Die Umfrage im Auftrag der STADA Arzneimittel AG greift jährlich aktuelle Themen auf und erstellt anhand der Ergebnisse Handlungsempfehlungen für Ärzteschaft und Apotheker. Die 2023 untersuchten Themen waren die Behandlung von Erkältungen, chronische Krankheiten, psychische Gesundheit, die Folgen von Krieg und Krisen, Schmerzbehandlung, allgemeines Wohlbefinden und vorbeugende Gesundheit.
Auffällig ist, dass sich die Europäer zwar mit verschiedenen Krisen konfrontiert sehen, aber sich dennoch für mental gesünder als bisher halten und besser schlafen. Deutlich mehr als die Hälfte sieht sich zu Einsparungen im Gesundheitsbereich gezwungen, 85 % der Europäer erhalten keine adäquaten Vorsorgeuntersuchungen.
Österreicher:innen zufrieden mit Vorsorgeangeboten
Global nimmt mehr als die Hälfte der Menschen ganz oder teilweise an Vorsorgeuntersuchungen teil. Es bedarf genauer Analysen, warum nicht alle Angebote wahrgenommen werden.
Die Österreicher gehen nicht zu allen Vorsorgeuntersuchungen, was auf einen eher fallbezogenen Ansatz hindeutet, aber immerhin 64 % – gegenüber weltweit 43 % – nutzen manche Präventivprogramme. Dabei steht die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen mit der Zufriedenheit in engem Zusammenhang. Zwei Drittel halten die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen für wichtig und sinnvoll, bei fast der Hälfte wurde im Zuge dessen ein gesundheitliches Problem entdeckt, ein Viertel reagiert auf ärztliche Empfehlung.
Um eine proaktive Einstellung zu fördern, sind Ärzte gefordert, den Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen aktiver zu pushen, wobei Männer, Jüngere und Personen mit geringerem Gesundheitswissen mehr Engagement ihres Gesundheitspersonals benötigen. Zu den wichtigsten Hindernissen für die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen nennen die Österreicher vor allem Uninformiertheit, die fehlende Notwendigkeit und Zeitmangel.
Drei Viertel der Österreicher sind mit Vorsorgeangeboten der Gesundheitskassen zufrieden (global 65 %), 8 % sind unzufrieden und 17 % kennen sie nicht. Bei den durchgeführten Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge setzen die Österreicher vor allem auf gesünderes Essen, mehr Vitamine, Vorsorgeuntersuchungen und Arztbesuche, aber nur wenige nutzen den Rat von Apothekern oder die Benefits von Health Apps.
Proaktives Handeln
Die Österreicher handeln proaktiv, wenn es um die Gesundheit geht. In Österreich liegt die Inanspruchnahme aller Vorsorgeuntersuchungen über dem globalen Durchschnitt.
Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen der Österreicher sind Gynäkologie (45 %), Zahnarzt (69 %), allgemeine Gesundenuntersuchung (68 %), Blutbild (49 %) und Prostata-Screening (22 %). Sie gehen aber auch häufiger zum Hautkrebs-Screening und zur Gastroskopie als der weltweite Durchschnitt. Insgesamt sind Vorsorgeuntersuchungen in Österreich deutlich besser verfügbar als im globalen Durchschnitt.
Häufiger Konsum von Schmerzmitteln
In Österreich konsumieren 24 % der Befragten wöchentlich oder täglich Schmerzmittel, drei Viertel tun dies selten, also höchstens einmal pro Monat. Damit liegt das Land im globalen Mittelfeld. Ein besseres Verständnis der Beschwerden, die mit Schmerzmitteln behandelt werden, und deren Ursachen würde den Herstellern helfen, relevantere und gezieltere Mittel herzustellen. Auffällig ist, dass je schlechter die körperliche und geistige Gesundheit eingeschätzt wird, desto mehr Schmerzmittel (+14 bzw. +10 %) werden eingenommen.
Beim Kauf von Schmerzmitteln punkten weltweit vor allem stationäre Apotheken (64 %) neben anderen stationären Verkaufsstellen. Auch die Österreicher bevorzugen nach wie vor Apotheken (84 %). Mit 31 % Online-Käufen liegt Österreich jedoch nach Deutschland (44 %) an der Spitze. Ein Grund dafür könnte sein, dass im Gegensatz zu anderen Ländern in Österreich Schmerzmittel nicht in Drogerien und Supermärkten erhältlich sind. Schmerzmittel werden bei einem breiten Spektrum an Beschwerden eingenommen, vor allem gegen Kopfschmerzen (60 %), Zahnschmerzen (45 %) und Rückenschmerzen (28 %). Was das Verständnis der Wirkungen der wichtigsten Schmerzmittel anbelangt, besteht Aufklärungsbedarf. Höchstens zwei Drittel der Bevölkerung kennen die Effekte von Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure.
Gesundheit im Fokus der Bevölkerung
Österreich liegt über dem Durchschnitt bei der Frage, wie sehr die Menschen auf ihre physische Gesundheit achten. Nur 5 % tun das nie, 66 % schauen auf ihre physische Gesundheit.
Die Schlafqualität hat sich europaweit verbessert (70 %) – in Österreich von 71 % im Jahr 2022 auf 72 % im Jahr 2023. Was die möglichen Folgen von Schlafmangel anbelangt, sind die Österreicher sehr gut informiert. Außerdem bewerten 56 % ihre physische und 64 % ihre psychische Gesundheit besser als jene von anderen Menschen.
Fast zwei Drittel der Österreicher haben ein aktives Interesse an Gesundheitsthemen, ein Drittel hält sich nur unregelmäßig auf dem Laufenden. Mit zunehmendem Alter steigt das Interesse an Gesundheitsthemen. Diejenigen, die nach eigenen Angaben eine bessere körperliche und geistige Gesundheit haben, zeigen außerdem auch ein aktiveres Interesse.
Die positive Einstellung gegenüber einer Verbesserung der psychischen Gesundheit ist in den ost- und nordeuropäischen Märkten am stärksten ausgeprägt. Fast drei Viertel der Österreicher schätzen ihre geistige Gesundheit als gut ein, 20 % als mittelmäßig und 8 % als schlecht – und damit deutlich besser als der globale Durchschnitt. Die heimische Einschätzung hat sich damit von 2022 auf 2023 um zwölf Prozentpunkte verbessert – ein weltweiter Trend.
Als ihre dringlichsten Ängste und Sorgen nennen die Österreicher den Verlust von Angehörigen (61 %), die Gesundheit (55 %) und die persönliche finanzielle Situation (50 %). Doch auch Krieg und Konflikte, Umweltthemen, die Wirtschaftskrise und überdurchschnittlich oft Versorgungslücken bereiten Sorgen. Ein möglicher Jobverlust beschäftigt nur jeden fünften Österreicher. Gesprochen wird am ehesten mit Freunden und Familie oder dem Partner über Sorgen und Ängste. Je schlechter die Einschätzung der psychischen Gesundheit ist, desto eher wird mit niemandem über Sorgen gesprochen. Frauen, jüngere Menschen und Personen mit guter psychischer Gesundheit stützen sich überproportional oft auf Familie und Freunde.
Österreicher:innen und das Gesundheitssystem
Die sehr hohe Zufriedenheit der Österreicher mit dem öffentlichen Gesundheitssystem im Jahr 2022 (89 %) ist auf 75 % gesunken, was noch immer deutlich über dem globalen Durchschnitt von 61 % liegt.
Bei digitalen Angeboten fällt vor allem die Nutzung von E-Rezepten (63 vs. 45 % im Durchschnitt) auf. Online-Terminbuchungen (40 %) und Arzt-Konsultationen via Webcam (7 %) sind leicht unterdurchschnittlich, Apotheker via Webcam (9 %) leicht darüber.
Ein Schlüsselfaktor für die verstärkte Inanspruchnahme der verschiedenen Dienste ist die Aufklärung, denn diejenigen, die über Gesundheitsfragen Bescheid wissen, nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit alle Dienste in Anspruch als diejenigen, die dies nicht tun. Frauen bevorzugen eher die zeitsparenden Serviceleistungen wie Online-Buchung und elektronische Rezepte. Jüngere Menschen nehmen deutlich häufiger Konsultationen per Webcam in Anspruch, wobei das technologische Wissen auch ein Hindernis für die Nutzung dieser Dienste sein kann.
56 % aller Österreicher (2022: 49 %) besuchen einmal im Monat oder öfter eine Apotheke. Sie würden zusätzliche Dienstleistungen wie Kartenzahlung, die Verschreibung ausgewählter Standardmedikamente, Online-Bestellung und individuelle Beratung durchaus schätzen. Impfungen in Apotheken befürworten 64 %, 29 % halten sie für unnötig. Von allen möglichen Angeboten in Apotheken liegt nur die Befürwortung von Produktempfehlungen mit Preisvorteil und die Hauszustellung unter dem globalen Durchschnitt, doch alle Serviceoptionen erfahren mehr Zustimmung als Ablehnung. Entgeltliche Serviceleistungen wie Beratungen zu Tabuthemen, Vitaminstatus-Analysen und Ernährungsberatung halten fast drei Viertel für wichtig.
Krisen und Gesundheit
Die Versorgungslage sehen 43 % der Österreicher kritisch, aber ebenso viele unkritisch. Eine bessere Kommunikation von Regierungen, Unternehmen und Geschäften zu diesem Thema würde dazu beitragen, die Gemüter der Öffentlichkeit zu beruhigen.
Da sich die europäischen Märkte im Jahresvergleich in Richtung finanzieller Instabilität bewegen, ist es umso wichtiger, die Unterstützung und Aufklärung durch den Gesundheitssektor sicherzustellen. Die körperliche und geistige Gesundheit steht in einem negativen Zusammenhang mit dem finanziellen Status. Noch fühlen sich 73 % der Österreicher – das sind immerhin um 1 % mehr als 2022 – finanziell sicher. Aber mehr als die Hälfte der Österreicher sieht finanzielle Einschränkungen aufgrund des derzeitigen Wirtschaftsklimas. Betroffen von Einsparmaßnahmen sind vor allem Wellness-Behandlungen, frische Nahrungsmittel und Sport. Die Wirtschaftskrise macht sich also bemerkbar. Immerhin 42 % treffen keine Einsparmaßnahmen im Bereich Gesundheit.