Heimische Unternehmen von Lieferkettenregulierungen anderer Länder betroffen

Das führt zu Aufwand, birgt aber auch Chancen, zeigt eine Studie der FHWien der WKW für das Wirtschaftsministerium.
© PantherMedia/mindscanner (YAYMicro)
Heimische Unternehmen von Lieferkettenregulierungen anderer Länder betroffen

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Das Kompetenzzentrum „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“ (FIW) des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) lud Ende August 2022 zur Präsentation aktueller Studien zum Thema unternehmerische Verantwortung und Lieferkettenverantwortung. Die Forscherinnen Maria Riegler und Melanie Rainer vom Institute for Business Ethics & Sustainable Strategy (IBES) der FHWien der WKW stellten dabei die Studie „Lieferkettenverantwortung in Österreich“ vor.  

Heimische Zulieferbetriebe 

Die IBES-Studie zeigt, dass nur 0,1% der heimischen Unternehmen direkt vom aktuellen Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission betroffen sind, der Unternehmen zur stärkeren Achtung der Menschen- und Umweltrechte in ihren Lieferketten verpflichten soll. Dennoch werden viele österreichische KMU wegen ihrer hohen Exportrate indirekt mit – teilweise sogar mehreren – Lieferkettenregulierungen anderer Länder konfrontiert.  

Zusätzlicher Aufwand 

Für die Umsetzung der damit verbundenen Sorgfaltspflicht müssen Unternehmen mit zusätzlichen finanziellen und personellen Aufwänden rechnen. Eine Nichtbeachtung des Themas birgt beispielsweise das Risiko einer Auslistung als Zulieferer. Dies betrifft insbesondere das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das bei Österreichs wichtigstem Handelspartner mit Anfang 2023 in Kraft tritt. Damit sind laut Studienautorin Maria Riegler „heimische Unternehmen in der aktuellen Situation als Zulieferer von den Lieferkettenregulierungen anderer Länder betroffen, ohne von den Reputationsgewinnen und anderen Vorteilen der Lieferkettenverantwortung zu profitieren“. 

© PantherMedia/Federico Caputo
Heimische Unternehmen von Lieferkettenregulierungen anderer Länder betroffen

Strategische Vorteile  

Denn abgesehen von Reputationsgewinnen zählen die Pflege von Stakeholder-Beziehungen zum Wissenstransfer sowie die durch umfassendere Risikoanalysen ermöglichten Evaluierungen und Optimierungen zu den Vorteilen der Lieferkettenverantwortung. Da unternehmerische Verantwortung für Menschenrechts- und Umweltthemen in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter an Relevanz gewinnen wird, kann die frühe Beschäftigung mit dem Thema auch österreichischen KMU eine Vorreiterrolle verschaffen. Deshalb empfiehlt Studienautorin Melanie Rainer den Unternehmen, „Lieferkettenverantwortung nicht als Verwaltungsaufwand, sondern vielmehr als nachhaltig ausgerichtete Investitionsmaßnahme zu sehen. Eine proaktive Auseinandersetzung mit dem Thema kann Unternehmen auch strategische Vorteile verschaffen.“ 

Über die Studie „Lieferkettenverantwortung in Österreich“ 

Um den ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Globalisierung besser als bisher zu begegnen, fordern Industrieländer zunehmend die Erfüllung von Sorgfaltspflichten von Unternehmen mittels Regulierungsinitiativen. Im Februar 2022 hat die Europäische Kommission zudem das „Proposal for a Directive on Corporate Sustainability Due Diligence“ veröffentlicht. Dieser Richtlinienentwurf soll Unternehmen zur stärkeren Achtung der Menschen- und Umweltrechte in ihren Lieferketten verpflichten. 

Im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) untersuchte das Institute for Business Ethics & Sustainable Strategy (IBES) der FHWien der WKW sowohl bestehende als auch geplante Lieferkettenregulierungen im Hinblick auf regulatorische und ökonomische Aspekte sowie hinsichtlich möglicher Vor- und Nachteile für Unternehmen. 

© PantherMedia/Jirsak
Heimische Unternehmen von Lieferkettenregulierungen anderer Länder betroffen

Dafür wurden mittels einer systematischen Literaturrecherche Daten im Kontext der unternehmerischen Lieferkettenverantwortung kategorisch aufbereitet. Es wurden öffentlich zugängliche Studien, internationale Medienberichte, Wirtschaftspublikationen, Berichte von NGOs sowie akademische Ressourcen verwendet. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten einen Überblick über die Relevanz von Lieferkettengesetzen für Österreich und ermöglichen eine politische Positionierung, insbesondere vor dem Hintergrund einer anstehenden EU-weiten Harmonisierung. 

StudienautorInnen: Anna Burton, Katharina Eggenweber, Melanie Rainer, Maria Riegler und Markus Scholz. 

Die Studie ist auf der Website des Kompetenzzentrums „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“ (FIW) des BMAW zu finden:

Zur Studie

FHWien der Wirtschaftskammer Wien (WKW) 

Die FHWien der WKW ist Österreichs führende Fachhochschule für Management & Kommunikation. Eng vernetzt mit den heimischen Unternehmen bietet sie eine ganzheitliche und praxisbezogene akademische Aus- und Weiterbildung für über 2.800 Bachelor- und Master-Studierende. Zwei Drittel der Lehrenden kommen direkt aus der Wirtschaft. Ein exakt auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnittenes Lehr- und Forschungsangebot bereitet die Studierenden optimal auf ihre Karriere vor. Seit ihrer Gründung 1994 hat die FHWien der WKW schon über 13.600 AbsolventInnen hervorgebracht. 

https://www.fh-wien.ac.at

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