Eine Einschätzung der weiteren Entwicklung ist aktuell so schwierig wie lange nicht mehr. Die Aktienmärkte erholen sich derzeit zwar von den Tiefständen im März, Anleger müssen jedoch weiterhin aufgrund der politischen Situation mit großen Unsicherheiten rechnen. Zusätzlicher negativer Aspekt: Die Inflationsentwicklung gewinnt weiter an Dynamik – und auch an Breite.
“Der Inflationsverlauf ist noch nicht gebremst und nun liegt im Euroraum auch die Kerninflation – also die Preisentwicklung ohne Lebensmittel- und Energiekosten – über der von der EZB ausgegebenen Zielmarke von zwei Prozent”, sagt Markus Dürnberger, Leiter Asset Management im Bankhaus Spängler. “Der Preisanstieg geht jetzt quer durch fast alle Gütergruppen, und er wird spürbarer, denn der reale Kaufkraftverlust in den letzten sieben Jahren liegt nun bei 13 Prozent im Euroraum, Tendenz stark steigend.”
Fed voran, EZB hinterher
Die Geldpolitik befindet sich in einem Dilemma. Einerseits macht der rapide Inflationsanstieg Zinserhöhungen notwendig, andererseits könnte dadurch das Wachstum weiter gebremst werden. Geplant ist eine schrittweise Zinserhöhung durch die Notenbanken auf jeden Fall. „In den USA wird am Markt aktuell davon ausgegangen, dass die amerikanische Notenbank FED nach einer ersten schon durchgeführten Zinserhöhung noch fünf bis acht weitere Zinsschritte setzt. Trotz des hohen Inflationsniveaus wird am Markt davon ausgegangen, dass die EZB weiterhin expansiver agieren wird. Der Markt hat derzeit für Europa zwei Zinserhöhungen von in Summe 55 Basispunkten eingepreist”, so Dürnberger.
Aktien: USA und Europa als Gewinner
Es lohnt sich immer, einen etwas breiteren Blick auf die vergangene Entwicklung der Aktienmärkte zu werfen. In den letzten 15 Monaten liegen diese trotz der verschiedenen Turbulenzen sowohl in den USA mit 25,5 Prozent als auch in Europa mit 11,6 Prozent klar im positiven Bereich. China hinkt mit einer Steigerung von nur 3,5 Prozent in diesem Beobachtungszeitraum etwas hinterher. „Seit Jahresbeginn liegen alle Märkte natürlich im Minus, dennoch ist die Lage insgesamt derzeit noch als stabil zu bewerten”, meint Dürnberger. „Die nun anstehende Berichtssaison für das erste Quartal wird einen Einblick in die Unternehmensseite geben. Es ist damit zu rechnen, dass die Unternehmen einem erhöhten Margendruck aufgrund steigender Inputkosten und Lieferengpässe ausgesetzt sein werden.”
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