Europäische Neuwagenzulassungen verzeichnen Rückgang

In der EU werden 2024 voraussichtlich etwa zwei Millionen weniger Neuwagen verkauft als 2019.
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Europäische Neuwagenzulassungen verzeichnen Rückgang
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.

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Der EU-Neuwagenmarkt verzeichnete in den letzten Monaten den stärksten Einbruch seit über zwei Jahren: Mit einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 18 Prozent lag das Absatzniveau zudem 32 Prozent niedriger als im Vorkrisenvergleich.

In Österreich wurde ein Rückgang um knapp neun Prozent registriert, das Vorkrisenniveau wurde um 43 Prozent unterschritten.

Insgesamt pendelt sich der Pkw-Absatz in der EU im bisherigen Jahresverlauf immer noch leicht im Plus ein – um 1,4 Prozent; in Österreich um fünf Prozent. Damit liegt das Marktniveau EU-weit aber immer noch etwa ein Fünftel niedriger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2019 – also vor dem Ausbruch der Pandemie. Im bisherigen Jahresverlauf wurden damit, im Vergleich zu 2019, etwa 1,8 Millionen Neuwagen weniger zugelassen. Im Gesamtjahr wird die Lücke bei mehr als zwei Millionen fehlenden Neuzulassungen liegen.

„Der Markt liegt deutlich hinter den vor der Pandemie üblichen Absatzzahlen. Viele Hersteller kämpfen mit einer Unterauslastung ihrer Autofabriken, was Kapazitätsanpassungen zur Folge haben wird. Es fehlen momentan positive Anreize – die Konjunktur erholt sich nicht, die geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten nehmen zu. Das alles führt zu Zurückhaltung beim Kaufverhalten – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Zudem verliert ein wichtiger Wachstumstreiber der Vorjahre – die Elektromobilität – derzeit massiv an Dynamik“, analysiert Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.

Absatzeinbruch bei Elektromobilität

EU-weit hat sich der Abwärtstrend bei Elektroautos deutlich verstärkt: Die Neuzulassungen von Elektroautos sanken in der EU um 44 Prozent, in Österreich um 21 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich für die EU wie auch für Österreich ein Minus von acht Prozent.

Besonders stark war mit minus 69 Prozent der Einbruch in Deutschland, der darauf zurückzuführen ist, dass im Vorjahr das bevorstehende Förder-Aus für gewerbliche Käufe von E-Autos für einen kurzen Neuzulassungs-Boom sorgte. Aber auch außerhalb Deutschlands entwickelten sich die Elektro-Neuzulassungen schwach: In 18 der 27 Länder wurden weniger Elektroautos neu zugelassen als im Jahr zuvor zur selben Zeit.

Der Marktanteil von Elektroautos sank EU-weit von 21,0 auf 14,4 Prozent, in Österreich von 21,0 auf 18,1 Prozent. Einen sinkenden Marktanteil von Elektroautos wiesen immerhin 17 der 27 EU-Länder auf.

Europäische Neuwagenzulassungen verzeichnen Rückgang
© PantherMedia / Fahroni (YAYMicro)

„Der E-Automarkt steckt in der Krise. Es kommen laufend neue Modelle auf den Markt, die attraktiver und leistungsstärker sind. Trotzdem halten sich Käufer:innen im Moment zurück. Das liegt in manchen Ländern auch an auslaufenden oder sinkenden Förderungen. Der hohe Preis ist beim E-Auto-Absatz im Moment noch das größte Thema“, erklärt der Experte.

Auch bei den Themen Reichweite, Ladedauer, Ladeinfrastruktur und Stromkosten bleiben viele Kund:innen skeptisch. In Summe fehlt es bei der Mehrheit der Kund:innen an der Überzeugung, dass der Umstieg auf ein Elektroauto zurzeit vernünftig ist.

„Aktuell erlebt der Verbrenner eine Renaissance, was zur Krise der Elektromobilität beiträgt. Für Hersteller bedeutet das die Verlängerung des finanziell aufwendigen Nebeneinanders von Verbrennern und Elektroautos“; unterstreicht Axel Preiss.

Nischenmarkt Osteuropa

Hohe Elektro-Marktanteile findet man derzeit vor allem in Nordeuropa und den Benelux-Ländern – auch dank großzügiger staatlicher Fördermaßnahmen. In den meisten anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein absolutes Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil unter zehn Prozent.

Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern. Insgesamt betrug der Marktanteil von Elektroautos in diesen Ländern aktuell 4,2 Prozent – nach 5,1 Prozent im Vorjahreszeitraum; der Absatz schrumpfte um 27 Prozent.

„Die Elektromobilität kommt in skandinavischen Ländern gut voran, in Osteuropa spielt sie kaum eine Rolle. Ob die ambitionierten Elektro-Ziele der EU realisierbar sind, bleibt bei diesem Tempo fraglich“, ergänzt Axel Preiss.

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© PantherMedia / biancoblue (YAYMicro)

In den skandinavischen Ländern erfreuen sich Elektroautos nach wie vor großer Beliebtheit: So wies Dänemark mit 55 Prozent den EU-weit höchsten Marktanteil von Elektroautos auf.

Einbußen bei Plug-in Hybriden

Auch Plug-in-Hybride verzeichneten Einbußen, aber EU-weit weniger deutlich als Elektroautos.

Insgesamt schrumpfte der Absatz von Plug-in-Hybriden in der EU um 22 Prozent, der Marktanteil sank von 7,4 auf 7,1 Prozent. In Österreich gingen die Neuzulassungen um 22 Prozent zurück, der Marktanteil sank von 7,7 auf 6,5 Prozent. In Summe verzeichneten Neuwagen mit Stecker – also PHEV und BEV – EU-weit einen Absatzrückgang von 38 Prozent, der gemeinsame Marktanteil sank von 28,4 auf 21,5 Prozent. Am höchsten ist der kombinierte Marktanteil von PHEVs und BEVs in Dänemark mit 58 Prozent, am niedrigsten in der Slowakei mit vier Prozent.

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