Die Entwicklung der Globalisierung der letzten Jahrzehnte bot österreichischen Unternehmen eine Grundlage für Wachstum und Wohlstand: Die signifikante Steigerung der Exporte, der Zugang zu internationalen Rohstoffmärkten und ausländischem Kapital, das wettbewerbsbedingte Erfordernis zu Produktivitätssteigerungen, der internationale Wissens- und Technologietransfer oder die kulturelle Vielfalt sind nur einige der positiven Aspekte.
Ergänzend dazu entwickelte sich die internationale Arbeitsteilung. Kostenvorteile und erhöhte Produktivität durch Spezialistentum ermöglichten vielerorts signifikante Wohlstandsgewinne. Grundlage dafür sind die enge Verflechtung und Vernetzung von Unternehmen, Ländern und Märkten sowie internationale Lieferketten, die wie ein perfektes Uhrwerk miteinander verzahnt sind.
Spätestens jedoch seit dem Sommer 2018, als das europäische Forum Alpbach „Diversität und Resilienz“ zu seinem Generalthema machte, ist der Begriff der Resilienz in den Risikoanalysen und Strategiepapieren österreichischer Unternehmen angekommen. Der damalige Forums Präsident Franz Fischler wies auf die Bedeutung widerstandsfähiger Gesellschaften und die Wichtigkeit gegen Fragilität vorzugehen, die destabilisierend wirke, hin. Im Rückblick, nach einer weltweiten Corona Pandemie und während des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, wie rasch die Bestätigung dafür eintrat.
Um Resilienz in einem Unternehmen herzustellen und die eigene Vulnerabilität zu reduzieren, bedarf es eines vorausschauenden Risikomanagements. Risikoarten, die auf ein Unternehmen einwirken, werden immer vielfältiger, beispielhaft seien hier nur die zunehmende Gefahr von Cyber-Angriffen oder politischen Spannungen erwähnt. Bei der Identifikation von Risiken gilt es daher zunächst kreativ zu werden, in Szenarien zu denken und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten abzuschätzen. Die anschließende Darstellung in einer Risikomatrix schafft Systematik und zeigt Möglichkeiten auf, Reaktionszeiten zu verkürzen.
Verantwortung des Managements ist es sodann wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen zu setzen, die geeignet sind in ihrer Höhe und Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzte Risiken zu minimieren. In diesem Zusammenhang sei auch auf persönliche Haftungen verwiesen, sollte das nicht in ausreichendem Maß erfolgen.
Am Beispiel des global tätigen Elektro- und Automatisierungstechnik Herstellers Phoenix Contact (22.000 Mitarbeiter in 50 Ländern) lässt sich das stetige Bemühen um erhöhte Widerstandsfähigkeit gut darstellen: Eine ausgeprägte Wertschöpfungstiefe, kapazitiv flexible Produktionsstandorte rund um die Welt, doppelte Lagerhaltung dort wo es sinnvoll ist, Absicherung beim Sourcing durch Diversifizierung, Finanzierung aus dem eigenen Cash-Flow oder die Kooperation mit professionellen Versicherungspartnern sind einige der Handlungsfelder in einem ganzen Maßnahmenmix die das Unternehmen fortlaufend weiterentwickelt. „Resilienz kriegst du nicht für Null“, kommentierte Phoenix Contact CEO Frank Stührenberg dazu erst unlängst im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien.
Abschließend scheint es wichtig zu betonen, dass die Förderung von Resilienz nicht nur im Interesse der Unternehmen liegt, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt von Bedeutung ist. Unternehmen, die widerstandsfähig sind und schnell auf Herausforderungen reagieren können, tragen dazu bei, die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften zu erhöhen und das Vertrauen in die Märkte und Wirtschaft insgesamt zu stärken. Professionelles Risikomanagement stellt sicher, dass Resilienz und Globalisierung kein Widerspruch sind.
Autor: Thomas Lutzky