Schon im ersten Quartal 2025 plant die AustroCel GmbH, eine der führenden Bioraffinerien Österreichs, mit der industriellen Produktion eines neuartigen Hydrogel-Granulats zu beginnen, dem, im Kampf gegen die hitzebedingte Austrocknung von Böden, große Bedeutung zukommen könnte.
Das Produkt wird unter dem Markennamen Retentis® vertrieben und geht auf eine zum Patent angemeldete Innovation des Start-up-Unternehmens Agrobiogel GmbH zurück, mit welchem Austrocel schon länger zusammenarbeitet. Mit dem industriellen Investitionsschritt startet Austrocel die Skalierung dieser weltweit bahnbrechenden Innovation.
Das 100-prozentig biologische Wasserspeichergranulat aus dem Holzbestandteil Lignin hat großes Potenzial für die Zukunft: Es maximiert die Wasserspeicherkapazität des Bodens und unterstützt somit Landwirtschaft unter trockenen Bedingungen bzw. in Dürreperioden.
Gelebte Kreislaufwirtschaft
Mit der ersten industriellen Produktionsanlage dieser weltweiten Innovation übernimmt AustroCel Hallein eine Vorreiterrolle in der Erzeugung Lignin basierter Hydrogele und setzt damit auch neue Maßstäbe in der nachhaltigen Nutzung von Holz.
„Wir leben Kreislaufwirtschaft, indem wir den Holzeinsatz optimieren und aus allen Neben- und Abfallprodukten in unserer Bioraffinerie Wertstoffe produzieren. Das neue Hydrogel ist ein gutes Beispiel dafür, wurde doch der natürliche Rohstoff Lignin aus Braunlauge in der Vergangenheit nur thermisch genutzt. Nun erzeugen wir selbst ein Wertprodukt, von dem wir uns aufgrund aktueller klimatischer Herausforderungen und landwirtschaftlichen Studien großes Zukunftspotenzial versprechen“, erklärt Austrocel-CEO, Wolfram Kalt.
Das Investitionsvolumen der geplanten Anlage für das Hydrogel beträgt fast zwei Millionen Euro. Der Vertrieb des bei AustroCel ab dem ersten Quartal 2025 produzierten biologischen Wasserspeichergranulats wird über die Firma Agrobiogel erfolgen, die das Produkt unter dem Namen „Retentis®“ vermarkten wird. Dazu wurden zwischen AustroCel und Agrobiogel per Ende Juli 2024 entsprechende Handels- und Lizenzverträge geschlossen.
Weltweites Potenzial
Der Bau der ersten kommerziellen Anlage zur industriellen Fertigung mit einer Kapazität von 1.000 Tonnen pro Jahr ist dabei die erste Ausbaustufe eines Projekts, an dessen möglichem Ende eine moderne, automatisierte Produktionsanlage mit einer Kapazität von bis zu 10.000 Tonnen pro Jahr stehen könnte.
„Damit bleiben wir unserem Motto treu, mit angewandten Innovationen die „Zellstoffindustrie neu zu erfinden“. Es wurden bereits verschiedene Aufstellungsorte im Werk Hallein geprüft, wobei neben strategischen und finanziellen Aspekten vorrangig Sicherheit und Umweltauswirkungen im Vordergrund stehen“, betont Wolfram Kalt.
Mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten
Das Hydrogel besteht zu 100 % aus Holz, genauer gesagt aus Lignin, einem wesentlichen Bestandteil von Holz. Es maximiert die Wasserspeicherkapazität des Bodens, was besonders in Trockenperioden entscheidend ist.
Es schützt Bäume und Pflanzen vor Trockenstress, indem es ein Wasserdepot im Boden bildet, das Pflanzen über mehrere Vegetationsperioden vor Wassermangel und Dürre bewahrt. Es ist mindestens drei bis fünf Jahre aktiv und wird dann über biologischen Abbau in Humus umgewandelt, der die Bildung eines nachhaltigen Ökosystems im Boden fördert. Durch die Umwandlung von Sandböden in fruchtbare Anbauflächen eröffnet das Hydrogel neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft und den Gartenbau.
Zudem ist es ein effizienter Träger von Düngern und Nährstoffen und kann allein oder in Kombination mit jeder Art der Bewässerung eingesetzt werden, wodurch der Wasserverbrauch gesenkt und der Energie- und Arbeitsaufwand verringert wird.