Die Situation ist klar: Wir als produzierendes Unternehmen in der Metallindustrie stehen vor der großen Herausforderung, jährlich 4.000 Tonnen fossiles Propan als Prozessenergie durch eine klimaneutralere Alternative ersetzen zu müssen. Der Einsatz von fossilem Propangas stößt nicht nur verhältnismäßig viel CO2 aus, sondern er wirkt sich zunehmend geschäftsschädigend aufgrund der erheblichen Steuerkosten aus, die wir als Unternehmen in Form der stets ansteigenden CO2-Steuer stemmen müssen.
Allein in den kommenden drei Jahren werden dadurch rund 1,6 Millionen Euro anfallen. Bis zum Jahr 2030 werden sich die CO2-Steuerkosten insgesamt auf 3,2 Millionen Euro belaufen, sollten wir bis dahin keine leistbare alternative Energiequelle finden. Im schlimmsten Fall wird eine Weiterführung unseres Produktionsbetriebs unwirtschaftlich. Die daraus resultierende Schließung des Standorts würde nicht nur die Arbeitslosigkeit für rund 450 Worthington-Beschäftigte bedeuten, sondern auch den Ausfall beträchtlicher Wirtschaftssteuereinnahmen für den österreichischen Staat, sowie den Verlust eines erheblichen Teils der Existenzgrundlage vieler unserer österreichischen Lieferant:innen.
rDME und Biopropan
Wir bemühen uns daher um Alternativlösungen zu fossilem Propan und haben zwei mögliche Substitute gefunden: rDME – das ist die Abkürzung für aus biogenen Rohstoffen hergestellten Dimethylether (C2H6O). Gegenwärtig ist noch nicht allgemein bekannt, dass rDME eine klimaschonende Alternative zu fossilem Propan ist.
Die zweite Alternative stellt Biopropan dar, welches bei der Herstellung von Biodiesel anfällt bzw. welches in einem eigenständigen Prozess aus biogenen Einsatzstoffen hergestellt werden kann. Biopropan ist dabei chemisch ident zu fossilem Propan. Beide Stoffe verfügen über die für herkömmliches Propangas typischen Eigenschaften – der Speicherung von hohen Energiemengen und der Einsetzbarkeit als Energieträger für Prozesse mit einem entsprechendem Regelbedarf.
Anerkennung als „grüne“ Energiequelle
Was bisher allerdings noch fehlt, ist die Anerkennung von Biopropan und rDME als „grüne“ Energiequellen. Weiter ist es derzeit nicht zulässig, diese grünen Energieträger über eine Massenbilanzierung zu beziehen und damit die österreichischen Klimaziele zu unterstützen. Vielmehr ist gefordert, für diese Stoffe eine parallele Versorgungsinfrastruktur zu schaffen, um diese sortenrein einzusetzen. Dies stellt nicht nur eine Wettbewerbsverzerrung zu anderen europäischen Staaten sowie der österreichischen Erdgasversorgung dar, sondern erschwert es auch erheblich biogene Energieträger zu etablieren.
Biopropan und rDME könnten nicht nur unserem Unternehmen, sondern der gesamten Industrie helfen, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Wir als Unternehmen sind daher auf der Suche nach Unterstützung durch die österreichischen Regierung und weiterer Interessensvertreter:innen, damit diese Energieträger als grün und klimaneutral anerkannt werden und dementsprechend als umweltfreundlicher Ersatz für fossiles Propan genutzt werden kann.
Arbeitsplatzsicherung und Kostenvergleich
Eine Umstellung auf Biopropan oder renewable Dimethylether bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch ökonomische. Mit der Einführung dieser Stoffe könnten wir bei Worthington Cylinders zahlreiche Arbeitsplätze für die Zukunft sichern. Die durchschnittlichen Gehaltskosten in unserer Industrie belaufen sich pro Beschäftigte:n auf 41.100 Euro im Jahr. Würde man die eingangs erwähnten 1,6 Millionen Euro, die an CO2-Steuer in den kommenden drei Jahren bei Worthington anfallen, auf die durchschnittlichen Gehälter umrechnen, könnte man damit insgesamt 39 Beschäftigte entlohnen – oder anders gerechnet jährlich 13 Mitarbeiter:innen mehr.
Biopropan und rDME stellen zweifelsohne vielversprechende Lösungen für die Industrie dar, da die technisch nötigen Anpassungen nur minimale Zusatzkosten verursachen und die Umstellung schrittweise erfolgen kann. Ein Kostenvergleich zeigt, dass vor allem rDME langfristig kostengünstiger ist als fossiles Propan, insbesondere wenn die Möglichkeit besteht, Propan bis zu 20 % rDME beizumengen, ohne dafür weitere Anpassungen in der Anlagentechnik vornehmen zu müssen.
Standortpolitik und europaweite Unterstützung
Wir dürfen die österreichische Standortpolitik nicht außer Acht lassen, da diese je nach Region zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, dass eine aufgeschlossene und proaktive Regierungspolitik hinsichtlich grüner Technologien und alternativer Energiequellen betrieben wird. Angesichts der Netto-Null-Ziele der EU ist es fahrlässig, auch nur eine einzige alternative Energiequelle nicht zu betrachten. Wenn die Klimaziele hinsichtlich der CO2-Reduktion so hoch gesetzt werden wie seitens der EU und unseres Landes, muss jegliche Alternativlösung mit Ernsthaftigkeit und Unvoreingenommenheit bewertet werden.
Ganz klar stellen wir daher unsere Forderung an die österreichische Regierung und die Interessensvertreter:innen, dass sie die Industrie dabei unterstützen, für Biopropan und rDME auf EU-Ebene eine Einstufung als grüne Energiequelle zu erlangen.
Einheitliche EU-Richtlinien und gezielte Fördermaßnahmen tragen dazu bei, die Hürden für die Umstellung auf rDME zu eliminieren sowie die Bekanntheit und Verbreitung vor allem von renewable Dimethylether als grünen Brennstoff voranzutreiben.
Fazit
Bei der Umstellung auf grüne Energiequellen sind Biopropan und rDME als Ersatz für fossiles Propan eine vielversprechende Lösung in der produzierenden Industrie. Die ökologischen Vorteile durch eine CO2-Einsparung von bis zu 80 % im Vergleich zu fossilem Propan – zukünftig sogar bis zu 120 %, wenn CO2 aus anderen Prozessen als Kohlenstoffquelle eingesetzt wird – sind signifikant und entlasten die Umwelt bei gleichbleibender Produktivität, Erhalt der Arbeitsplätze und Wirtschaftstätigkeit.
Die österreichische Regierung sollte diese Initiative unterstützen, indem sie sich auf EU-Ebene für einheitliche Richtlinien und Fördermaßnahmen einsetzt, um den Umstieg von fossilem Propan zu Biopropan und rDME als grüne Brennstoffe zu beschleunigen und eine nachhaltige Energiezukunft zu ermöglichen.
Autor: Timo Snoeren