Noch im Herbst 2022 zeichnete der Großteil der österreichischen Finanzvorstände ein düsteres Bild der Wirtschaftslage. Ein halbes Jahr später ist die Situation zwar noch immer angespannt, aber langsam tun sich erste Lichtblicke auf.
Nach schwierigen Monaten mit zahlreichen Krisen können die Unternehmen langsam wieder aufatmen. „Die wirtschaftliche Unsicherheit bereitet zwar rund einem Drittel der Unternehmen nach wie vor Sorgen, der Rekordwert von vergangenem Herbst mit 51 % wurde damit aber deutlich unterboten. Das ist eine erfreuliche Tendenz und ein gutes Vorzeichen für die kommenden Monate“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
Etwas optimistischer als noch im Vorjahr sind die Befragten auch bei der Inflationsentwicklung. Nach einem monatelangen Rekordhoch lässt das Tempo bei den Teuerungen in Österreich allmählich nach. Im kommenden Jahr rechnen die heimischen Finanzvorstände hierzulande mit einer Inflationsrate von 7,5 % – das deckt sich mit der jüngsten Prognose von Wifo und IHS. Für die Eurozone erwarten die CFOs 6,5 %. Im Herbst 2022 lagen diese Werte noch bei 8 % beziehungsweise 8,5 %.
Verbessertes Investitionsklima
Der leichte Aufschwung spiegelt sich auch beim Investitionsklima wider: Während vor einem halben Jahr noch 74 % der Befragten davon ausgingen, dass sich das Investitionsklima in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird, ist aktuell noch die Hälfte der Finanzvorstände dieser Meinung. 13 % glauben in naher Zukunft sogar an eine Verbesserung.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Investitionsbereitschaft wieder zugenommen hat. 40 % denken mittlerweile wieder ernsthaft über die Erhöhung ihrer Investitionen nach, im vergangenen Herbst lag dieser Wert nur bei einem Viertel. Strategische Priorität haben nach wie vor der Ausbau der Digitalisierung (94 %), die Akquisition neuer Talente (92 %) sowie das organische Wachstum (88 %).
Cyber-Risiken und Fachkräftemangel
Trotz des sich verbessernden Umfelds ist die Sorgenliste der heimischen Finanzvorstände lang. Kopfzerbrechen bereiten vor allem potenzielle Cyber-Angriffe (88 %), der anhaltende Fachkräftemangel (86 %) und die zunehmende Regulierung (69 %). Auch die geopolitischen Spannungen (58 %) und der andauernde Krieg in Europa (50 %) stehen weit oben.
„Den Unternehmen machen auch die anhaltenden Lieferkettenprobleme seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges zu schaffen. Rund ein Drittel der Befragten ist derzeit davon betroffen. Zwar hat sich dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr deutlich verringert, die Stabilisierung der Lieferketten muss für die kommenden Monate trotzdem eine Priorität bleiben“, analysiert der Experte.
Optimistischere Zukunftsaussichten
Die Prognose für die kommenden Monate gibt Grund zu vorsichtiger Hoffnung: Mehr als ein Viertel der Finanzchefinnen und Finanzchefs zeigen sich angesichts der finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens optimistisch, knapp die Hälfte rechnet in den kommenden drei Monaten mit einem gleichbleibenden Niveau. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr zeigten sich noch mehr als die Hälfte der Befragten pessimistisch.
Kaum verändert hat sich hingegen die Einschätzung der Umsatzentwicklung. Ein Großteil (54 %) der CFOs glaubt aktuell, dass der Umsatz ihres Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten wesentlich oder leicht ansteigen wird.
„Die Finanzvorstände waren in den letzten Jahren stark gefordert und mussten ihre Unternehmen sicher durch multiple Krisen navigieren. Doch aktuell scheinen die größten Strapazen überwunden – und Österreichs Wirtschaft nimmt langsam neuen Schwung auf“, sagt Gerhard Marterbauer abschließend.
Das Beratungsunternehmen Deloitte analysiert halbjährlich die Stimmung unter österreichischen Finanzvorständen. Dieses Mal wurden dafür 50 Top-CFOs befragt.
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