Herr Pfarrwaller, Sie sind seit 2014 CEO von REXEL Austria, dem heimischen Marktführer im Großhandel von Elektroinstallationsmaterial und Elektrogeräten. Wie ist der “REXEL way of doing business” zu verstehen?
REXEL Austria ist mit den Marken Regro, Schäcke und der Tochtergesellschaft Comtech IT-Solutions führend im heimischen Elektrogroßhandel tätig. Regro richtet sich an Industrie- und Facility-Kunden, während Schäcke Elektrogewerbe und -handel bedient. REXEL ist seit 1997, also seit über 25 Jahren, in Österreich vertreten, verfügt über 18 Standorte und beschäftigt rund 700 Mitarbeiter:innen.
In der Unternehmensphilosophie von REXEL Austria hat die Verlässlichkeit gegenüber unseren Lieferanten, Kund:innen und Partner:innen oberste Priorität. Dabei bieten wir unsere 24-Stunden-Lieferungen quer durch Österreich, aber sehen uns auch als Full-Service-Anbieter und agieren nach der Prämisse von REXEL Austria: Alles aus einer Hand – einfach, schnell und zuverlässig. Dazu gehören qualitative Produkte, innovative Services, erstklassige Beratung sowie Schulung zu vielversprechenden Themen unserer Branche.
Marktführer zu sein bedeutet aber für uns auch Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur, indem wir das Tagesgeschäft professionell abwickeln, sondern auch, indem wir Impulse in der gesamten Branche – der Zukunftsbranche – setzen. Denn gemeinsam mit unseren Lieferanten, Kund:innen und Partner:innen leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende.
Wie hat sich Covid-19 auf Ihr Business ausgewirkt?
Die Pandemie hat uns zu Beginn vor neue Herausforderungen gestellt. Die Sicherstellung der Warenverfügbarkeit und die damit einhergehenden Kundenzufriedenheit war für uns eine zentrale Aufgabe. Wir haben es geschafft, unseren Kund:innen auch in turbulenten Zeiten ein verlässlicher Partner zu sein. Aufgrund der Systemrelevanz hat die gesamte Elektrobranche trotz Pandemie weitergearbeitet und damit nicht zuletzt wirtschaftlich und gesellschaftlich für Stabilität gesorgt. Generell kann man sagen, dass die letzten beiden Jahre verstärkt ins Zuhause investiert wurde, viele ältere Gebäude renoviert wurden und auch die elektrotechnische Infrastruktur im Fokus stand. Die Investitionsprämie hat hier im B2B-Bereich einen positiven Beitrag und somit einen Impuls geleistet. Die Pandemie, die zunehmende Elektrifizierung der Gesellschaft aufgrund der Energiewende und das Bündel an Initiativen gegen den Klimawandel, allen voran der „Green Deal“ der EU, haben einen Boom ausgelöst, sodass insbesondere das Elektrogewerbe noch immer laufend vor der Herausforderung steht, die enorme Nachfrage zu stemmen – und das vor dem Hintergrund von zunehmendem Fachkräftemangel und einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld, in dem längerfristige Planbarkeit der Vergangenheit angehört. Die Elektro- und Elektronikbranche ist wesentlich, um die Energiewende zu erreichen. Ein plakatives Beispiel sind „Smart Buildings“: Diese bilden einen Wachstumsmarkt und versprechen nicht nur mehr Komfort, sondern auch eine effizientere Nutzung von Energie.
Kürzlich wurden rund sieben Millionen Euro in die Logistik investiert, was genau wurde damit angeschafft?
Das logistische Rückgrat des Unternehmens bildet seit über 15 Jahren das zentrale REXEL DC (Distribution Center) im oberösterreichischen Weißkirchen, welches 2018 zum besten Logistikzentrum Österreichs gekürt wurde. Um den Service für Kund:innen auf ein neues Level zu heben und um Mitarbeiter:innen von manuellen Aufgaben zu entlasten, investieren wir in eine teilautomatisierte Logistiklösung zur Handhabung von Kleinteilen. Zusätzlich haben wir unsere Lagerkapazitäten erhöht, indem wir ein zusätzliches Lager in Wels geschaffen und jenes in Wien ausgebaut haben.
Neben den logistischen Dienstleistungen fließen die Investitionen in die Modernisierung unserer Standorte (österreichweit) und in Digitalisierungsprojekte. Letzteres bedeutet konkret: Wir legen verstärkten Fokus auf individuelle Kundenansprache durch neue, datengetriebene Technologien und Spezialisierung der Teams. Etwa wird das Software-Angebot der Tochtergesellschaft Comtech IT-Solutions modernisiert.
Was macht REXEL zu einem attraktiven Arbeitgeber?
Mitarbeiter:innen von REXEL Austria leisten mit zukunftsorientierten Ideen einen Beitrag zur Lebensqualität nächster Generationen. Denn die Energiewende ohne Elektrotechnik ist wie ein Leben ohne Strom – möglich, aber schwierig. Gemeinsam schaffen wir die Ressourcen, Schnittstellen und das Know-how, um die Energiewende im Spannungsfeld von wirtschaftlichem Wachstum und ökologischer Nachhaltigkeit voranzutreiben. Zudem sind wir ein Unternehmen mit überdurchschnittlichem Marktwachstum. Diese Kombination macht den Arbeitsplatz bei uns sehr zukunftssicher.
Zusätzlich ist es unser Ansatz, Talente aus den eigenen Reihen zu identifizieren, Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen und transparente Karrierepfade zu schaffen. So werden beispielsweise Seminare zu technischen, innovativen Themen wie Photovoltaik und Elektromobilität, aber auch Coachings und Workshops zur persönlichen Weiterentwicklung angeboten. Es ist Bestandteil unseres Talentmanagements und des individuellen Entwicklungsplans, der zusammen mit der jeweiligen Führungskraft erstellt wird.
Um dem vielzitierten Fachkräftemangel Abhilfe zu schaffen: Welche Maßnahmen sind diesbezüglich aus Ihrer Sicht vorrangig notwendig?
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels setzen wir bei REXEL Austria verstärkt auf Selbstausbildung, seien es Lehrlinge oder Spezialisierungen unserer Mitarbeiter:innen. Zusätzlich legen wir einen Fokus auf Employer Branding und entwickeln aktuell neue Konzepte in diesem Bereich. Generell würde ich mir persönlich mehr Frauen in männerdominierten Sektoren, wie unseren, wünschen. Das ist aber leider in der Elektrobranche allgemein nicht so einfach, da gibt es noch viel zu tun, aber die Entwicklung bei uns geht in die richtige Richtung.
Zudem ist es wesentlich, das Image des Lehrberufes aufzuwerten. Auch spezifischere Lehrpläne in Berufsschulen sind hilfreich – diese gibt es in Deutschland schon, in Österreich aber noch nicht. Einen weiteren Baustein zur Kompensation von fehlenden Fachkräften können neue Ausbildungsmöglichkeiten bilden. So hat etwa die Bundesinnung der Elektrotechnik unterstützt vom Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels und der Elektroindustrie das neue Berufsbild „Elektropraktiker“ geschaffen. So wird es Arbeitssuchenden ermöglicht, rasch in der Welt der Elektrotechnik Fuß zu fassen und Umsteiger werden dazu motiviert, sich beruflich neu zu orientieren.
Aber wir haben noch viel zu tun, die noch notwendigen Fachkräfte in allen Ausbildungsstufen (von der Lehre bis zur Universität) zu bekommen.
Wie wirken sich die steigenden Energiepreise und der Ausbau der erneuerbaren Energie auf Ihr Business aus?
Kostendruck in Kombination mit wachsendem Umweltbewusstsein führt dazu, dass sich sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen verstärkt mit der Thematik Energieeffizienz auseinandersetzen. Die Elektro- und Elektronikbranche gilt als Wegbereiter für die Energiewende. Wir sehen es daher als unsere Pflicht, unser Wissen weiterzugeben – u.a. in Form von Schulungen unserer Kund:innen, etwa zum Thema Energiemonitoring. Bei Unternehmen wird es immer beliebter, die Abhängigkeit von fossilen Energien und somit von steigenden Preisen zu reduzieren und ein autarkes Energiesystem zu schaffen – bestenfalls aus rein erneuerbaren Energien, wie Wasser- und Windkraft, Solarenergie, biogenen Energieträgern und Geothermie. Einen enormen Boom beobachten wir vor allem bei Solarenergie und bei E-Mobilitätskonzepten. Besonderes Zukunftspotential für unsere Branche sehen wir im Bereich „Smart Building“, wo intelligentes Energiemanagement gekoppelt mit Komforterhöhung im Zentrum steht.
Der Fachkräftemangel führt verstärkt zu Automatisierungsinvestitionen in der Industrie. Insgesamt ist natürlich die Inflation bei Produkten und Energiepreisen eine enorme Herausforderung für alle Marktteilnehmer:innen. Hier werden wir sicherlich noch einige Marktveränderungen sehen. Für die Herausforderungen im Rahmen der Energiewende sind wir als Rexel gut aufgestellt, um unseren Stakeholdern ein wertvoller Partner für sämtliche Lösungen zu sein. Sei es in der Supply Chain, bei Automatisierungen oder im Rahmen der erneuerbaren Energie.
Seit Ende 2020 sind Sie zusätzlich Obmann des Elektro- und Einrichtungsfachhandels in der Wirtschaftskammer – was möchten Sie bewirken?
Ein großer Punkt ist die Digitalisierung – nicht nur in puncto Ausbildung, sondern es geht auch darum, die Betriebe zu unterstützen, ihre Rolle in Zukunftsthemen wie etwa „Smart Building“ zu finden, sodass sie die Möglichkeiten entsprechend nutzen können. Die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von österreichischen Handelsunternehmen ist ebenso ein wichtiges Thema. Es ist wesentlich, die bestehenden Benachteiligungen im Vergleich zu internationalen Online-Anbietern zu minimieren (z.B. Speichermedienvergütung). Es stellt sich daher die Frage, ob sich dieser Bereich zukünftig nicht anderes organisieren ließe, um den österreichischen Handel zu entlasten – z.B. indem man alle diese Abgaben in eine Art Haushaltsabgabe umwandelt. Ein Anliegen ist es mir auch, die Lehrberufe und Ausbildungen noch attraktiver zu gestalten, um für Nachwuchs in der Branche zu sorgen.
Sie können EIN globales Problem lösen – welches wäre das?
Ich selbst engagiere mich seit 2003, also seit fast 20 Jahren, für das Thema Nachhaltigkeit. Die Herausforderungen im Zuge der Energiewende und Energieeffizienz sind sicherlich etwas, was mich bereits fast mein ganzes Berufsleben begleitet und weiter begleiten wird.