme von 533 Milliarden Euro.
Bei der F&E-Intensität löst Kanada die Vereinigten Staaten jedoch ab und zieht mit 11,3 Prozent erneut an den US-amerikanischen Nachbarn vorbei (10,2 %). Beim durchschnittlichen Anteil der F&E-Ausgaben am Umsatz können auch einige europäische Länder im Mittelfeld mitspielen, so belegen die Niederlande Platz 3 (8,5 %), gefolgt von der Schweiz (8,1 %) und Schweden (7,3 %).
Noch vor Europa rangiert Asien, hier konnte ein Ausgabenplus von elf Prozent (2023: 220 Milliarden Euro) erzielt werden, die F&E-Intensität blieb gegenüber dem Vorjahr mit 5,3 Prozent unverändert. Platz 1 belegt dabei Japan mit elf Prozent mehr Ausgaben als im Vorjahr, 87 Milliarden gesamt.
Doch auch in den europäischen Unternehmen stehen die Zeichen auf Wachstum – immerhin legte die F&E-Intensität um 0,2 Prozent zu (2023: 6,8 %), die Ausgaben stiegen um sieben Prozent auf 227 Milliarden Euro. Top-1 in Europa ist Deutschland mit einem Anstieg um sechs Prozent und Investitionen von 75 Milliarden Euro. Österreich ist mit drei Unternehmen und 900 Millionen investierten Euros vertreten – verzeichnet aber ein Minus von elf Prozent.
Das sind die Ergebnisse des aktuellen EY Innovation Index. Für die EY-Studie wurde die Forschungs- und Entwicklungsintensität der 30 börsennotierten Unternehmen in Österreich und der 500 börsennotierten Unternehmen weltweit mit den höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung analysiert.