US-Präsidentschaftswahl: Ein Wendepunkt für den Aktienmarkt?

Breiter US-Aktienindex S&P als Maßzahl – US-Wirtschaft 2024 im Zeichen der Erholung.
© Carolina Frank / Steiermärkische Sparkasse
US-Präsidentschaftswahl: Ein Wendepunkt für den Aktienmarkt?
Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse.

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Die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen sorgen nicht nur für heftige politische Diskussionen. Ebenso stehen in Wahljahren die Börsen der größten Volkswirtschaft der Welt verstärkt im Fokus zahlreicher Kommentatoren und Analysten, die in der Regel die Entwicklung des breiten US-Aktienindices S&P 500 für ihre Einschätzungen heranziehen.

Letzteres liegt auf der Hand, da der S&P 500 rund 75% des US-Aktienmarktes repräsentiert, erklären die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking, Alexander Eberan und Karl Freidl.

Laut einer Studie des US-Finanzdienstleistungsunternehmens LPL Financial hat der S&P 500 (bzw. sein Vorgängerindex) in 17 US-Präsidentschaftswahljahren, seit dem Jahr 1952, im Durchschnitt um 7% zugelegt. Ein Plus von 7% ist zwar nicht wenig, liegt aber deutlich unter den durchschnittlich plus 17%, die der S&P 500 in Jahren vor einem Wahljahr erzielte. Der Wert liegt auch unter der durchschnittlichen Gesamtrendite des S&P 500 von rund 10% in einem Jahr.

Wiederwahljahre und Performance

Das Jahr 2024 weist eine Besonderheit auf. Im sehr wahrscheinlichen Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump werden sich im November voraussichtlich zwei Kontrahenten gegenüberstehen, die beide bereits einmal das Amt des US-Präsidenten ausgeübt haben.

Die gute Nachricht für die Anleger im Jahr 2024 ist, dass der S&P 500 in einem Jahr der Wiederwahl eines Präsidenten – in dem Fall Joe Biden – seit 1952 nicht gesunken ist und im Durchschnitt 12,2% zugelegt hat. Als Wiederwahljahr ist das vierte Jahr der Amtszeit eines Präsidenten gemeint, in dem er sich für eine zweite Amtszeit bewirbt.

US-Präsidenten, die sich um eine Wiederwahl bemühen, geben oft “Gas”, indem sie auf steuerliche Stimulierungen für Unternehmen und eine wachstumsfördernde Regulierungspolitik setzen, um die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

Hohe Zinsen als Makel für Joe Biden

Obwohl Joe Bidens Wirken schon jetzt wirtschafts- und außenpolitisch eine positive Bilanz zeigt, muss der amtierende US-Präsident in einem herausfordernden Umfeld um einen neuerlichen Wahlerfolg kämpfen.

© Margit Kundigraber / Steiermärkische Sparkasse
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Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz, Steiermärkische Sparkasse.

Der Leitzins ist derzeit auf dem höchsten Stand seit 22 Jahren, da die US-Notenbank Federal Reserve (FED) ihren Kampf gegen die Inflation fortsetzt. Erhöhte Zinssätze erhöhen die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen und belasten das Wirtschaftswachstum. Das US-Bruttoinlandsprodukt wuchs im vierten Quartal um 3,3% pro Jahr und liegt damit deutlich vor der Europäischen Union. Ökonomen gehen aber davon aus, dass sich die US-Wachstumsrate im Jahr 2024 verlangsamen wird. Die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Rezession in den USA ist in den letzten Monaten gesunken und viele Experten gehen mittlerweile von einem „soft landing“ der US-Wirtschaft aus.

Dies könnte der Schlüssel für eine gute Entwicklung der Aktienmärkte und für das Wahlergebnis sein. Allerdings ist die Gefahr einer Rezession laut FED noch nicht gebannt. Nach einem ihrer Modelle besteht immer noch eine 61,4%ige Wahrscheinlichkeit einer Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate.

Erschwerend kommt hinzu, dass Biden im Jahr 2024 möglicherweise nur mehr begrenzte Möglichkeiten hat, weitere Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen, da die Republikaner derzeit das Repräsentantenhaus kontrollieren und wahrscheinlich nicht kooperieren werden.

Marktentwicklung: Biden vs. Trump

In den ersten drei Jahren der Amtszeit von Trump hat der S&P 500 insgesamt um 43%, also jährlich um rund 14%, zugelegt. Unter Biden verbesserte sich der S&P 500 laut einer Analyse der überparteilichen Organisation „Facts First“ kumuliert um knapp 24% oder fast 8% pro Jahr.

Die Zahlen sind jedoch durch die COVID-19-Pandemie zu relativieren. Diese hat die Wirtschaft und den Markt sowohl 2020 unter Trump als auch 2021 unter Biden beeinträchtigt. Insbesondere im Jahr 2020 verzeichnete die US-Wirtschaft aufgrund des pandemiebedingten Stillstands einen außergewöhnlichen Rückgang des BIP um fast 2,8%, während das Wachstum durch Sondereffekte im Jahr 2021 um fast 6% stieg.

© PantherMedia / cuteimage
US-Präsidentschaftswahl Ein Wendepunkt für den Aktienmarkt

Ausblick

Was bedeutet die US-Wahl für Anleger:innen? Es ist vernünftig, an einer langfristigen Strategie festzuhalten, betonen die Experten.

Typische Unternehmens- und Wirtschaftszyklen dauern wesentlich länger als eine oder zwei Amtszeiten eines Präsidenten, sodass Anleger.innen der Versuchung widerstehen sollten, auf kurzfristige Volatilitäten oder Unsicherheiten zu reagieren, die während eines Wahljahres auftreten. Die beste Möglichkeit, sich vor eventuellen Nachteilen einer Wahl zu schützen, besteht in einem diversifizierten Portfolio, das einen Abschwung in bestimmten Bereichen überstehen kann.

https://www.sparkasse.at/steiermaerkische

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