Aus der wirtschaftlichen Krise können wir uns nicht herausimpfen

Zwar kann eine Spritze die Wende im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie bringen – für ein echtes wirtschaftliches Comeback braucht es aber noch mehr.
© IV/Michalski
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereiniung
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV).

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Meinung von IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer

Das Jahr 2020 hat uns allen wirklich alles abverlangt. Corona hat die Welt, hat Österreich, seine Menschen und Unternehmen vor Herausforderungen gestellt, die bis dahin kaum denkbar waren. Aber es hat sich auch gezeigt: Österreich kann sich auf jene Unternehmen verlassen, die weiterarbeiten durften. Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Versorgungssicherheit waren und sind in Österreich auch unter schwierigsten Bedingungen gewährleistet. Anpassungsfähigkeit, technologische Stärke und Innovationskraft der heimischen Betriebe haben sich als überlebenswichtig erwiesen. Diese Fähigkeiten braucht es auch weiterhin, denn die Corona-Krise ist noch nicht überstanden, es stehen noch harte Monate vor uns.

Das hat der Beginn des heurigen Jahres gezeigt: Die Dynamik dieser Pandemie macht Planbarkeit für viele Unternehmen fast unmöglich. Und es hat uns auch gezeigt, dass es – bei allen notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung des Infektionsgeschehens – nur einen wirklich nachhaltigen Weg aus der gesundheitlichen Krise gibt. Dieser Weg heißt: Impfen, impfen und nochmals impfen – rasch, transparent, unbürokratisch, mit einer klaren Strategie und der richtigen Prioritätensetzung, etwa, was Schlüsselarbeitskräfte betrifft. Denn die nun verfügbaren Impfstoffe sind die wahre Perspektive, nämlich jener „Gamechanger“ auf den wir das gesamte Jahr 2020 gewartet haben.

© PantherMedia/Avirozen
Nachhaltigen Aufschwung erreichen wir nur über Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze.

Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze

Die Bewältigung der Gesundheitskrise ist eine Seite der Medaille, die Bewältigung der wirtschaftlichen Krise die andere. Klar ist, dass Letzteres nicht ohne Ersteres funktionieren wird. Klar muss aber auch sein, dass wirtschaftliche Erholung kein Automatismus ist. Nachhaltigen Aufschwung erreichen wir nur über Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze. Belastungen für Menschen und Unternehmen müssen tunlichst vermieden werden, neue Steuern wären Gift für jede wirtschaftliche Erholung. Ähnliches gilt für belastende Effekte durch eine Umsetzung der neuen EU-Klima-Ziele. Hier gilt es, Ökologie und Ökonomie miteinander zu verbinden, statt gegeneinander auszuspielen. Österreichs innovative Unternehmen können hier gerade im Bereich Umwelttechnologie wertvolle Beiträge liefern. Entsprechende Forschungstätigkeiten und Investitionen in diesem Bereich gilt es weiter zu fördern – letzteres etwa mittels der äußerst erfolgreichen Investitionsprämie.

Eine echte Offensive braucht es auch bei der Digitalisierung. Corona hat hier einen massiven Schub bei bewirkt, aber auch Schwächen aufgezeigt. Das wirtschaftliche Comeback nach der Krise muss daher auch ein digitales sein. Das Thema Cybersecurity sollte dabei Gewicht haben. Aber nicht nur digitale Sicherheit ist entscheidend. Am Jahresanfang sind Österreich und Europa im Energiebereich an einem großflächigen Blackout vorbeigeschrammt. Schlimmeres konnte zum Glück verhindert werden. Die schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen einen derart umfangreichen Produktionsausfall liegen jedoch auf der Hand. Umso mehr muss sichere Energieversorgung und stabile Netze Sorge getragen werden. Ein moderner, international wettbewerbsfähiger Standort ist anders nicht denkbar.

2021 kann die Wende im Kampf gegen die gesundheitlichen Folgen der Pandemie bringen. Aus der wirtschaftlichen Krise können wir uns aber nicht herausimpfen. Wir müssen uns herausinvestieren, müssen Rahmenbedingungen schaffen, die den Boden für Wachstum und Arbeitsplätze schaffen – dann kann und wird auch das wirtschaftliche Comeback gelingen.

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